Beinwell, die Kraftvolle. Aber auch die Knochenheilerin

Beinwell in Blüte
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Botanischer Name: Symphytum officinale
Pflanzenfamilie: Rauhblattgewächse, Boraginaceae
Verschiedene Volksnamen: Hasenlaub, Himmelsbrot, Honigblum, Komfrei, Kuchenkraut, Milchwurz, Schadheilwurzel, Schmalwurz, Schwarzwurz, Soldatenwurz, Soldatenwurzel, Speckwurz, Wallwurz, Wilder Comfrey, Wilder Komfrey, Wottel, Wundallheil, Wundschad
Woher kommt der Name, Assoziationen zum Erscheinungsbild: Der Name Beinwell kommt vom altdeutschen "Bein" für "Knochen" und "wellen" bzw. "wallen", was so viel wie „zusammenwachsen“ bedeutet. Man kann den Namen Beinwell aber auch frei mit Bein-"well", dem englischen „well“ für "gut", übersetzen, also ein Kraut, welches den Beinen gut tut, denn das trifft genauso zu.
Der Name „Symphytum“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „zusammenwachsen“. Der Beinwell ist eine sehr alte Heilpflanze. Bereits im Mittelalter verwendete man ihn zur Behandlung von beschädigten Knochen und in Form eines Umschlages bei eiternden Wunden.
Pedanios Dioskurides lobte das Heilkraut wegen seiner Wirkung bei Knochenbrüchen und Geschwüren. Er verwendete den Beinwell auch zur Heilung von Wunden.
Die alten Kelten dachten, er strahle Lebenskraft in alle Organe aus. Zudem dachten sie, dass Schuheinlagen negative Erdstrahlen abhalten würden.
Galenus (129-199) brachte den Beinwell mit der roten Ruhr und Eiter in der Brust und der Lunge in Verbindung. Er empfahl einen Heilwein mit der Wurzel des Krautes.
Bereits Paracelsus erzählte von der heilenden Wirkung der Wurzel. Ebenso empfahl und verwendete Glaukus, ein Militärarzt der alten Römer, eine Wurzelbreiauflage des Beinwells zur Behandlung von Blutergüssen, Knochenbrüchen und Quetschungen.
Hieronymus Bock (1498-1554) empfahl die Blätter und die Wurzel als eine Art Pflaster auf Knochenbrüche aufzubringen.
Beinwell wurde von Hildegard von Bingen zur Heilung von Bauchfellrissen angewandt. Hierfür wurde das Kraut mit etwas Sellerie in einem guten Wein gekocht. Die Pflanzen wurden anschließend aufgelegt. Sie erwähnte den Beinwell auch als Heilmittel gegen Knochenbrüche und zur Heilung von Wunden. Hildegard hat den Beinwell als eines der wertvollsten Kräuter überhaupt empfohlen. Sie empfahl auch einen Kuchen, hergestellt aus Mehl, aus Beinwellblättern und Honig, als Heilmittel. Sie nannte Beinwell "Consolida" vom lateinischen "consolidare" = befestigen. Dieser Begriff hat sich im Apothekerlatein bis heute erhalten.

Beschreibung und Aussehen der Pflanze: mehrjährige Staude
Blätter: wechselständig, steif, borstig behaart und rau, lang gestielt und besitzen eine zungenförmig-lanzettliche bis eiförmige Blattspreite mit spitz zulaufendem oberen Ende.
Blütenfarbe: gelblich weiß bis rotviolett
Blütenform: Die zwittrigen Blüten sind radiär. 5 Kelchblätter bis zu einem Viertel ihrer Länge verwachsen. Kronblätter sind verwachsen und enden in dreieckigen Kronlappen mit zurückgebogenen Spitzen. Fünf Staubblättern im Kreis vorhanden; sie sind mit der Kronröhre verwachsen und überragen die Krone nicht. Die 3 mm langen Staubfäden sind im unteren Bereich fast so breit wie die etwa 3,5 mm langen Staubbeutel. Die zwei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen, der durch Einkerbungen in vier Klausen mit je einer Samenanlage geteilt ist.
Früchte/ Samen: Es werden Klausenfrüchte gebildet, diese zerfallen in glatte, glänzende, schwarze Teilfrüchte, die bei einer Länge von 3 bis 4 Millimeter schief eiförmig sind.
Blütezeit: Mai bis September
Pflanzenhöhe: bis ca. 1 m
Besonderheiten: Blütenfarbe variiert auf einer Pflanze.
Einmal gepflanzt, keine Chance mehr die Pflanze weg zu bekommen. Das kleinste Wurzelstück genügt, damit sich wieder eine Pflanze bildet. Und das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Nach nur einer Woche, habe ich die Pflanze wieder aus sem Beet genommen und in einen Topf gepflanzt. Ich gleichen Jahr noch kam eine Pflanze an dieser Stelle und steht bis heute noch dort. Deswegen auch die Kraftvolle! Ein kleines Wurzelstück genügt ihr um wieder zu erscheinen.

