Geheimnisvoller Winterwald
Jede Jahreszeit bietet ganz besondere Erlebnisse im Wald. Das erste Grün, die ersten Anemonen und der wohlduftende Waldmeister im Frühlingswald sind höchst beeindruckend und fördern die Lebensfreude. Der Sommer mit seinem frischen kühlen Waldluft, den ersten Pilzen, reifen Brombeeren und Himbeeren sind ein Erlebnis. Der Herbstwald mit seinen herrlichen Farben sind eine Klasse für sich und der Winterwald bietet eine völlig andere Welt. Wenn der Schnee so fällt, dass die Zweige hoch beschneit sind, verliert sich der Schall und es herrscht völlige Ruhe. Der Wald wird jetzt zum wahren "Zauberwald". Waldspaziergänger genießen die Ruhe, die Winterluft und lauschen den eigenen Tritten im knirschenden Schnee. Ein Lächeln schmückt das Gesichter der Waldbesucher. Der Zauber der Natur ist jetzt überdeutlich zu erleben und zu spüren.
Die Jäger bringen jetzt den im Herbst hergestellten Obsttrester und Mais für Rehe und Wildschweine aus, die diese Gaben gerne annehmen. Wo es noch Rebhühner und Fasanen gibt, werden wegen der Raubvögel überdachte Schütten mit allerlei Körnern versehen. Den Jäger freut es, wenn er die Spuren vom Vortag im Schnee sehen kann. Ein nächtlicher Ansitz, dick vermummt bei Schnee und gutem Mond bedeutet wahres Glück. Kein noch so schön gedrehter Fernsehfilm kann das Ansitzerlebnis im Winterwald toppen. Ja, in der Nacht lebt der Wald. Der Waldkauz und die Nachtohreule fliegen lauern auf einem Ast auf Beute. Sie haben die kleinen Nager im Auge, die hie und da über den Schnee eilen. Ein Uhu ruft entfernt. Der Baummarder plagt der Hunger. Er rennt, häufig die Richtung wechselnd, durch den Winterwald. Er erklimmt den einen oder anderen Baum und hofft dort einen schlafenden Vogel zu erhaschen. Ein Fuchs schnürt durch den Schnee. Im Januar ist Ranzzeit. Er setzt sich, schaut in die Runde und zieht die Winterluft ein. Er prüft, ob nicht eine Fuchsdame in seiner Nähe ist. Das Reh kommt zügig zur Kirrung (so heißt der Platz, wo der Jäger Obsttrester und Maiskörner ausgestreut hat) und äst genüsslich. Dabei sichert es immer wieder in alle Richtungen. Wildschweine mag es nicht und geht ihnen aus dem Weg. Manchmal hört man die Wildschweinrotte schon von weitem wenn sie sich ihren Weg durch den Schnee bahnt. Begleitende Keiler am Ende der Rotte belästigen schon mal die eine oder andere Schweinedame. Schließlich ist im Dezember/Januar Rauschzeit und da sind die Herren der Wildschweinpopulation den verlockend duftenden Wildschweinmädels auf der Fährte. An der Kirrung geht es rund. Da wird gestritten und gegrunzt. Mancher Rempler wird ausgeteilt und am Ende ist das Festbankett bis auf das letzte Maiskorn geleert. Dann rauscht die Rotte weiter durch den Winterwald, dem Eichenhochwald zu, wo es noch leckere Eicheln zu finden gibt. Nach solch einem Nachtansitz strebt dann der Jäger zur frühen Stunde beglückt und beindruckt von seinem Winterwalderlebnis dem warmen Heim zu.
Für das Rehwild gilt das Nachtjagdverbot. Der Nachtansitz eignet sich jedoch bestens für die Wildschweinjagd. Es bedeutet aber an dem einen oder anderen Tag für den Jäger auch ein Stück weit Überwindung, am Abend oder in der späten Nacht die warme Stube zu verlassen um sich für 3 - 4 Stunden in den kalten Winterwald zu setzen. Wenn man dann, warm angezogen, die erste frische Luft eingeatmet hat und sich auf den Weg macht, ist die mangelnde Behaglichkeit des warmen Heims rasch vergessen. Und wenn es dann noch gelingt, mit gutem Schuss ein Wildschwein zu erlegen, ist die Freude groß. Für das Bergen des Wildes und das Versorgen in der Kühlkammer vergehen dann schnell noch mal 1,5 Stunden. Da kann die Nacht in Sachen Schlaf schon mal recht kurz werden. Doch die Freude über ein ereignisreiches und erfolgreiches Jagderlebnis stellt alles hinten an.
Autor: Hans Peter Schmitt
Autor:Jägervereinigung Kreis Heilbronn e. V. aus Bad Friedrichshall | |
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