Gegen das Vergessen
Einweihung der Gedenktafel für die im Nationalsozialismus gestorbenen Kinder
„Ich bete an die Macht der Liebe.”
Von der Liebe in dem Lied, mit dem der Posaunenchor Pfaffenhofen unter der Leitung von Albrecht Weeber die Veranstaltung eröffnet, haben die Säuglinge und Kleinkinder in den Kriegsjahren 1944/45, um die es am Volkstrauertag geht, nichts gespürt.
Vor vielen Gästen, die sich bei fast frühlingshaften Temperaturen an diesem Novembertag auf dem Friedhof in Pfaffenhofen eingefunden gaben, erinnert Bürgermeisterin Carmen Kieninger an einen „schmerzhaften Teil unserer Geschichte”, an die „menschenverachtende Doktrin der Nazis”, was zu Kinderhorten für die Kinder von Zwangsarbeiterinnen aus Osteuropa führt. Horte, die über das Land verteilt sind. Einer davon in Pfaffenhofen, weil es hier ein leeres Fabrikgebäude gibt, das man verwenden kann.
„Jeder Krieg bringt das Unmenschliche im Menschen zutage.”
Unter menschenunwürdigen Bedingungen entbinden die Frauen, denen man die Kinder nimmt, damit sie sofort wieder als Arbeitskraft zur Verfügung stehen.
Den Kindern, die kaum mehr als die ersten Monate überleben, widmet man bewusst am Volkstrauertag ein Andenken: eine von Gunther Stilling geschaffene und finanzierte Stele und eine Plakette mit den Namen der 18 in Pfaffenhofen verstorbenen Säuglinge.
Dafür, dass der Gedenkstein aufgestellt wird, haben sich vor allem Angela Tränkle und Gertrud Schreck eingesetzt.
Dr. Otfried Kies, bei der Einweihung vertreten durch seine Tochter Daniela, hat die notwendigen historischen Fakten zusammengetragen und veröffentlicht als Grundlage dafür, die Stele aufstellen zu dürfen.
Über das Schicksal der Ostarbeiterinnen in den letzten Kriegsjahren referiert Heidrun Lichner. Schicksale und Zustände, die schwer zu verkraften sind.
Um Mitgefühl und Fraternisierung in der Bevölkerung zu unterbinden, werden ab 1943 schwangere Ostarbeiterinnen an spezielle Orte gebracht, darunter Pfaffenhofen. Der Ort selbst hat keinen Einfluss auf die Vorgänge und ist nur zuständig für standesamtliche Eintragungen: Geburt und Tod.
Einige Bürger, die von den Schwangeren erfahren, hätten aus Nächstenliebe während der Entbindungen für hygienischere Zustände zu sorgen, wie die Stuttgarter Zeitung 2022 in einem Artikel schreibt.
Die verstorbenen Säuglinge werden in Pappkartons an der Westseite des Friedhofs begraben, an dem am Sonntag ein Kinderbettchen aufgestellt ist.
Mit Kriegsende ist das Leid der Ostarbeiterinnen noch nicht vorbei. Zurück in der Heimat kommen viele noch einmal in ein Arbeitslager - wegen Kollaboration mit dem Feind.
In einer Zeit, in der “Krieg wieder salonfähig” geworden sei, was Pfarrer Johannes Wendnagel nachdrücklich anprangert, legen drei seiner Konfirmanden für jedes der 18 Kinder eine weiße Blume an der Stele nieder und verlesen die Namen.
Der Posaunenchor beendet die würdige Veranstaltung, für deren Zustandekommen außer den bereits erwähnten Personen viele beigetragen haben:
Sigmar Schwarzkopf für die Aufstellung des Steins; viele private Spender, darunter der Zabergäuverein; Bürgermeisterin Carmen Kieninger und der Gemeinderat für die Überlassung eines Platzes für die Stele; Pfarrer Johannes Wendnagel sowie der Posaunenchor.
Autor:Zabergäuverein aus Güglingen |
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