Ackerschachtelhalm. Eine Plage im Garten. Aber man kann ihn auch nutzen.

Ackerschachtelhalm

Eine Pflanze die sehr ungwöhnlich ist. Ein echtes Überbleibsel aus Urzeiten.

Botanischer Name:
Equisetum arvense
Pflanzenfamilie: Schachtelhalmgewächse = Equisetaceae
Volkskundliche Namen: Zinnkraut, Pferdeschwanz, Schachtelhalm, Fegekraut, Katzenschwanz, Katzenwedel, Pfannebutzer, Schaftelen, Schaftheu, Scheuergras, Scheuerkraut,

Vor ca. 400 Millionen Jahren war der Schachtelhalm baumgross und bevölkerte riesige Wälder zusammen mit Riesenfarnen und Moosen. Wie diese so hat auch der Schachtelhalm keine Blüten sondern vermehrt sich durch Sporen. Ackerschachtelhalm bildet keine Wurzeln im eigentlichen Sinne aus. Im Boden ist er durch ein Rhizom befestigt, welches Tiefen bis zu 2,00 erreichen kann.
Frühlingstriebe: Im Frühling wachsen ca. 20 cm große blassgelbliche Stängel mit einer Sporenähre an der Spitze. Die Spitze enthält die Sporen, mit denen sich der Schachtelhalm fortpflanzt. Der Stängel setzt sich aus mehreren Abschnitten zusammen, die ineinander verschachtelt sind, woher auch der Name Schachtelhalm kommt.
Der Frühlingstrieb des Schachtelhalms enthält gar kein Chlorophyll und ernährt sich ausschließlich aus seinem Wurzelgeflecht. Der Zweck des Frühlingstriebs ist ausschließlich die Fortpflanzung. Nach der Fortpflanzung sterben die Frühlingstriebe ab.
Die Gestalt der Sommertriebe erinnert an kleine Nadelbäume; sie haben einen Stängel, von dem quirl förmig grüne "Zweiglein" abstehen.
Die Bezeichnung Zinnkraut geht auf die frühere Verwendung von Ackerschachtelhalm zurück: man verwendete Ackerschachtelhalm, um Zinngeschirr und andere Utensilien aus Zinn damit zu putzen und polieren. Darauf deuten auch die Namen Pfannebutzer, Scheuerkraut, Scheuergras hin.
Beschreibung und Aussehen der Pflanze:
Blätter: quirlig verzweigt mit einfachen, aufsteigenden bis aufrecht abstehenden Ästen
Blütenfarbe: keine Blüten
Blütenform: keine Blüten
Früchte/ Samen: keine Früchte oder Samen, sondern Sporen. Die Fortpflanzungsorgane der Pflanze erscheinen als so genannte Sporenähren, die meist im Mai zum Vorschein kommen.
Pflanzenhöhe: 10 bis 50 cm
Standortansprüche: sonnige, feuchte und lehmige Böden, verträgt Staunässe
Wie vermehrt sie sich: Sporen, Wurzelausläufer
Welche Teile können genutzt werden: Sommertriebe, frische Austriebe (Kölbchen)
Inhaltsstoffe: Kieselsäure, Saponine, Flavonoide, Kalzium, Kalium, Magnesium, weitere Spurenelemente
Eigenschaften: mineralstoffreich, harntreibend, entzündungshemmend, wundheilend
Volksmedizinischer Gebrauch:
Nasenbluten, Arthrose, Rheuma, Gicht, Rachenentzündungen, Halsbeschwerden, Blasenentzündungen, Stärkung des Bindegewebes.
Tinkturen für Umschläge, Tee zur Stärkung des Bindegewebes oder des Harnapparats.
Pharmazie: Schachtelhalmtee (Equiseti herba). Zum Beispiel Nieron® E Kapseln und Redaxa fit Dragees oder die Kombi-Präparate Hevert® Blasen-Nieren-Tee N, Nephroselect® M Liquidum und Solidagoren® N Tropfen enthalten Extrakte von Ackerschachtelhalm.
Nutzen für kosmetische Produkte: Zur Stärkung des Bindegewebes, zur Hautstraffung und als Entzündungshemmer. Zudem auch zur Durchblutungsförderung. Er hat auch eine adstringierende Wirkung. Auch gegen fettige Haare und Haut wird Schachtelhalm in der Kosmetik eingesetzt. Teeaufgüsse oder Tinktur können in Salben, Shampoo und Badezusätzen eingearbeitet werden.
Verwendungsarten:
Ackerschachtelhalm als Pflanzenstärkungsmittel
Ackerschachtelhalm hat sich genauso gut als Medizin gegen einige Pflanzenkrankheiten bewährt, wo er in Form eines Suds oder der noch effektiveren Ackerschachtelhalmjauche zum Einsatz kommt. Das Einsatzgebiet der Ackerschachtelhalmkur sind vorrangig Pilzkrankheiten, die sich als weißer Mehltau – bspw. auf Petunien, Tomaten, Thymian, Salbei oder Minze – oder rotbrauner Rost auf den Blättern zeigen. Ebenso wird Ackerschachtelhalm für die Bekämpfung hartnäckiger Blattläuse und zur grundsätzlichen Stärkung jeglicher Pflanzen im Garten verwendet. Die Pflanze ist reich an Kieselsäure - ein Baustein der Kieselsäure ist u.a. Silicium, das die Zellstruktur von Pflanzen kräftigt.
Zur Herstellung einer Jauche aus Ackerschachtelhalm benötigt man zwei Bund frische Pflanzen, die in einen wassergefüllten Eimer gelegt werden. Anschließend lässt man die Jauche zwei bis drei Wochen ziehen. In dieser Zeit kann es passieren, dass die Jauche zu schäumen beginnt und einen unangenehmen, stechenden Geruch verbreitet. Auf die Qualität der Jauche hat das keinen Einfluss. Anschließend wird die Jauche verdünnt oder pur (wirkt intensiver) auf die von Schädlingen betroffenen Stellen gesprüht oder direkt mit dem Gießwasser verteilt.

