Komm pack das Ding doch nochmal aus und spiel so schön wie früher…

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Angeregt durch Gudruns musikalische Geschichte und Gudruns Wunsch ich solle doch auch berichten - erinnerte ich mich auch an meine Kindheit zurück.

In den sechziger Jahren kam in unser kleines Städtchen ein Akkordeon Lehrer und bot für Kinder und Jugendliche Akkordeon Unterricht an. Meine Eltern waren total begeistert - Hans Albers ein Schauspieler und Sänger sang viele Seemannslieder die zu Herzen gingen - er sang berührende Lieder von Fernweh, Heimweh und der Liebe. Viele seiner Lieder begleitete er mit seinem Akkordeon. Und so bekam ich dank Hans Albers ein Akkordeon und durfte zum Unterricht gehen.
Das Instrument war schwer und am Anfang war es ein richtiger Kraftakt für mich dieses Instrument auseinander zu ziehen. Die Noten kannte ich schon - wir hatten ja im ersten und zweiten Schuljahr Blockflöten Unterricht.
Ich war eine fleißige Schülerin und ich übte gerne und viel, weil ich das Instrument liebte und meinen Eltern und Großeltern natürlich eine Freude bereiten wollte. Kurze Zeit später bekamen wir einen neuen Musiklehrer - ich war sehr beeindruckt von ihm. Er wirbelte mit den Fingern über die Tasten und Bassknöpfe - dass es eine wahre Freude war ihm zuzusehen. So wollte ich auch einmal spielen können - das war mein Traum. Wir bekamen immer ein Musikstück als Hausaufgabe und mussten es vor der gesamten Akkordeon Gruppe vorspielen. Das fand ich schön und so übte ich fleißig, um so gut wie möglich fehlerfrei vorzuspielen. Es wurde dann auch ein Akkordeon Orchester gegründet - es hielt aber nur kurze Zeit - unser Lehrer zog weg und ein Nachfolger wurde nicht gefunden.

Ein paar Jahre später begeisterte ich mich für eine Gitarre. Eine liebe Frau gab einer kleinen Gruppe - ich denke wir waren 4 Schüler - zuhause bei sich unentgeltlich Gitarren Unterricht. Wir lernten schnell und sangen zur Gitarre schöne Lieder. Ein Lied gefiel meiner Mutter besonders gut - „dieAffen rasen durch den Wald…“.
An den Wochenenden bekamen meine Eltern oft Besuch. Ich saß dann immer ganz still in meinem Kinderzimmer und konnte schon vorhersagen was nach einiger Zeit meine Mutter in Richtung Kinderzimmer rief:“Heide - komm doch mal mit deiner Gitarre zu uns und spiel mal das lustige Lied von den Affen“.
Da ich ein braves Kind war, lief ich sogleich los und spielte und sang freudig das lustige Affenlied : die Affen rasen durch den Wald, der eine macht den andern kalt - die ganze Affenbande brüllt: Wo ist die Kokosnuss- wo ist die Kokosnuss , wer hat die Kokosnuss geklaut usw.“
Ob die Gäste das Lied lustig fanden oder nur aus Höflichkeit lachten und klatschten wusste ich nicht. Als ich dann in die Pubertät kam weigerte ich mich den Affen Song zu singen und die Gitarre wanderte in den Keller - wo sie heute noch steht - vergessen und vorbei die Affen Trällerei.

Viele Jahre vergingen und ich hatte mein Akkordeon schon ganz vergessen. Während des Corona Lockdown putzte und entrümpelte ich das ganze Haus und siehe da in einer Ecke im Keller - überlagert mit alten Handtüchern fand ich meinen alten Akkordeon Koffer. Ich war sofort begeistert und öffnete fast schon ehrfürchtig den alten grauen Kasten in dem mein geliebtes Akkordeon lag. Der Notenständer und die Notenbüchlein lagen dahinter verstaut in einer Tasche.
Am selben Abend noch saß ich mit meinem Akkordeon vor dem verblassten blauen Notenständer und spielte zuerst einmal die leichten Anfangslieder. Es klappte auf Anhieb wieder - ich konnte es kaum glauben. Dann wagte ich mich an die schweren Musikstücke und auch hier klappte es relativ gut. Ein paar Fehler gab es natürlich - aber das war nicht schlimm. Während des Lockdown habe ich immer wieder den Akkordeon Koffer geöffnet und mein geliebtes Akkordeon herausgeholt und die schönen alten Walzer - die flotten Tangostücke - die zünftige Marschmusik - die beschwingte Polka und die urigen und heimeligen Ländler gespielt.

Und heute spiele ich nicht mehr
und mein Akkordeon steht im Keller -
Komm pack das Ding doch nochmal aus und spiel so schön wie früher…(würde Udo sagen..)!

Ich halte es wie Gudrun - ich spiele nur für mich allein - weil es mir Freude bereitet.

Autor:

Heide Böllinger aus Bad Friedrichshall

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