13. August 1961 - Bau der Berliner Mauer

diese Dampflok könnte den Nacht-D-Zug Hamburg-Heilbronn gezogen haben
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  • hochgeladen von Wolfgang Kynast

Ein kleiner Erlebnisbericht zum Jahrestag des Mauerbaus vor 60
Jahren am 13. August 1961

Im August 1961 war ich bei meinen Großeltern in der DDR, um die Sommerferien dort zu verbringen - 10 Jahre alt, allein, ohne Eltern. Mein Vater hatte mich mit dem Motorroller nach Hof gefahren und dort in den "Interzonenzug" gesetzt. Mein Opa holte mich dann mit seinem Auto am ersten Bahnhof in der DDR ab, das müsste Plauen gewesen sein.

Nach Besuch und Übernachtung beim anderen Opa, ganz in der Nähe von Plauen, ging es am nächsten Morgen quer durch die DDR nach Westmecklenburg in die Nähe von Dömitz und Ludwigslust, nach Eldena, wohin die Wanderjahre als Elektriker und die Liebe meinen aus Thüringen stammenden Opa verschlagen hatten.

Dömitz selber, nur wenige km von Eldena entfernt, habe ich erst rund 20 Jahre später besuchen können, weil es innerhalb der 5 km-Sperrzone an der Grenze lag. Dieser erste Besuch in Dömitz als etwa 30-jähriger ist mir unvergesslich, dieser Blick auf die "Grenzschutzanlagen" direkt an den Häusern am Elbufer. Nach offizieller Lesart dienten diese mehrfachen Zäune ja dem Schutz vor einem Angriff aus dem Westen. Nur: die scharfen Hunde an ihren Laufleinen waren auf der Ostseite, ebenso wie die Wachtürme. Es war klar, dass es darum ging "Republikflucht" zu verhindern. Wie müssen sich die Menschen gefühlt haben, die direkt an dieser Grenze leben mussten und beim Blick aus dem Fenster auf riesige Zäune, Stacheldraht und scharfe Hunde blickten.

Aber zurück in's Jahr 1961. Wie ich den 13. August genau verbracht habe, weiß ich nicht genau, aber wohl wie immer: mit Nachbarkindern gespielt, an der Badestelle in der Elde (kein Schreibfehler) gebadet und was man als 10-jähriger halt so macht. Papierbastelbögen waren auch sehr beliebt. Eines war auch klar: um 16 Uhr begann das Fernsehprogramm mit dem Kinderfernsehen und da saß ich dann pünktlich davor, egal wie schön das Wetter draußen war. Meine Eltern hatten zu der Zeit nämlich noch kein Fernsehgerät. Ich saß jeden Tag von 16 Uhr bis zum Testbild vor der Kiste :-) Das musste ja für ein Jahr reichen.

Mein Opa legte Wert darauf, jeden Abend um 20 Uhr die Tagesschau zu sehen - da war dann Ruhe angesagt. An diesem 13. August setzte er sich ungewöhnlich früh vor den Fernseher. Er hatte wohl schon Gerüchte gehört, was sich da in Berlin tat.

Die Bilder aus Berlin waren für mich verstörend. Ich fragte immer wieder, ob ich jetzt nicht mehr nach Hause nach Heilbronn könne. Opa versuchte mich zu beruhigen, aber man merkte ihm seine Anspannung doch deutlich an. Oma konnte ihre Besorgnis noch schlechter verbergen.

In den nächsten Tagen zeigte sich dann aber, dass die "Interzonenzüge" weiterhin planmäßig fuhren und ich konnte dann auch nach vier Wochen Ferien bei Oma und Opa nach Hause in den Westen, in der DDR-Presse "kapitalistisches Wirtschaftsgebiet" genannt, zurückfahren. Mein Opa fuhr mich mit dem Auto nach Hagenow/Land und setzte mich dort in den Interzonen-D-Zug von Berlin nach Hamburg-Altona, wo mich Verwandte in Empfang nahmen und spät Abends in den Nacht-D-Zug nach Heilbronn setzten. Man bedenke: ein durchgehender Schnellzug von Hamburg nach Heilbronn - lange Vergangenheit.

Als 10-jähriger zweimal allein über die Grenze und einmal längs durch die Republik - ob das heutige Hubschraubermütter überleben würden? ;-)

Autor:

Wolfgang Kynast aus Heilbronn

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