Vorkommen: Standortansprüche: wächst auf feuchten Wiesen, Moorwiesen, Weg- und Waldrändern, Ufern und Auenwäldern. Bevorzugt feuchte, nährstoffreiche (stickstoffreiche), sonnige bis halbschattige Standorte.
Wie vermehrt sie sich: Über Samen und Wurzelausläufer.
Welche Teile können genutzt werden: Ganze Pflanze. Aber die höchste Konzentration von Inhaltstoffen ist in der Wurzel. Somit aber auch der höchste Gehalt an Pyrrolizidinalkaloide.
Wie schmecken sie: leichtes Gurkenaroma
Gute Inhaltsstoffe: Cholin (gehört in die Gruppe der Lecithine), Gerbstoffe, Allantoin, Cholin, Vitamin B12, Triterpene, Pyrrolizidinalkaloide, Harz, Alkaloide, Schleimstoffe, Kieselsäure
Weniger Gute Inhaltsstoffe: Enthält wechselnde Mengen von Pyrrolizidinalkaloiden, die (in hoher Dosierung und als Einzelsubstanz) leberschädigend und krebsauslösend wirken können. Deshalb ist ein sparsamer Umgang beim innerlichen Gebrauch empfehlenswert.
Volksmedizinischer Gebrauch: Vorwiegend wird der Beinwell äußerlich angewendet bei: Gelenkschmerzen, Hautschäden, Knochenbrüchen, Muskelschmerzen, Prellungen, Quetschungen, Schmerzen bei Verletzungen, Schwellungen, Verletzungen des Bewegungsapparates, Verstauchungen, Rheuma, Verflüssigt Wundsekrete, Hilft schnell neues Gewebe zu bilden und ist damit auch gegen Narbenbildung einzusetzen.
Pharmazie: z. B. in Kytta Salbe enthalten. Aber auch in Homöopathischen Mitteln wie Traumeel
Nutzen für kosmetische Produkte: Ölauszug oder Tinktur kann gut in Hautcreme eingearbeitet werden und soll die Zellregeneration unterstützen. Breiumschläge aus frischer Beinwellwurzel bei Sehnenscheidenentzündungen, Quetschungen, Prellungen, Verstauchungen.
Verwendungsarten: in kleinen Mengen auch in der Küche nutzbar. Zum Beispiel kann man die Blätter in Teig ausbacken. Allerdings sollte man wirklich nur kleine Mengen essen. Vorwiegend äußerlich z. B. für Salben, Creme, Tinktur. Aber auch im Garten kann er helfen damit Pflanzen besser anwachsen oder Stecklinge besser wurzeln. Einige Stücke vom Beinwellblatt mit in das Pflanzloch geben.
Rezepte: Beinwellsalbe: Zwei Handvoll frische, gewaschene, saubere, klein geschnittene Beinwellwurzeln in 200 g Erdnuss-, Sonnenblumen- oder Traubenkernöl einige Wochen ziehen lassen. Danach das Öl mit der Wurzel nochmals in einem Topf erhitzen. Wurzeln über einem Sieb abgießen. 10% Bienenwachs zum Öl geben und wieder erhitzen bis das Wachs geschmolzen ist. Gleichzeitig noch ca. 20% (gemessen an der Ölmenge) Beinwelltinktur im Wasserbad erhitzen. Wenn das Wachs geschmolzen ist und die Tinktur die gleiche Temperatur hat, wird die Tinktur langsam und mit stetigem Rühren in das Öl gegossen. Solange weiter rühren bis die Salbe erkaltet ist. Ich nehme gerne auch noch einen Ölauszug von Rosmarin (Durchblutung) und Arnikablüten-Ölauszug (gegen Blütergüsse), dazu und mache mir so eine Salbe. Ich verwende sie wenn ich mich gestossen habe, aber auch wenn ich Kreuzschmerzen oder andere Gelenkschmerzen habe.

Warnhinweise: Keine größeren Mengen davon essen und nicht auf noch frische Wunden geben. Zudem im Jugendstadium Verwechslungsgefahr mit Fingerhut. Allerdings hat der Fingerhut weichere Blätter. Zudem riechen Beinwellblätter beim verreiben leicht nach Gurke.
Noch ein Tipp: die Pflanze lieber in einen Topf setzen. Im Herbst (Erntezeit für Wurzeln), dann die Pflanze rausnehmen. Ein Drittel kommt wieder in den Topf mit frischer Erde. 2 Drittel nehme ich um die Wurzeln zu Ernten. Die Wurzeln wasche ich, trockne sie gut ab. Kleinschneiden und für ca. 6 Wochen in ein gutes Öl für einen Ölauszug.

Autor:

Daniela Somers aus Untergruppenbach

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