Die Verlockung
Die Nacht schleicht sich davon – langsam wird es hell – der Tag erwacht.
Heute ist es schon am frühen Morgen angenehm warm – eigentlich viel zu warm für diese Jahreszeit.
Ein geschenkter Herbstsommertag – wahrscheinlich der letzte.
Ein schöner Tag, ich werde heute den Pfühlpark und das Köpfertal besuchen, um Herbstfrüchte zu sammeln. Nur wenige Spaziergänger sind heute Morgen unterwegs, die Natur gehört mir fast ganz alleine. Ich genieße die Ruhe in der frischen Luft – im Sommer war hier immer bis spät in die Nacht viel los. Die Stille ist wunderbar. Es duftet nach Laub, feuchter Erde und würziger Rinde und die Herbstfarben leuchten wunderschön. Überall finde ich herrliche Herbstköstlichkeiten. Der kräftige Wind und Regen der letzten Tage hat viele bunte Blätter von den Bäumen geweht. Ein bunter Laubteppich säumt die Wege. Am Wegesrand haben sich kleine Laubhaufen gesammelt. Übermütig springe ich in die Laubhaufen und genieße ein duftendes Laub Bad. Vergnügt springe ich über das raschelnde Laub – was für ein herrlicher Tag. Langsam füllen sich die Wege mit Spaziergängern. Für heute habe ich genug gesammelt. Ich mache mich auf den Heimweg. Die Sonne blinzelt durch die Zweige und kitzelt mich an der Nase. Ich muss mich beeilen, zuhause werde ich schon erwartet. Ich streiche mir noch einmal kurz übers Gesicht, lecke mir die Lippen, strecke mich noch einmal kräftig gegen den Himmel. Vergnügt hüpfe ich nach Hause. Eigentlich bin ich vom Früchte sammeln schon müde, aber die Verlockung ist einfach zu groß und außerdem mache ich das alles ja nur wegen dem Studenten, will sagen wegen dem Studentenfutter. Von weitem sehe ich schon meinen Besuch, ich springe über die Wege, stelle mich in Position, zupfe meinen Puschelschwanz zurecht, greife mir ein Nüsschen, lächele niedlich und dann macht es auch schon klick – klick – klick und Wolfgang ist zufrieden.
Autor:Heide Böllinger aus Bad Friedrichshall |
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