Friedhofsbewohner 2021-II
Hier die Ausbeute einer knapp einstündigen Fotopirsch auf dem Hauptfriedhof HN am 13.1.2021, wieder mit eiskalten Fingern.
Ein Wort zu dem bei vielen Bildern deutlich sichtbaren Grauanteil im Fell: das ist das übliche graue Winterfell, das zu Winterbegin zwischen dem normalen Fell wächst und im Frühjahr wieder ausgeht.
Mit den gefürchteten grauen amerikanischen Hörnchen hat das nichts zu tun. Die gibt es derzeit in Europa nur in GB und Italien. Sie sind gefürchtet, weil sie eine Gefahr für die heimischen rot-braun-schwarzen Europäischen Eichhörnchen sind. In GB sind sie aber dank Bekämpfungsmaßnahmen auf dem Rückzug. Die Gefahr, dass sie von Italien über die Alpen zu uns kommen, wird als gering eingeschätzt.
Auf einigen Bildern sind Eichhörnchen mit ganzen Walnüssen zu sehen. Diese können sie ab einem gewissen Alter auch gut knacken. Jungtiere können das noch nicht und sollten daher mit geknackten Nüssen gefüttert werden.
Zu ihrem Gebiss-Aufbau ein Buchausschnitt:
Eichhörnchen sind Nagetiere und als solche mit Mäusen und Ratten verwandt. Die beiden kräftigen Nagezahnpaare im Ober- und Unterkiefer kennzeichnen sie eindeutig als Angehörige dieser artenreichen Gruppe kleiner und mittelgroßer Säugetiere. Die Nagezähne bekommen wir allerdings nur zu sehen, und das meist recht unvollständig, wenn das Eichhörnchen eine Nuss damit packt und in unserer Nähe mit dem Aufnagen beginnt. Was wir dabei nicht erkennen, ist der besondere Bau des Gebisses.
Auf das Paar Schneidezähne im Ober- und im Unterkiefer folgt nämlich eine große Lücke, in der es keine Zähne gibt. Sie reicht nach hinten bis zu den Backenzähnen. Wäre unser Gebiss von Natur aus so gebaut, könnten wir zwar nagen, mehr schlecht als recht allerdings, weil unsere Schneidezähne dafür deutlich zu kurz geraten sind, und auch mit den Backenzähnen noch kauen, aber nicht richtig abbeißen. Sollten wir Eckzahn und Vorbackenzähne einbüßen und so eine Lücke nach den Schneidezähnen bekommen, lassen wir uns vom Zahnarzt eine entsprechende Brücke fertigen, damit unser Gebiss wieder voll funktioniert.
Eichhörnchen haben keine solchen "Brücken". Sie brauchen diese auch nicht. Ihr Gebiss wirkt anders und im Hinblick auf harte Nüsse weitaus besser als unseres. Die Lücke zwischen den Schneide- und den Backenzähnen benötigen sie sogar, um die Nahrung richtig bearbeiten zu können. Denn sie packen mit den oberen Schneidezähnen zu und nagen mit den unteren Stück für Stück ab. Der fest am Schädel verankerte Oberkiefer bildet das Widerlager. Beweglich, also zum Nagen fähig, ist nur der Unterkiefer. Das Verwertbare, die eigentliche Nuss, zermalmen sie dann ähnlich wie wir mit den Backenzähnen.
Mit unseren Schneidezähnen könnten wir keine Hasel~ oder Walnuss knacken. Eichhörnchen tun dies hingegen sehr erfolgreich. Das liegt daran, dass ihre Schneidezähne, die oberen, wie die unteren, einen großen Bogen machen und weit hinten in der Nähe der Backenzähne im Kieferknochen ansetzen. Dadurch wirkt das Nagergebiss wie eine Kneifzange. Der Druck, den die Kaumuskeln auf die Spitze der Schneidezähne übertragen können, ist gewaltig. Von Eichhörnchen sollte man sich nicht beißen lassen. Die Nagezähne gehen tief; tiefer als man es dem netten Mäulchen zutrauen würde.
Quelle: Josef H. Reichholf: Das Leben der Eichhörnchen, Hanser Verlag
In höherer Auflösung bei Flickr - mit den Pfeil rechts durchklicken.
Autor:Wolfgang Kynast aus Heilbronn |
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