Vortrag und Buchvorstellung zu römischen Vici und Infrastruktur des Mittleren Neckarraums
Nachdem Ende August 2021 der neue Band 36 der „Besigheimer Geschichtsblätter“ in Besigheim selbst vorgestellt worden war, wobei über 130 Interessierte der Einladung von Bürgermeister Steffen Bühler und des Geschichtsvereins folgten, stand am 17. September im Güglinger Römermuseum die zweite Präsentation der mehr als 150 Seiten starken Veröffentlichung auf dem Programm – im Rahmen eines Vortrags des Walheimer Autors Frank Merkle mit dem Titel „Römische Vici im Neckarland und die Infrastruktur im Mittleren Neckarraum“.
„Vor etwa drei Jahren begannen die ersten Vorüberlegungen für das Projekt und letztlich wurde das Gedeihen des Vorhabens durch die lange Corona-Zeit entscheidend begünstigt – wenn nicht gar erst zeitlich überhaupt ermöglicht,“ wie Museumsleiter Enrico De Gennaro bei seiner Begrüßung anmerkte, „und nun können gewissermaßen die Früchte der Pandemie geerntet werden.“ Das Betrachtungsgebiet des Althistorikers Merkle erstreckte sich von Güglingen im Westen bis nach Mundelsheim im Osten und von Talheim im Norden bis nach Bad Cannstatt im Süden. „Mit dem Werk wurde für den Mittleren Neckarraum eine derart umfassende Siedlungsanalyse vorgelegt,“ so De Gennaro weiter, „wie sie ihresgleichen andernorts derzeit noch vergeblich sucht.“
In seinem Vortrag lieferte Frank Merkle den Zuhörern eingehende Einblicke in seine Forschungsergebnisse: So liegt deren Stärke nicht nur in der Analyse sämtlicher Siedlungsfundstellen im Betrachtungsraum auf Grundlage des neuesten Forschungsstandes, sondern insbesondere auch auf der intensiven Einbeziehung ihrer jeweiligen Verkehrsgeographie und dem Fluss von Handel und Waren. Darüber hinaus erfolgten gründliche Überlegungen zur Verwaltungsgliederung unseres Raumes, die zwischen den Metropolen Bad Cannstatt und Bad Wimpfen kreisten.
Den Einflussbereich jener Vici, also kleinstädtisch geprägter Mittelpunktsorte, wie sie aus Güglingen, aber auch aus Ottmarsheim und seit dem letzten Jahrzehnt aus Talheim vorliegen, konnte der Referent dabei plastisch skizzieren.
Für das Zabergäu etwa legte Merkle schlüssig dar, welche Rolle beispielsweise Lauffen am Neckar für die Vici von Talheim und Ottmarsheim als auch für Handel und Verkehr an Neckar und Zaber gespielt haben muss.
Einen weiteren Vicus vermutet der Autor in Bietigheim, nicht nur gestützt durch die prädestinierte Lage an Metter und Enz sowie die darüber bestehende Anbindung des römischen Pforzheim (dessen Name treffenderweise Portus, also "Hafen" lautete), sondern auch durch den Nachweis eines „collegium Matisonensium“ (Jungmännervereins der Metteranwohner).
Abgerundet wurde der Vortrag durch eine Betrachtung der herausgehobenen ländlichen Villen im Nahbereich, wie jener von Frauenzimmern, Kirchheim am Neckar, Großsachsenheim und Löchgau-Weißenhof, die sich aufgrund eindeutiger Kriterien der absolut höchsten römischen Oberschicht zuordnen lassen und deren Ausprägung und räumliche Dichte wiederum weitere spannende Vermutungen aufdrängen.
Autor:Römermuseum Güglingen aus Güglingen |
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