2. Auflage - Ich über mich aus der Sicht von mir...

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Für alle Leser und Heimatreporter die noch nicht so lange bei meine stimme.de dabei sind, hier noch einmal die 2. Auflage mit einer kleinen Überarbeitung über die Interpretation der Gedankenwelt der kleinen Emilie Wirbelwind.
Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen.

Ich über mich aus der Sicht von mir...

Sicher hat sich schon mancher Hundebesitzer gefragt, was denkt mein Hund oder was fühlt er gerade – leider können wir keine Gedanken lesen und das ist vielleicht auch gut so.
Was sagt mir der kecke Blick von Emilie, wenn sie zufrieden auf dem Sofa mit Herrchen kuschelt. Ist es überhaupt ein kecker Blick oder ist es ein zufriedenes Schauen – wir wissen es nicht – jeder Hundehalter interpretiert den Blick und das Verhalten seines Hundes anders.
Aus diesem Grunde habe ich eine kleine Geschichte geschrieben – die humorvoll die Gedankenwelt meiner kleinen Emilie interpretieren soll.
Die Erzählung „Ich über mich aus der Sicht von mir…“ soll uns in spaßiger Form daran teilhaben lassen.

Zuerst möchte ich mich vorstellen:
Mein Name ist Emilie Wirbelwind – mein Herrchen nennt mich liebevoll „mein kleines, wildes Luder“.
Ich lebe seit fast 12 Jahren bei meinem Frauchen und Herrchen.
Ich habe beide gut im Griff – sie machen immer das was ich will – nur wollen sie sich das nicht eingestehen. Ich brauche gar nichts zu sagen – ein Blick von mir genügt und die Sache läuft fast von alleine. Wenn ich Lust auf ein paar Leckerli oder einen Kauknochen habe, dann stelle ich mich brav vor die Hundefutterschublade und starre diese so lange an bis Frauchen oder Herrchen etwas herausholen und es mir bereitwillig überlassen. Sie finden es immer sehr lustig, wenn ich die Schublade anstarre „schau nur wie sie wieder schaut“ sagt Frauchen zu Herrchen und Herrchen schaut schmunzelnd zu mir herunter. „So ein kleines Leckermaul“, sagt Herrchen und beide sind glücklich, weil ich so zufrieden und genüsslich die Leckerli hinunter schlinge.

Jeden Tag stehen wir zusammen auf, dann werde ich vor die Tür geschickt, um im Garten mein Pippi zu machen. Lust habe ich dazu keine, aber wenn sie schon so schön bitten „Los Emilie geh Pippi machen“ – dann gebe ich halt nach und laufe in den Garten. Da bleibe ich dann noch eine ganze Weile und mach meinen Inspektionsgang ums Haus. Dann ruft Frauchen „Emilie komm“ und ich laufe wieder zur Haustüre, da wird mir dann der Kopf getätschelt und Frauchen ist glücklich, dass der Pippi Gang so gut geklappt hat.

Wenn das Wetter gut ist darf ich in den Hof sitzen, das mache ich sehr gerne. Ich lege mich dann so hinter das Gartentor, dass man mich nicht sofort sieht. Ich bin jetzt auf meinem Wachposten. Konzentration ist jetzt alles. Von weitem höre ich das Elektrorad des Postboten. Der hat es faustdick hinter den Ohren – jeden Tag verbelle ich ihn und am anderen Tag kommt er trotzdem wieder. Na der traut sich was. Jetzt kommt er näher, wenn er den Briefkasten öffnet ist er fällig. Wie ein Blitz renne ich zum Briefkasten und stelle mich bellend mit den Vorderbeinen ans Gartentor. Dann renne ich wie ein wilder Tiger am Gartentor hin und her – jetzt hat er richtig Angst bekommen, er schwingt sich aufs Rad und fährt verängstigt fort. Dem hab ich es wieder gezeigt, so schnell wird der sich nicht mehr hier blicken lassen. Herrchen lacht den Postboten an und sagt „die macht nichts“. Damit meint er doch wohl nicht mich?

