Hochkarätiger Konzertabend in der Herzogskelter
Linsey Coppens und Yuri Aoki präsentierten Mythen „Von Kelten und Germanen“

Konzertabend "Von Kelten und Germanen in Oper und Lied" mit Linsey Coppens (Mezzosopran) und Yuri Aoki (Klavier) | Foto: Leonore Welzin
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  • Konzertabend "Von Kelten und Germanen in Oper und Lied" mit Linsey Coppens (Mezzosopran) und Yuri Aoki (Klavier)
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Zur Vernissage der großartigen Gunther Stilling-Doppelausstellung anlässlich seines 80. Geburtstags hatte Enrico De Gennaro die Mezzosopranistin Linsey Coppens und die Pianistin Yuri Aoki eingeladen. Der Bildhauer und sein Publikum waren von dem Duo des Stuttgarter Staatstheaters so begeistert, dass ein Konzertabend unter dem Titel „Von Kelten und Germanen in Oper und Lied“ auf’s Güglinger Kulturprogramm gesetzt wurde. Eine prima Idee. Warum sich allerdings nur ein handverlesenes Publikum einfand, steht in den Sternen. Am inhaltlichen Spektrum lag es ebenso wenig wie an der traumhaften musikalischen Darbietung von Gesang und Klavierspiel der Belgierin Coppens mit der Japanerin Aoki.

Gespannte Stille liegt im Saal der Herzogskelter, als Coppens‘ kristallklarer funkelnder Sopran zunächst mit zwei Versionen des Schwans, Symboltier für Schönheit, Reinheit und Erhabenheit, den Abend eröffnet. „Le cygne“ von Maurice Ravel und „Ein Schwan“ von Edvard Grieg illustrieren die elegante Bewegung des Wasservogels. Er repräsentierte bei den Kelten den Lauf der Sonne, wurde im Mittelalter zum majestätischen Schmucktier und in der Romantik zum auratischen Rätselwesen stilisiert.

Museumsleiter Enrico De Gennaro skizziert vor jedem Set aus drei bis sechs Stücken den inhaltlichen und historischen Zusammenhang. Nach den Schwänen folgt aus Robert Schumanns Liederkreis Op. 39 das „Waldesgespräch“, ein Dialog zwischen zwei musikalischen Sphären: Während die Worte des Reiters mit forschen punktierten Rhythmen und Hornquinten unterlegt sind, wird die Loreley zunächst mit harfenartigen, später mit dramatischen Akkorden begleitet. In diesem Lied zeigt sich auch die Musikalität der Eichendorff-Gedichte, der Mann bevorzugt kurze, konsonantenreiche Worte, die Zauberin aber solche mit langen und dunklen Vokalen.

Wie hypnotisiert von der „Loreley“ erkennt das Publikum den Text von Heinrich Heine „Ich weiß nicht was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin…“. Hier erklingt nicht die vertraute Volksweise von Friedrich Silcher (der das Gedicht seine Popularität verdankt) sondern die wesentlich markantere Vertonung von Clara Schumann: „Sie kämmt ihr goldenes Haar. Sie kämmt es mit goldenem Kamme, und singt ein Lied dabei; das hat eine wundersame, gewaltige Melodei.“ Buchstäblich mitreißend ist die Interpretation des Duos, das mit den letzten Strophen „Den Schiffer im kleinen Schiffe Ergreift es mit wildem Weh’; Er schaut nicht die Felsenriffe, Er schaut nur hinauf in die Höh’. Ich glaube, die Wellen verschlingen Am Ende Schiffer und Kahn; Und das hat mit ihrem Singen Die Lorelei getan“, Rheinromantik sind vertraute Gefilde, das Publikum traut sich an diesem Abend erstmals zu applaudieren!

Der Bann ist gebrochen! Bei aller Zurückhaltung der Pianistin bietet Aoki solistisch mit „Isoldes Liebestod“ von Franz Liszt nach Richard Wagner und „La dernière rose“ Op. 46 von Joachim Raff nach dem alten irischen Song „The last rose of summer“ – subtil und gefühlvoll virtuose Tastenkunst auf ganz hohem Niveau.

Die Magie der Musik findet sich erst recht im Keltischen: Vincenzo Bellini lässt die Druiden-Priesterin „Norma“ nach ihrem Latin Lover in Belcanto-Manier schmettern. Bei Henry Purcell lässt „King Arthur“ den Verlust der Geliebten in der Arie „What Power Art Thou?“ beklagen und erstarrt Ton für Ton zu Eis. Mit zwei Gesangsnummern aus der burlesken Operette „Die lustigen Nibelungen“ (Musik: Oscar Straus; Text: Rideamus) zeigt das Duo in heiterem Ton eine glanzvolle Parodie! Ein viel zu selten gehörtes Werk! Ein toller Konzertabend auf schwindelerregend hohem Niveau!

Text und Fotos von Leonore Welzin

Autor:

Römermuseum Güglingen aus Güglingen

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