April-Stammtisch:
Der Wald und das Klima

Bäume im Kommunalwald des Landkreises Heilbronn | Foto: Martin Rüter
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  • Bäume im Kommunalwald des Landkreises Heilbronn
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„Bis 2100 haben wir hier ein Klima wie in Süditalien.”
Ausnahmsweise findet der April-Stammtisch des Zabergäuvereins mit rund 60 interessierten Gästen im schönen Ambiente von „Genuss & Kultur” in Güglingen statt.
Referent ist Forstdirektor i.R. Martin Rüter, den das „Megathema in der Forstwirtschaft” - die Auswirkungen des Klimas auf den Wald - zwar beschäftigt und beunruhigt, es aber mit vielen Fotos und Grafiken anschaulich und trotz der Ernsthaftigkeit unterhaltsam und mit einer Prise Humor seinen Zuhörern näherbringt.
Der „man-made” Klimawandel, verstärkt durch die Kriege, sei nicht zu leugnen, auch wenn dies selbst führende Politiker versuchten. Selbst hier in einer klimatisch begünstigten Region seien die Anzeichen nicht zu übersehen, erreiche die CO2-Konzentration in der Atmosphäre Rekordwerte. Laut Bericht des Weltklimarats von 2022 seien die Kipp-Punkte bereits teilweise überschritten, 3,3 Milliarden Menschen direkt davon betroffen.
„Tage über 30°C sind sehr schädlich für den Wald.” Fotos vom Harz und von Wäldern in Brandenburg zeigen große Flächen sterbender Bäume. Besonders betroffen sind Fichte und Kiefer.
Im Zabergäu ist die Lage weniger dramatisch. Hier sind fast alle Baumarten vertreten, die in Deutschland wachsen. Außerdem gab es hier im letzten Jahr sehr große Niederschlagsmengen. Probleme gibt es dennoch: durch die aus Asien und Amerika eingeschleppten Pilze (Eschentriebsterben, Rußrindenkrankheit beim Bergahorn). Durch zu lange Trockenphasen und warme Winter ist vor allem die Fichte, wie man in Zaberfeld sieht, durch den Borkenkäfer bedroht.
Die Kiefer, ein nordeuropäischer Baum, leidet auch unter der Hitze. Sorge bereitet im Landkreis Heilbronn die Buche. Ihr fehlen die Regengüsse im Sommer. Absterbende Buchen findet man auf den Höhen des Strombergs.
Hoffnung setzt Martin Rüter hier in eine Buchen-Naturverjüngung durch die Epigenetik. Vielleicht setzen sich in ihrem Genpool die Gene durch, die in Zukunft gebraucht werden.
Die vorhandenen einheimischen Käfer - es gibt allein 150 Arten Borkenkäfer - werden durch die Hitze aggressiver. Auch der Eichenprachtkäfer. „Es wäre der Super-GAU, wenn er die Eiche attackierte.” Die befallenen Bäume werden wegen Umsturzgefahr zum Sicherheitsrisiko für die Waldarbeiter und müssen geschlagen und aus dem Wald geschafft werden.
Die größten Sorgenkinder sind Buche (Dürre), Esche (Pilz), Fichte (Dürre).
Was lässt sich gegen die Schäden tun? Wie das Risiko verringern?
Eine Möglichkeit liegt im Mischbewuchs. Je gemischter der Wald ist, desto besser. Es gibt einheimische klimastabilere Bäume wie Traubeneiche, Hainbuche, Waldkirsche, Spitzahorn, Elsbeere, Feldahorn, Sommerlinde, Speierling, Weißtanne.
Auch nicht heimische stabile Baumarten wachsen zum Teil hier schon lange wie Douglasie, Roteiche, Esskastanie, Robinie/Akazie, Baumhasel, Nussbaum, Tulpenbaum, Platane, Hickory, Atlas- und Libanonzeder, Nordmannstanne.
Aber dem Wald droht auch noch eine ganz andere Gefahr: der Rehwild-Verbiss. „Es gibt zu viele Rehe im Wald.” Zum einen fressen sie die Knospen, zum anderen fegen die Männchen ihr Geweih an den Bäumen und machen so die jungen Bäume kaputt. Dagegen erteilt Martin Rüter humorvoll einen guten Rat: „Esst mehr Rehbraten - mit regionalem Gemüse!”
Es folgen noch weitere Ratschläge, die teils lebhaft nachgefragt oder von den Zuhörern ergänzt werden.
Als eine Möglichkeit, CO2 zu binden - mit geringem Energie-Input und ohne spätere Recyclingprobleme - bietet sich das Bauen mit Holz an.
Außerdem verweist Rüter auf diverse Baumpflanzaktionen wie Projekte mit Schülern oder Organisationen wie "Go for Climate".
Der Wald der Zukunft wird wohl anders aussehen. Ein Modell ist der Mittelwald mit unterschiedlich hohem Bewuchs, einer Kombination aus „Unterschicht” und „Oberschicht”, von dem zum Beispiel Insekten profitieren, Schmetterlinge wie der Kaisermantel/Silberstrich.

Autor:

Zabergäuverein aus Güglingen

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