Seit einiger Zeit machen wir große abwechslungsreiche Gassi Runden – Frauchen nennt es wandern.
Das ist herrlich, wir laufen ständig neue Wege, alles ist neu und interessant für mich. Im Wald fühlen sich Frauchen und Herrchen am wohlsten, sie blühen richtig auf in der Natur. Am schönsten finde ich aber immer die Pausen, wenn der Rucksack endlich ausgepackt wird und wir alle zusammen vespern. Ich setze mich dann immer ganz brav vor Frauchen und schau sie ganz lieb an. Ich bekomme dann immer zuerst etwas zu futtern. Herrchen muss noch warten, er hat ja auch nicht so lieb geschaut wie ich – selber schuld. Zuhause lege ich mich dann gleich in mein Körbchen und schlafe zufrieden ein. Frauchen und Herrchen sind dann immer ganz gerührt, wie niedlich ich im Körbchen liege. „Schau nur wie sich die Kleine wieder zusammen gerollt hat“ – „heute ist sie wieder so schön gelaufen und wie sie wieder energisch mit dem Hintern gewackelt hat – einfach süß“. Ich lass die beiden reden, war doch eine ganz normale Gassi Runde wie immer, denke ich und schlafe weiter. Eigentlich sind die beiden ja richtig süß, wie sie sich immer Gedanken über mich machen.

Frauchen erzählt heute noch gerne die Geschichte von den angeknabberten Schuhen. Im Welpen Alter hatte ich eine Vorliebe für Lederschuhe. Wenn Frauchen in der Küche werkelte, schlich ich immer zu den Schuhen und hab ein bisschen daran herum geknabbert. Wenn Frauchen das sah, hat sie immer laut gerufen „Emilie nein“. Das sollte heißen – lass die Schuhe in Ruhe. Ich hab mich dann immer brav ins Körbchen gelegt und gelauscht wann das werkeln in der Küche weiter ging. Dann hab ich in die Küche geschaut, ob Frauchen wieder fleißig arbeitet und dann war der Weg frei für die nächste Knabber Attacke auf die Schuhe. Frauchen erzählt heute noch, dass alle Schuhe Spuren von kleinen Hundezähnchen hatten und dass es sehr lange gedauert hat bis ich „Emilie nein“ verstanden habe.

Das wichtigste Kriterium „dass etwas nicht stimmte“, war für Frauchen immer, wenn es ganz still war und das kleine Luder sich hinters Sofa gelegt hatte – dann musste etwas passiert sein. Einmal hab ich im Welpen Alter ein Kissen geschreddert – es war echt toll wie die Federn flogen. Als das Federspiel aber vorbei war – hab ich es vorgezogen mich hinter das Sofa zu legen. Das war auch gut so, denn als Frauchen die Bescherung sah rief sie mit schriller Stimme “Emilie“. Ich hab mich aber nicht gerührt – hab mich ganz still hinter dem Sofa verhalten. So hat sich Frauchen langsam wieder abreagiert und war wieder friedlich. Als sie mit dem putzen fertig war, bin ich mit tapsigen Welpen Schritten hinterm Sofa vorgekommen und hab Frauchen ganz lieb angeschaut. Frauchen hat mich dann auf den Arm genommen und gesagt „du bist wirklich ein kleines, wildes Luder“.