Auch wird behauptet das sich der Ackerschachtelhalm auf Grund seines hohen Gehaltes an Kieselsäure für den Feinschliff von Messern verwenden lässt. Kieselsäure ist härter als Stahl und feiner als der Abrieb von Steinen. Einige möglichst lange Stiele sammeln, mit dem Messerknauf etwas flach drücken und parallel nebeneinander legen. Nun das Messer mehrmals beidseitig über die Halme ziehen. Am Ende soll es eine rasiermesserscharfe Klinge geben und auf den Stängeln soll der silbergraue Abrieb des Stahls zu erkennen sein.

Natürlich lassen sich vor allem die jungen Austriebe (Sprossen) auch in der Küche verwenden. Sie lassen sich wie Gemüse zubereiten. Vor allem in Russland und Japan gibt es einige Rezepte für Ackerschachtelhalm. Aber bei uns ist die Verwendung als Tee wohl am Geläufigsten.

Rezepte:
Zur Stärkung des Bindegewebes kann man einen Zinnkrautwein herstellen:
1 Hand voll frischem Zinnkraut wird in 0,7l Weißwein aufgekocht, eine Woche stehen gelassen, dann abfiltern und bald verwenden. Man trinkt ein Schnapsglas nach den Mahlzeiten.
Bäder, Umschläge:
Für die äußerliche Anwendung des Schachtelhalms ist eine höhere Konzentration nötig als bei einem Tee. Für Bäder oder Umschläge bereitet man ihn wie folgt:
5 EL Kraut werden über Nacht in 1 Liter Wasser eingeweicht. Am nächsten Morgen 30 Minuten lang aufkochen und abgießen. 2 - 3x täglich anwenden.
Verwechslungsgefahr:
Sumpfschachtelhalm (giftig)
Der Unterschied zwischen Ackerschachtelhalm und Sumpfschachtelhalm
(Equisetum palustre) ist giftig. Insbesondere bei Kühen und Pferden verursacht das Namensgebende Gift Palustrin im Sumpfschachtelhalm Vergiftungen.
Umso wichtiger ist es, beide Pflanzen eindeutig voneinander unterscheiden zu können. Ausschlaggebend sind zwei Merkmale: die Farbe an den Unterteilungen der „Schachtelabschnitte“ und die Länge der Sprossen. Die röhrenartigen, scheinbar in einander geschachtelten Abschnitte des ungiftigen Ackerschachtelhalms sind grün; die des Sumpfschachtelhalms sind dunkelbraun, fast schwarz und durch das zackenartige Muster sehr gut zu erkennen.
Daneben begutachtet man die Länge der Sprossen („Schachtelabschnitte“) und die seitlichen „Blätter“. Messen die Blätter die gleiche Länge wie die Abschnitte oder sind länger, handelt es sich um Ackerschachtelhalm. Seitenäste, die kürzer als die Schachtelabschnitte sind, deuten auf einen Sumpfschachtelhalm hin.

Autor:

Daniela Somers aus Untergruppenbach

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