Johanniskraut. Die Pflanze die das Sonnenlicht konservieren kann

Man kann die Öldrüsen in den Knospen erkennen
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  • Man kann die Öldrüsen in den Knospen erkennen
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Jetzt kommt die Zeit um sich einen Vorrat gegen den Winterblues anzulegen.
Richtiger Name: Tüpfel-Hartheu
Botanischer Name: Hypericum perforatum
Pflanzenfamilie: Johanniskrautgwächse, Hypericaceae
Verschiedene Volksnamen: Hartheu, Alfblut, Blutkraut, Frauenkraut, Gartheil, Hartenaue, Hergottsblut, Jageteufel, Jesuswundenkraut, Johannisblut, Johanniswurz, Konradskraut, Mannskraft, Teufelsflucht, Teufelskraut, Tüpfel-Johanniskraut, Unserer Frauen Bettstroh, Wundkraut, Walpurgiskraut, Elfenblutkraut, Johannisblut, Jesuswundenkraut, Sonnwendkraut.
Woher kommt der Name, Assoziationen zum Erscheinungsbild: Der Name der Pflanze zeigt das Blühdatum an. Da sie am 24. Juni erblüht, dies ist der Geburtstag von Johannes dem Täufer (Johanni-Tag). Die Christen widmeten dieses Heilkraut also Johannes dem Täufer.
Das Johanniskraut wird schon in der Antike lobend erwähnt.
Im Mittelalter war es eine der geschätztesten Pflanzen von Paracelsus, der es vor allem aufgrund seiner wundheilenden und blutreinigenden Fähigkeiten empfahl.
Auch die Verbindung zwischen Johanniskraut und Licht spielte schon damals eine wichtige Rolle. Die lichtsensibilisierende Wirkung des Johanniskrautes wurde zuerst bei Weidetieren beobachtet, die größere Mengen Johanniskraut gefressen hatten, denn sie bekamen weiße Flecken auf dem Fell, die sogenannte Lichtkrankheit.
Dass sich Johanniskraut positiv auf die Psyche auswirkt, erkannte man erst im Mittelalter. Depressionen und andere psychische Auffälligkeiten brachte man seinerzeit mit dem Teufel, Hexerei oder Besessenheit in Verbindung, was der Heilpflanze den Namen fuga daemonum (Teufelsaustreiber) einbrachte. Das bescherte dem Johanniskraut die volkstümlichen Namen wie Teufelskraut, Teufelsflucht, Walpurgiskraut oder Hexenkraut. Auch in Büchern aus dem 17. Jahrhundert wird von der Wirkung des Johanniskrauts berichtet. Damals wurde es gegen schwermütige Gedanken und Melancholie verwendet. Über die Jahre geriet es in Vergessenheit, bis die Schulmedizin in den 1970er Jahren die antidepressive Wirkung in medizinischen Studien bewies. Seitdem ist Johanniskraut nicht nur ein Stimmungsaufheller, sondern auch das wichtigste pflanzliche Antidepressivum. Die schulmedizinisch anerkannte Dosierung ist jedoch so hoch, dass diese mit Tees oder im freien Handel erhältlichen Mitteln nicht erreicht werden kann.

Ein Gedicht von Karl Waggerl:
Am Waldrand blüht Johanniskraut,
sein Öl heilt jede wunde Haut,
sein Tee zieht den, der depressiv,
nervös verstimmt, aus jedem Tief
und nimmt das quälende Rundherum
der Frau im Klimakterium.

Beschreibung und Aussehen der Pflanze: Mehrjährige, aufrecht wachsende, verzweigte Pflanze. Die Stängel haben zwei erhabene Längskanten.
Blätter: gegenständig, stiellos, oval, eiförmig bis länglich. Erscheinen durch ihre Öldrüsen durchlöchert.
Blütenfarbe: gelb
Blütenform: zwittrig, radiär. Blüht goldgelb mit vielen Einzelblüten, die je 5 Kelchblätter und 5 Blütenblätter haben. Die vielen (50- 100) braunen Staubblätter sind mit dunkelroten Drüsenpunkten übersät.
Früchte/ Samen: Spaltkapsel.
Blütezeit: Juni bis August
Pflanzenhöhe: 50 bis 100 cm
Besonderheiten: Arzneipflanze des Jahres 2015. Bei zerdrücken der Blüten und Knospen färben sich die Blüten und Finger rot.
Vorkommen: Wegrändern, Waldrändern, Steinbrüchen, Böschungen, Wiesenränder
Standortansprüche: sonnig und trocken. Mag kalkhaltige Böden
Wie vermehrt sie sich: Über Samen und unterirdische Ausläufer
Welche Teile können genutzt werden: blühendes Kraut und Blüten.
Wie schmecken sie: bitter, zusammenziehend
Gute Inhaltsstoffe: Hypericin, Hyperforin, Flavonoide, Bitterstoffe, Gerbstoffe, ätherische Öle, Harz, Myristinsäure, Hyperinrot, Phytosterin, Taraxasterol, Violaxanthin, Beta-Sitosterol, Phytosterole, Cholin

