Badevergnügen
Keime und Algen: Badefreuden in Flüssen und Seen oft getrübt

An der Zabermündung warnt ein kommunales Schild wegen gesundheitsgefährdenden Keimen vorm Baden | Foto: Jürgen Hellgardt, BUND Lauffen
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Sommer, Sonne, Badespaß: Leider ist dies erfrischende Vergnügen nicht überall ungetrübt möglich. Nicht nur die Pariser Seine, sondern viele Flüsse und Bäche sind mit gesundheitsgefährdenden Keimen und Schadstoffen belastet. Dazu kommen in den Sommermonaten in vielen Seen noch giftige Blaualgen. Alarmierende Werte gibt es aktuell auch für viele Badeseen und Küsten in Italien.

Rund 500 Kläranlagen am Neckar

Was in der Seine bei Paris während Olympia zum Problem wurde, das betrifft auch fast alle unserer heimischen Flüsse und Bäche: Abwässer und Verkeimung. Allein in den Neckar speisen über 500 Kläranlagen ihr mehr oder weniger gut gereinigtes Wasser ein. Das Wasser, das die Kläranlage verlässt, enthält immer noch Keime, Arzneimittel- und Schwermetall-Rückstände, gelöste Verunreinigungen und weitere Spurenstoffe etc. Denn die allermeisten Kläranlagen besitzen nur drei Reinigungsstufen, gerade die von kleineren Kommunen. Obendrauf kommen für unsere kleinen und großen Fließgewässer noch Einträge von Gülle und Pestiziden aus der Landwirtschaft und Abwässer der Industrie, darunter mancherorts auch die Ewigkeitschemikalien PFAS. Das Regenwassersystem unserer Mischkanalisation hat mit der fortschreitenden Flächenversiegelung auch nicht Schritt gehalten, d.h. wenn es regnet, gelangt aus den Regenüberlaufbecken verdünntes Haushaltsabwasser direkt in die Flüsse.
Ein Bad im Fluss ist also meistens eine weniger gute Idee, gerade nicht am Unterlauf! Das gilt aber nicht nur für große Flüsse. So weist z. B. die Stadt Lauffen an der Zabermündung per Schild darauf hin, dass das Gewässer mikrobiologisch und mit Keimen belastet sein kann und rät dringend vom Baden ab. Ähnliche Schilder gibt es an einigen Stellen an Kocher und Jagst. Informieren Sie sich vor dem Badeausflug also dringend über die Wasserqualität! Auch Hundehalter sollten dies beherzigen, denn ihr Lieblinge können genau betroffen sein.

Mit Blaualgen belastete Seen meiden!

Auch Blaualgen setzen Gifte frei, die in geringen Mengen normalerweise keine Gefahr für Mensch und Tier darstellen. Bei hohen Temperaturen wie in den zurückliegenden Wochen und wenn Nährstoffe aus landwirtschaftlicher Düngung in das Gewässer gelangen, vermehren sich Blaualgen jedoch rasant. Eine hohe Konzentration kann dann gesundheitsschädlich sein und Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Fieber, Atembeschwerden oder Hautreizungen verursachen.

Wie erkenne ich Blaualgen im Wasser? Vermeiden Sie das Baden, wenn Sie Folgendes beobachten:

  • Grünlich oder bläulich-grün gefärbtes Wasser.
  • Schlierenbildung oder Algenteppiche auf der Wasseroberfläche.
  • Wolkenartige Verteilung der Algen im Wasser.
  • Tote Fische an der Wasseroberfläche.
  • Wenn Sie beim knietiefen Stehen im Wasser Ihre Füße nicht mehr sehen können.

Wo finde ich sichere Badestellen?

Setzen Sie auf offizielle Badestellen, deren Wasserqualität regelmäßig überwacht wird. Auf der Badeseenkarte des Landes oder des Umweltbundesamtes können Sie sich über die Wasserqualität an ausgewiesenen Badestellen informieren. Gewässer, die nicht als Badegewässer ausgewiesen sind, werden meist nicht untersucht und sollten deshalb gemieden werden.

Beachten Sie zudem unbedingt Schwimmverbote, die an Seen ausgeschildert sind. Diese Verbote können verschiedene Gründe haben, darunter hoher Schiffsverkehr, saisonale Laichplätze bestimmter Fischarten, Schutz der Natur, Wasserstand und eben auch die Belastung durch Blaualgen.

Badespaß in Italien? Aufpassen!

Auch die Ergebnisse aktueller Wasseruntersuchungen der Umweltorganisation Legambiente (Umweltliga) an Mittelmeer und Seen sind alarmierend. Zwischen Juni und Anfang August 2024 wurden 394 Proben aus 19 Regionen Italiens untersucht: 36 % überschreiten die zulässigen Grenzwerte. 101 Messpunkte wurden als "stark verschmutzt" und weitere 39 als "verschmutzt" eingestuft. Durchschnittlich gibt es alle 76 km Meeresküste einen belasteten Abschnitt. Besonders die Mündungsbereiche von Flüssen, Kanälen und anderen Gewässern ins Meer oder in Seen sind häufig auffällig: rund 60 % der dort entnommenen Proben liegen über den Grenzwerten, so die Legambiente. An „traditionell“ stark belasteten Örtlichkeiten wurden zusätzliche Proben zwischen März und Juni genommen, darunter auch der Lago Maggiore, der Lago d'Orta, der Lago Trasimeno und der Lago di Bolsena. 69 Prozent der 45 Proben lagen bereits vor der Hauptsaison über den gesetzlichen Grenzwerten. Legambiente prüfe nun, ob Anzeigen bei den zuständigen Behörden eingereicht und verstärkte Kontrollen gefordert werden sollten.

Nachhaltiger Umgang mit Gewässern

Ein nachhaltiger Umgang mit Gewässern ist essenziell, um deren Qualität langfristig zu sichern und das ökologische Gleichgewicht zu bewahren. Wasser ist ein einzigartiger, vielseitiger Lebensraum, den es zu schützen gilt. Ein gesundes Ökosystem ist nicht nur für Menschen wichtig, sondern auch für Fische und Pflanzen. Übermäßige Nährstoffeinträge und hohe Temperaturen können Seen aus dem ökologischen Gleichgewicht bringen, was die Lebensräume für viele Wasserorganismen bedroht. Ein Übermaß an Nährstoffen kann dazu führen, dass dem See jeglicher Sauerstoff entzogen wird. In diesem Fall "kippt" der See, was zum Tod aller darin lebenden Organismen führt.

Autor:

BUND Regionalverband Heilbronn-Franken aus Heilbronn

Lixstraße 10, 74072 Heilbronn
+49 7720 58
bund.franken@bund.net
Webseite von BUND Regionalverband Heilbronn-Franken
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