Führung auf historischem Boden
Die Limes-Cicerones erlebten eine Exkursion der aktuellen archäologischen Ausgrabungen auf dem Gelände des Öhringer Krankenhauses
In Öhringen ist ein Erweiterungsbau des Krankenhauses geplant. Das Heikle daran: Das Krankenhaus befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen römischen Westkastells („Bürg-Kastell“) der Stadt. Der bisherige Bau bedeckt den nördlichen Kastell-Teil, und der Erweiterungsbau wird auf dem südlichen Teil einschließlich der vorgelagerten Gräben ausgeführt werden. Daher werden derzeit die noch vorhandenen Reste des Kastells vor ihrer unwiederbringlichen Zerstörung archäologisch erfasst. Eine Gelegenheit für die Welterbe-Gästeführer der Limes-Cicerones, sich vor Ort weiterzubilden.
Das Gesundheitsamt genehmigte zehn Welterbe-Gästeführer/innen die Besichtigung der Notgrabung im ehemaligen Bürg-Kastell. Dr. Klaus Kortüm vom Landesamt für Denkmalpflege und Dr. Ralf Keller von der privaten Grabungsfirma fodilus gaben tiefe Einblicke in den historischen Boden. Mit Mundschutz und genügend Abstand bewegten sich die neugierigen Welterbe-Gästeführer über das Gelände.
Der Verlauf von vier unterschiedlichen Gräben wurde unter dem ehemaligen Hubschrauberlandeplatz des Krankenhauses nachgewiesen, davon drei Annäherungshindernisse und ein Entwässerungsgraben, der zu einem Absetzbecken führte. Vier Pfosten einer Holz-Turmanlage und ein dazu versetztes Steintor zeugen von den verschiedenen Nutzungsphasen des Kastells. Hinweise auf eine Brücke über einen Hindernisgraben wurden entdeckt. Eine Holzbohlenwand und der Rest einer Steinmauer geben Rätsel auf. In einem Vorratskeller konnten auf dem gestampften Lehm Fußabdrücke identifiziert werden. Zwei römische Statuen-Figuren sowie zwei dazu nicht passende Köpfe wurden gefunden, so dass von insgesamt vier unterschiedlichen Darstellungen auszugehen ist. Auch eine Inschrift mit Farbresten konnte gesichert werden. Der in den Graben gefallene Teil der äußeren Kastellmauer zeugt vom späteren Verfall des Kastells.
Die Auswertung der Ergebnisse wird Monate dauern. "Eimerweise wurden Funde ungewaschen ins Magazin transportiert", kommentierte Dr. Kortüm die überraschende Befundsituation. Die Veröffentlichungen werden in den Archäologischen Ausgrabungen Baden-Württemberg erscheinen. Einige Informationen dürften in wissenschaftliche Arbeiten einfliessen.
Autor:Doris Köhler aus Zweiflingen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.