Die schlimmste Erinnerung hat Frauchen aber an meine Läufigkeit. Beim Gassi gehen musste ich brav an der Leine laufen und um Rüden wurde ein großer Bogen gemacht. Frauchen hatte Angst es könnte etwas mit einem Rüden passieren. Eines Morgens brachte Frauchen den Müll raus und ich lief brav neben ihr her. In dem Moment, als Frauchen die Mülltonne öffnete, sprang ich auf die Gartenmauer über den Zaun in die Freiheit. Die Rüden kamen nicht zu mir – also dachte ich besuche ich eben die Jungs. In der näheren Nachbarschaft gab es zwei schöne Rüden, da lief ich hin, aber kein Rüde war im Garten zu sehen und die Zäune waren zu hoch. Pech gehabt, dachte ich – da hörte ich auch schon ganz aufgeregt Herrchen „Emilie“ rufen. Ich hab dann noch ein bisschen Fangen mit Herrchen gespielt und dann brachte er mich nach Hause zurück. Keiner hat mich geschimpft – alle waren glücklich, dass ich wieder da war und dass nichts mit einem Rüden passiert war.

Meine Lieblingsbeschäftigung aber ist das Kuscheln mit Herrchen auf dem Sofa. Ich drück mich dann immer ganz eng an Herrchen, so dass Frauchen keine Chance hat sich dazu zu setzen. Ich schau dann immer ganz keck zu Frauchen und denk mir „schau nur Frauchen – Herrchen liebt nur mich“. Frauchen lacht dann immer und sagt zu Herrchen „ jetzt hat mir dein kleines Luder wieder den Platz weg genommen“ und Herrchen nickt zufrieden. Ich leg dann immer meinen durchdringenden Dackelblick auf und Herrchen schmilzt dahin. Er krault mir den Rücken und mein Bäuchlein, er streicht mir liebevoll über mein Köpfchen – so ist die Welt für mich in Ordnung. Am schönsten ist es aber, wenn Frauchen in der Waschküche bügelt, dann haben wir auf dem Sofa unsere Ruhe. Wenn Herrchen dann meinen Rücken massiert könnte ich laut bellen vor Glück. Aber ich halte lieber meine
Hundeschnauze, sonst kommt Frauchen wieder vom Keller hoch gerannt und will wissen ob etwas passiert ist. Manchmal schlafen wir auf dem Sofa ein. Ich träume dann von einer Insel im pazifischen Ozean, die Insel ist von Wasser umgeben, kein Festland ist in Sicht – wir liegen unter einer großen Palme und hören zusammen Hunderadio. Alles ist so unbeschwert und federleicht und dann plötzlich ein lauter Knall – eine Kokosnuss ist vom Baum gefallen – oh nein, Frauchen hat aus Versehen den Schrubber fallen gelassen. Herrchen ist sofort wach und das schöne Kuscheln hat ein Ende. So eine blöde Kokosnuss, denke ich und schleich mich in mein Körbchen. Plötzlich höre ich dann wie Herrchen aus dem Bad ruft „heute machen wir uns einmal wieder einen schönen Abend“. Toll denke ich – was er wohl vorhat. Ich lege mich sofort an die Haustüre. Da kommt auch schon Herrchen und sagt „Emilie, husch- husch ins Körbchen, schön warten und brav sein“. Dann kommt auch schon Frauchen und die beiden machen sich ohne mich einen schönen Abend.
Ich liege dann brav in meinem Körbchen und träume von einer einsamen Insel mitten im pazifischen Ozean. Die Insel ist von Wasser umgeben, kein Festland ist in Sicht – Herrchen und ich liegen unter einer großen Palme und hören zusammen Hunderadio. Alles ist so unbeschwert und federleicht und dann plötzlich ein lauter Knall – eine Kokosnuss ist vom Baum gefallen – oh ja, Herrchen hat den Schlüsselbund fallen gelassen, die Haustüre öffnet sich und Herrchen und Frauchen sind endlich wieder zurück – ich freue mich so, dass beide wieder da sind, ich belle wie verrückt und springe an ihnen hoch – man tätschelt mir fürsorglich den Kopf – ich glaube sie sind auch glücklich, dass sie wieder zuhause sind und mich wieder haben.
Wir gehen alle zu Bett - ich liege in meinem Körbchen und schlafe zufrieden ein und träume von einer einsamen Insel mitten im pazifischen Ozean...

Autor:

Heide Böllinger aus Bad Friedrichshall

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