Weniger Gute Inhaltsstoffe: Hypericin ist eigentlich ein guter Inhaltsstoff, aber er kann die Empfindlichkeit gegenüber UV-Licht erhöhen.
Volksmedizinischer Gebrauch:
Innerlich (Tee, Tinktur):
Angst, depressive Verstimmungszustände, nervöse Unruhe, psychovegetative Störungen, Verdauungsbeschwerden zum Beispiel Reizdarm (ölige Johanniskrautzubereitungen)
Äußerlich (Ölauszug):
Behandlung und Nachbehandlung von scharfen und stumpfen Verletzungen (Prellung, Zerrung),Muskelschmerzen, Verbrennungen 1. Grades, Kreuz- und Nervenschmerzen, Ischias, Gicht und Rheuma. Auch bei Nacken- oder Rückenschmerzen, Zerrungen, entzündeten Nerven, Verletzungen nervenreicher Körperstellen soll es Linderung verschaffen. Aber auch bei Hautverletzungen und Narben. Bei Neurodermitis oder Schuppenflechte stabilisiert es die Haut, bekämpft und lindert Entzündungen und mindert vor allem den Juckreiz.
Pharmazie: Johanniskraut-Extrakt gibt es in Form von Tabletten, Kapseln, Dragees, Filmtabletten, Öl und Tee. Auch in der Homöopathie ist es anerkannt.
Nutzen für kosmetische Produkte: Rotöl als Zutat zu Hautcreme und als Badezusatz. Hilfreich bei rauer, schuppiger, gestresster oder geröteter Haut.
Verwendungsarten: Tee, Tinktur, Ölauszug
Rezepte: Johanniskrautlikör:
50 g reife Himbeeren 1 l Rum 200 g Zucker 200 ml Wasser 80 g frisches Johanniskraut mit hohem Blütenanteil.
80 g frisches Johanniskraut mit hohem Blütenanteil und 50 g reife Himbeeren mit 1 l Rum übergießen und 5 Tage ziehen lassen. Der Ansatz bekommt eine schöne rote Farbe. Nun wird abgefiltert und eine Zuckerlösung aus 200 g Zucker und 200 ml Wasser untergemischt.
Rotöl: Aufgeblühte Johannisblüten mit Olivenöl oder Sonnenblumenöl ansetzen. ¾ Blüten in ein Glas und mit Öl auffüllen. Glas mit luftdurchlässigem Tuch verschließen und ca. 6 Wochen im Dunkeln ausziehen lassen. Denn Hyperforin ist lichtempfindlich ab dem Moment wenn es mit Öl in Kontakt kommt. Also sobald es aus der Pflanze gelöst wird. Danach luftdicht verschließen und im Dunkeln lagern. Ca. 1 Jahr haltbar.
Es wird wohl immer wieder erzählt man soll das Öl in der Sonne ausziehen, aber eine Apothekerin hat mir erzählt das es keine gute Idee ist. Eben weil Hyperforin sich nach dem Kontakt mit Öl im Licht verflüchtigt.
Warnhinweise: Erhöht die Sonnenempfindlichkeit der Haut. Vorsicht auch bei Einnahme mit anderen Medikamenten, denn Johanniskraut steht im Verdacht einige Wirkungen von anderen Medikamenten aufzuheben. Z. B. besteht auch der Verdacht dass die Antibabypillenwirkung aufgehoben wird. Allerdings besteht bei Teeauszügen keine Gefahr. Hypericin ist fettlöslich. Im Wasser löst sich nicht genug davon, um Probleme mit der Antibabypille oder mit Lichtempfindlichkeit, auszulösen.

Autor:

Daniela Somers aus Untergruppenbach

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