Herrgottskirche in Creglingen
Die Wallfahrer ziehen durch das liebliche Taubertal

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Die Herrgottskirche wurde erbaut, weil ein Bauer an diesem Ort beim Pflügen eine unversehrte Hostie fand - das erzählt die Legende. Tatsache ist, dass Konrad und Gottfried von Hohenlohe-Brauneck 1384 mit dem Bau begannen. 1389 wurde die Kapelle von Bischof Gerhard von Würzburg geweiht. Papst Bonifacius IX. stellte 1404 die Bulle zum Ablassverkauf aus. 1448 kaufte Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach dieses Gebiet auf, im Zuge der Reformation wurde Creglingen und damit auch die Herrgottskirche 1530 evangelisch.
Tilman Riemenschneider (1460-1531), ein begnadeter Künstler! Unter seinen Händen wurden starre Holzklötze zu lebendig wirkenden, bewegenden Figuren. Riemenschneider kam als 18jähriger Geselle nach Würzburg. Mit 25 Jahren wurde er zum Meister ernannt, heiratete seine erste Frau Anna Schmidt und gründete die eigene Werkstatt. 1521 wurde Riemenschneider zum Bürgermeister von Würzburg ernannt. Im Bauernkrieg unterstützte er die Bauern, wurde aber nach deren Niederlage 1525 des Amtes enthoben und fiel in Ungnade. Haft und Folter folgten, danach bekam er von Kirche und Herrschaft kaum noch Aufträge. Nach seinem Tod geriet Tilman Riemenschneider bald in Vergangenheit. In Fachkreisen gilt der Creglinger Marienaltar als das Hauptwerk Tilmann Riemenschneiders.
Der Marienaltar steht auf dem Basisaltar aus Stein, der die Stelle des legendenhaften Hostienfundes markiert. Die Enstehungszeit datieren Experten auf die Jahre zwischen 1490 und 1510. Die Grundform bildet eine spätgotische Monstranz nach. Der Schrein wurde aus Föhrenholz gearbeitet, die Figuren aus weicherem Lindenholz. Zentral und für den gesamten Altar prägend, gestaltete Riemenschneider die über den Aposteln zum Himmel auffahrende Maria. Im Altargesprenge darüber ist die Krönung Mariens dargestellt, Engel halten ihr die Krone. Über allem steht der auferstandene Christus als Schmerzensmann. Die Seitenflügel zeigen links unten die Ankündigung der Schwangerschaft Mariens, darüber ihre Begegnungen mit Elisabeth. Rechts oben: Jesu Geburt und darunter die Darstellung Jesu im Tempel. In der linken Predallanische ist die Anbetung der drei Weisen zu finden, rechts der 12jährige Jesus, der im Tempel lehrt. Zu seinen Füßen sitzt auch Tilmann Riemenschneider selbst. Die Nische in der Mitte bot wohl Raum für Brot und Wein. Mit dem Altar verbunden ist das Creglinger "Lichtwunder". Es ist ein tief bewegendes Erlebnis zu sehen, wie um den 15. August (Mariä Himmelfahrt) die Strahlen der Abendsonne die zum Himmel auffahrende Mariengestalt in fast überirdisch wirkendes Licht tauchen. 
Der rechte Seitenaltar entstand in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, bemalt und signiert von "Jakob Müllholzer, Maler zu Windsheim". Der Holzschnitzer ist nicht bekannt. Auf dem Gemälde des linken Altarflügels versetzt der Künstler Maria in eine mittelalterliche Wohnstube. Über der Lesenden schwebt der heilige Geist in Gestalt einer Taube. Im rechten Flügelbild erscheint der Engel Gottes mitten im Alltag und kündigt die Empfängnis der Gottessohnes an. Aus Holz geschnitzt und detailliert bemalt ist die Abendmahlszene in der Predalla. Jesus sitzt mit seinen Jüngern zu Tisch. Er segnet Brot und Wein, hält zugleich den Lieblingsjünger Johannes im Arm. Die Seitentafeln erzählen Geschichten von Gott als Quelle der Lebenskraft. Links reicht der König und Priester Melchisedek Brot und Wein an Abraham. Rechts die Wüstenwunder: Brot ( Manna) vom Himmel und Wasser aus dem Felsen. Nicht immer sichtbar sind die Figuren auf den Innenseite der Altarflügel: Afra, die als Märtyrerin verbrannt worden sein soll, mit einer Fackel; Ottilia, die angeblich bei ihrer Taufe von ihrer Blindheit geheilt wurde; Johannes der Evangelist; Lucia mit im Martyrium durchbohrten Hals und schließlich die heilige Agatha. 
Heiliger Christophorus - Wandgemälde im Chorraum in übergroßer Wandmalerei blickt der Hl. Christophorus auf die Wallfahrer. Ihr Schutzpatron trägt, so die Legende, Menschen sicher durchs Wasser. Keine Last ist dem Riesen zu schwer, bis er das Jesuskind auf seine Schulter nimmt - und mit ihm die Last der ganzen Welt. Anhand von Motivanalysen ist eine Entstehung des Wandgemäldes zu Beginn des 16. Jh. anzunehmen. 
Der Hochaltar im Chor regt an zur Meditation der  Passion Jesu. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts fanden Schnitz- und Malkunst auf beeindruckende Weise zueinander. Über die Künstler, die den Hochaltar geschaffen haben, ist leider nicht bekannt. 
Links oben im Seitenflügel betet Jesus im Garten Gethsemane. Darunter: Jesu qualvoller Gang zur Kreuzigung. Beide  Darstellungen sind gemalt. Im Zentrum des Altars: Die Kreuzigung Jesu. Die Künstler stellen sehr ausdrucksstark die Grausamkeit des Geschehens dar. Als Gemälde sind auf dem rechten Seitenflügel oben die Grablegung Jesu, darunter die Auferstehung am Ostermorgen dargestellt. Die Predalla zeigt den Hl. Christophorus, Anna Selbtritt und den Hl. Andreas mit dem Andreaskreuz. Über allem: Jesus als Schmerzensmann - auferstanden, aber äußerlich noch von der Folter gezeichnet. 
Der linke Seitenaltar ist Johannes, dem Täufer und dem Hl. Leonhard geweiht. Der Altar wurde um 1460 gestaltet, 1496 vom Maler Jakob Müllholzer signiert. Der Schrein zeigt links die Vermählung Mariens, daneben die Geburt Jesu. Geschichten des Glaubens und der Kirche finden sich in den weiteren Darstellungen: In der Mitte des Schreins die Geburt Jesu, rechts die Anbetung der drei Weisen. In der Predalla stehen links ein heiliger Diakon, in der Mitte Johannes der Täufer, rechts der Hl. Leonhard. Gemalt sind die Evangelisten Markus (links) und Matthäus (rechts) dargestellt. Auf dem rechten Seitenflügel findet sich die Darbringung Jesu im Tempel. Der Altarauszug beherbergt den. Hl. Sebastian, umgeben von einem Bogen- und einem Armbrustschützen.

Autor:

Volker Wagner aus Öhringen

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