Citizen Science braucht das Land
Mitglieder der grünen Arbeitskreise Wissenschaft, Forschung und Kunst und Umwelt, Klima und Energiewirtschaft haben die Sonderausstellung „Anthropozän“ im Naturkundemuseum Stuttgart besichtigt und Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte erhalten.
In der Ausstellung „Anthropozän“ werden die Auswirkungen des menschlichen Handelns auf die Welt sehr plastisch dargestellt. Der Interimsdirektor des Naturkundemuseums, Prof. Dr. Lars Krogmann erläuterte die Wichtigkeit, sowohl das große Ganze zu sehen, aber auch im kleinen die einzelnen Arten zu beachten und zu erforschen.
Die Durchschnittstemperatur auf der Erde ist bereits gestiegen und das hat Auswirkungen auf alle Organismen und Kreisläufe. So wandern beispielsweise Arten ein, welche davor in wärmeren Gegenden weiter im Süden beheimatet waren, das wiederum wirkt sich auf die hier heimischen Arten aus. Die Ausstellung im Schloss Rosenstein bietet die Möglichkeit, die Zusammenhänge zu verstehen und bietet auch Informationen darüber, wie man gegen eine weitere Erwärmung vorgehen kann. „Der Transfer von Wissen zu einer aktiven Handlung ist besonders wichtig in der Klimakrise“, so der kulturpolitische Sprecher Erwin Köhler. „Das Naturkundemuseum leitet dabei einen großen Beitrag und bringt komplexe Sachverhalte sowohl Erwachsenen, aber auch Kindern verständlich näher.“
Auch bei der Ausstellungskonzeption wurde darauf geachtet, dass sie aus wiederverwendbaren Gegenständen errichtet wurde und viele der Informationsmaterialien danach anderweitig genutzt werden können. Dies zeigt, dass ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen auch in einem Museum gelebt werden kann.
Neben dem Museum am Löwentor haben die meisten Wissenschaftler*innen ihre Büros und Labore, dort haben die Abgeordneten einen Einblick in aktuelle Forschungsprojekte erhalten.
Gesammelte und konservierte Pflanzen und Flechten in Kombination mit aktuellen Erhebungen helfen dabei, Veränderungen festzustellen und zu dokumentieren. Veränderte klimatische Bedingungen wie bspw. trockenere Phasen im Jahr führen dazu, dass sich manche Pflanzenarten, aber auch Flechten viel stärker ausbreiten als noch vor 100 Jahren. Bei der Erhebung von Pflanzen unterstützen im Rahmen der „Floristischen Kartierung“ viele sogenannte Citizen Scientists, das sind Bürger*innen welche selbst Daten über Pflanzenfundorte erheben und melden. Dank dieser engagierten Bürger*innen ist es möglich, nahezu flächendeckend die meisten Pflanzenarten zu kartieren. „Die Kombination aus professionellen Wissenschaftler*innen am Museum und engagierten Bürger*innen, welche durch ihr Artenwissen unterstützen, sorgen dafür, dass das Veränderungen von Artbeständen verfolgt werden können“, so Erwin Köhler.
Das Insektensterben ist in aller Munde, doch es gar nicht so einfach, die Anzahl an Insekten verifizieren und es gibt auch noch viele Insekten, welche die Wissenschaft noch gar nicht kennt. In diesem Themenbereich wird gerade im Naturkundemuseum untersucht, wie sich die Biomasse an Insekten über die Jahre und Jahreszeiten verändert und welche Arten wo zu finden sind.
Der Besuch im Naturkunde hat den Abgeordneten spannende Einblicke in Forschungsprojekte, Aspekte der Wissensvermittlung und Herausforderungen des Klimawandels gewährt.
Autor:Erwin Köhler, Landtagsabgeordneter Fraktion GRÜNE, Landtag BW aus Lauffen |
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