Wandern um Neipperg - wo die letzte "Hexe" des Kraichgaus geboren wurde

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Bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen waren wir gestern mit unserer Wandergruppe auf einer sehr schönen Tour im Zabergäu unterwegs. 

Diesmal hatte aus unserer Gruppe ich das Vergnügen, als Wanderführerin die Tour zu planen und war sie in den Tagen davor mit einem Freund vorgewandert. Das Zabergäu ist eine meiner Lieblingsregionen im Ländle, mit all den Weinbergen und damit tollen Ausblicken übers Land und den bunten Farben im Herbst, aber auch dem Naturpark Stromberg-Heuchelberg. Ideal zum Wandern. 

Beim Aussuchen der Tour bin ich auf das Drama der letzten "Hexe" des Kraichgaus gestoßen. Anna Maria Wagemann wurde um 1650 in Neipperg geboren und ist dort aufgewachsen. Später hat sie einen Fürfelder geheiratet und zu einem unehelichen Kind noch zwei eheliche Kinder bekommen. Ihr Leben war von Armut geprägt.

Das Drama begann, als Angehörige aus der Familie und vor allem ihre Schwiegertochter, mit der sie sich nicht gut verstand, sie als Hexe verleumdeten. Diese sagte, die Schwiegermutter habe ihrem Sohn früher ein Wolfsherz verfüttert, damit er böse werde. Sie kannte sich auch mit Kräutern gut aus, was in der damaligen Zeit  oftmals bereits als Hexerei gesehen wurde. Es kamen unzählige weitere Anschuldigungen hinzu, sodass sie der Hexerei angeklagt wurde. 

Im Zuge des Prozesses wurden auch ihre Schwiegertochter, die dabei selbst in den Verdacht der Hexerei geriet und zwei minderjährige Enkelinnen angeklagt, aber frei gesprochen. 

Der Prozess dauerte ca. 9 Monate und am Ende wurde Anna Maria Wagemann der Hexerei und Zauberey als schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Das Todesurteil wurde 1717 auf dem Richtplatz in Fürfeld vollstreckt - sie wurde öffentlich verbrannt.

Das war die letzte bekannte Hexenverbrennung im Kraichgau...…..

Auf unserer Wanderung erinnert nichts mehr an dieses schlimme und tragische Schicksal. Aber wir konnten uns gut vorstellen, dass auf manchen unserer Wege einst auch Anna Maria Wagemann gegangen ist. 

Die Wanderung:
Zu neunt sind wir heute unterwegs. Wir starten die Tour an der Alten Kelter in Neipperg. Sie liegt mitten in dem kleinen Weinörtchen. Gegenüber steht das alte Rat- und Schulhaus, das bereits seit vielen Jahren ein Restaurant beherbergt. 

Auf einem schmalen Pfad steigen wir zur Burg Neipperg hoch, die dem Ort seinen Namen gegeben hat und auch heute noch das Dorfbild prägt.  Früher war sie Stammsitz der Grafen von Neipperg, heute ist sie ein Wirtschaftshof. Von dort oben bietet sich schon der erste schöne Blick ins Zabergäu, auch wenn die Sicht ein bisschen diesig ist. 

Von der Burg wandern wir ins Tal, queren die Ortsstraße und weiter geht's durch einen verwunschenen Hohlweg hinauf zu den Weinbergen. Immer wieder lohnt sich ein Blick zurück, auf die Burg, die nun gegenüber liegt und ins Tal.

Oben auf der Höhe angekommen, geht es eben voran, bis wir am Wanderparkplatz zwischen Schwaigern und Neipperg ankommen, von dem es weiter Richtung Hörnle geht. Auch von hier gibt's schöne Ausblicke ins Umland.

Nun führt uns unser Weg ins Tal und auf der anderen Seite über den "Hörnleweg" und durch den Wald stetig leicht bergauf, bis wir aus dem Wald auftauchen und über den Weinbergen unserer Mittagsrast entgegenlaufen. Die Sonne scheint uns nun ins Gesicht, wärmt und wir strahlen mit ihr um die Wette. Derweil genießen wir den ganzen Weg die herrlichen Ausblicke ins Heilbronner Land, die Löwensteiner Berge, Stromberg und Zabergäu. 

Ein letzter steiler, aber kurzer Anstieg, ein schmales Pfädchen und schon sind wir in der "Waldschenke Hörnle" angelangt. Gott und die Welt ist heute hier bei diesem schönen Wetter. Jeder möchte von hier oben die tolle Aussicht genießen, so wie wir halt auch. Welch ein Glück - wir finden alle zusammen einen Tisch auf der Terrasse. Trotz Schlange an der Essensbestellung geht es schnell. Schon haben wir unser Essen und die Getränke, denn mittlerweile sind wir doch recht hungrig. Im Februar draußen sitzen und essen - Waaaahnsinn! Und wunderbar!!!! 

Noch ein letzter Rundblick von diesem Aussichtsbalkon und wir machen uns auf den kurzen Rückweg. Oberhalb der Weinberge, das Schloss Stockheim fast immer im Blick und die Sonne im Gesicht, schlendern wir guter Dinge, zufrieden und voller schöner Eindrücke nach Neipperg zurück. 

Es war ein superschöner Wandertag mit unserer kleinen Truppe. 

Tourenlänge: ca. 11 km. Eine absolute Genusstour!
Track zu finden auf outdooractive "Neipperg - wandern, wo die letzte Hexe des Kraichgaus geboren wurde". 

Die Fotos sind eine Mischung aus Vorwanderung und Wanderung.

Autor:

Sigrid Schlottke aus Bad Rappenau

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