Warum es das Geländer am Neckarradweg gibt: Vorfahrt für die Sicherheit
Die Stadt Lauffen und Planer verteidigen die 1,30 Meter hohe, massive Absturzsicherung am Flussufer des Neckartalradwegs. Auch meine.stimme-Heimatreporter haben immer wieder in Beiträgen nach dem Sinn dieses "Schandflecks" gefragt. HSt-Redakteur Friedhelm Römer ist der Sache nachgegangen:
Das massive, 1,30 Meter hohe Stahlgeländer am Neckar ist nicht zu übersehen. Es dient als Absturzsicherung auf dem im Spätherbst fertiggestellten 1,5 Kilometer langen, asphaltierten Teilstück des Neckartalradwegs von Lauffen bis hinter die Talheimer Gemeindegrenzen. Doch die Konstruktion kommt nicht bei allen Bürgern gut an. "Ist das wirklich notwendig, die Sicht auf den Neckar so zu verschandeln?", fragt Bernd Lange aus Talheim und hält "eine solch massive Absicherung für stark übertrieben". Und der Lauffener Ulrich Bleck fragt nach einer Richtlinie für dieses Geländer.
Lauffens Bürgermeister Klaus-Peter Waldenberger ist zwar auch kein Freund dieser massiven Konstruktion. "Die einzige Alternative wäre gewesen, gar nicht zu bauen. Wir sehen diesen Radweg jedoch als Infrastrukturmaßnahme, die für die Region wichtig ist."
Touristische Route
Der Neckartalradweg zählt zu den besonders beliebten touristischen Routen im Land und führt über 366 Kilometer von Villingen-Schwenningen bis nach Mannheim. Für die Strecken, an denen nicht gebaut wird, gilt der Bestandsschutz. Dort bleibt also ungeachtet der Flussnähe alles wie gehabt und der Blick auf die Natur ungetrübt.
Der hiesige Lückenschluss ist 3,5 Kilometer lang und führt durch das Betriebsgelände von Märker Zement. Knapp 20 Jahre hat es gedauert, bis eine Lösung gefunden wurde. Bisher mussten die Radler den Umweg samt eines satten Anstiegs von Lauffen über Nordheim nach Heilbronn in Kauf nehmen.
"95 Prozent von dem, was jetzt steht, ist von außen vorgeschrieben", sagt Waldenberger. Der mit dem Projekt beauftragte Ingenieur Thomas Kistinger bestätigt die Aussage des Bürgermeisters. "Wir brauchen dort eine Absturzsicherung mit einer Höhe von 1,30 Meter." Eine solche Sicherung sei ab einer Absturzhöhe von 50 Zentimetern vorgeschrieben. Selbst die Bauarbeiter mussten angeseilt arbeiten.
Fremdkörper
Lediglich das Material des Geländers sei flexibel, eine Holzkonstruktion wäre möglich gewesen. "Das sieht dann nicht so sehr wie ein Fremdkörper aus", gibt Kistinger zu. Andererseits habe das Wasser- und Wirtschaftsamt auf das Thema Hochwasser hingewiesen. "Im Fall von großem Treibgut würde das Holzgeländer dann schnell weggerissen werden", so der Ingenieur aus Öhringen.
Die Vorgaben für den Radwegbau macht die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen. Sie lässt kaum einen Gestaltungsraum. Im Normalfall fordere sie eine Mindestbreite von drei Metern. Hier sind es nur 2,50 Meter und ein Ausnahmefall. Eine breitere Lösung war jedoch nicht möglich, weil es auf der einen Seite von steilen Weinbergen, auf der anderen vom Neckar begrenzt ist. Viele Jahre hatte sich auf diesem 1,5 Kilometer langen Teilstück überhaupt nichts getan. Früher war es zwar ein beschilderter, aber kein klassifizierter Radweg. Der frühere Landrat Klaus Czernuska habe einen Eingriff für schwierig erachtet, weil der Weg direkt am Naturschutzgebiet entlangführt, so Waldenberger. Erst sein Nachfolger Detlef Piepenburg habe den Aspekt von Radtourismus und Berufspendlern höher bewertet und dazu beigetragen, den Weg für einen Lückenschluss freizumachen. Heute ist die Strecke ein familientauglicher Weg, der zum baden-württembergischen Radnetz zählt, auf dem auch landwirtschaftlicher Verkehr unterwegs ist. Die Kosten für den Bau des Geländers beziffert Planer Kistinger auf 260 000 Euro.
Autor:Katja Bernecker aus Heilbronn |
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