Bildung
21.06.2024: Typisch Deutsch – gibt es das überhaupt?

Foto: Adobe Stock/ Zarya Maxim

Ein Abend voller spannender Impulse, unterschiedlicher Perspektiven und inspirierender Fragen fand Ende Juni im Rahmen des Sommers der Vielfalt statt. Gemeinsam mit dem Landratsamt Heilbronn lud die vhs Unterland Prof. Dr. Gundula Gwenn Hiller ein, aus ihrem Buch „Was wir von anderen Kulturen lernen können“ zu lesen und an einer Podiumsdiskussion teilzunehmen. In ihrer Lesung hinterfragte Frau Prof. Dr. Hiller dabei immer wieder die Stereotypen, die in den Köpfen der Menschen vorherrschen. Im Gespräch mit Roswitha Keicher, Direktorin der vhs Unterland, berichtete Frau Hiller von ihren Erfahrungen auf Reisen im Ausland, von Diskussionen im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit und zeigte auf, wie wichtig es ist, sich selbst und die eigenen Einstellungen zu hinterfragen.
Dieser Bericht wurde im Rahmen einer Podiumsdiskussion zunächst durch Herrn Rahman Abbasi ergänzt, der aus Afghanistan nach Deutschland kam, mittlerweile seine zweite Ausbildung absolviert und sich in der freiwilligen Feuerwehr engagiert. Auch er berichtete, dass der Umgang in Deutschland anders ist als in anderen Ländern, dass der Ton zwar oftmals rauer ist, aber die Menschen trotz dieses Tons am nächsten Tag wieder freundlich aufeinander zugehen können.
Im zweiten Teil der Lesung wurde der Fokus auf zwischenmenschliche Beziehungen gelegt. Prof. Dr. Gundula Gwenn Hiller zeigte auf, wie unterschiedlich die Art der Kommunikation in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern ist und bestätigte damit auch Herrn Abbasis Eindrücke.
Herr Simon Shakra, der in Syrien geboren und aufgewachsen ist, hat nach einem Politik- und Geschichtsstudium in Gießen als Integrationsmanager gearbeitet und ist nun stellvertretende Sachgebietsleitung im Integrationsdienst. Er zeigte in seinen Beiträgen deutlich, dass Integration nur funktioniert, wenn die Aufnahmegesellschaft auf Zugewanderte zugeht und die Zugewanderten Interesse und Offenheit gegenüber dieser Gesellschaft haben. Nur so können Vorurteile und Sprachbarrieren abgebaut werden und alle voneinander lernen.
Als dritte Teilnehmerin der Podiumsdiskussion kam Frau Susan Barth auf die Bühne. Die Diplom Psychologin ist Gründerin der Beratungsagentur „matters“, die Unternehmen und Organisationen dabei unterstützt, in einer Welt wie dieser „das Richtige“ zu tun: Mehr Verantwortung zu übernehmen. Sie schilderte, dass Veränderungen Menschen immer schwerfallen und dass Veränderungen immer zunächst zu Ablehnung führen. Umso wichtiger ist es, immer wieder Impulse zu geben und Anregungen zu schaffen, um gemeinsam gesellschaftliche Entwicklungen anzugehen.
Besonders beeindruckt hat eine Geschichte, die Herr Abbasi erzählte. Dreimal musste er seine Hilfe einem deutschen Herrn in einer Situation anbieten, bis seine Hilfe angenommen wurde. Aus dieser Begebenheit entwickelte sich eine langjährige Freundschaft, von der beide Familien vielfältig profitieren. Eine Geschichte, die Susan Barth als den Abbasi-Faktor bezeichnete: Die Hartnäckigkeit mit der Herr Abbasi seine Hilfe angeboten hat und sich nicht durch die ablehnende Haltung hatte abweisen lassen. Eine Haltung und Situation, von der wir alle lernen können.
Wie wertvoll der Abend nicht nur für die Zuhörer*innen sondern auch für die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion war, zeigte sich am Fazit der Runde:
Gundula Gwenn Hiller betonte, dass dieser Abend es geschafft habe „neue Perspektiven zu entwickeln und den Horizont zu erweitern“.
Rahman Abbasi war „dankbar für die Veranstaltung, die Offenheit und den Austausch“.
Simon Shakra rief zu „mehr Mut auf, miteinander und nicht übereinander zu reden, Gemeinsamkeiten und nicht Unterschiede zu suchen und offen auf Flüchtlinge zuzugehen.“
Susan Barth hob den Abbasi-Faktor nochmals hervor: zu lernen, Fehler zu machen und uns diese gegenseitig zu verzeihen.
Wir danken allen an diesem Abend Beteiligten, die gezeigt haben, dass wir einen gesellschaftlichen Zusammenhalt nur gemeinsam schaffen und stärken können und dass jede und jeder hierfür verantwortlich ist.

Autor:

Volkshochschule Unterland aus Heilbronn

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