Ratgeber
Heizen mit Holz: Gut fürs Klima oder die Gesundheit?
Der Anstieg der Gaspreise hat zu einem regelrechten Boom der Holzöfen geführt. Das birgt aber Gefahren für Gesundheit, Klima und Umwelt.
In nur etwas mehr als einer Million deutscher Haushalte war Holz bislang Hauptenergielieferant, ob als Pellets, Hackschnitzel oder Scheite. Dazu kamen knapp 12 Mio. Komfort-Öfen, die für Optik und Gemütlichkeit betrieben wurden (Stand März 2022). Im ersten Halbjahr 2022 stieg nun allein der Verkauf von Pelletheizungen um 12 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2021 an. Entsprechend galoppieren auch die Preise für Brennholz und Holzpellets, sie lagen im August um knapp 86 Prozent höher als im August 2021 - aber immer noch niedriger als Gas.
Dreckige, klimaschädliche Emissionen
Viele fühlen sich mit Holzöfen auch ökologisch auf der richtigen Seite. Aber: „Nichts verbrennt dreckiger und klimaschädlicher als Holz“, so Achim Dittler vom Institut für Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Es werden bei der Holzverbrennung sogar mehr Schadstoffe (u.a. Kohlenmonoxid, Stickoxide, Methan) freigesetzt als bei der Verbrennung von Öl oder Gas. Dies, die Feinstäube und Ruß gelten als verheerend für die Luftqualität – und also auch für unsere Gesundheit. Zwischen 2010 und 2018 sollen laut Bundesumweltamt in Deutschland pro Jahr 17.500 Menschen an den Folgen von Feinstaub (Lungenkrebs, Diabetes etc.) gestorben sein. Schon jetzt entfallen rund 20 Prozent der deutschen Feinstaubemissionen auf die Holzverfeuerung, der Boom der Holzöfen wird die gesundheitlichen Probleme nochmals verschärfen.
Klimafreundlich geht anders
Auch das klimafreundliche Image des nachwachsenden Rohstoffs Holz stimmt nicht wirklich. Deutschlandweit wird nach Angaben des Umweltbundesamts (UBA) fast die Hälfte des aktuell genutzten Holzes zur Energieerzeugung verwendet. Die Klimakrise führe einerseits dazu, dass vermehrt CO2 aus den Waldböden entweicht. Andererseits reduziere sich das Wachstum der Bäume, so Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Bis der CO2-Ausstoß durch nachwachsende Bäume wieder ausgeglichen sei, dauere es Jahrzehnte. Diese Zeit haben wir in der Klimakrise aber nicht. „Während also die Bäume schlechter wachsen, wollen wir mehr Holz nutzen. Eine fatale Kombination“, mahnt Ibisch „Mit Holz heizen bedeutet: Biodiversität, Böden und Mikroklima verschlechtern sich – und das ausgerechnet in der Klimakrise.“
Erst Mitte September stimmte das Europaparlament dafür, die Menge an Holz, die für die Energieerzeugung genutzt werden darf, künftig zu verringern und finanzielle Fördermittel vom Staat einzuschränken. Als erneuerbare Energie soll Holzverbrennung aber weiterhin gelten.
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