Spitzwegerich, eine ganz wichtige Wildpflanze

Spitzwegerich

Botanischer Name: Plantago lanceolata
Pflanzenfamilie: Wegerichgewächse, Plantaginaceae
Volkskundliche Namen: Heilwegerich, Heilblärer, Heufressa, Hundsrippen, Lägenblatt, Lämmerzunge, Lügenblatt, Lungenblattl, Rippenkraut, Rossrippen, Schafzunge, Schlangenzunge, Siebenrippen, Spiesskraut, Spitzfederich, Spitz-Wegeblatt, Wagentranenblatt, Wegbreite, Wegreich, Wegtritt, Kraut der Proserpina (Im Mittelalter waren die getrockneten Blätter als Herba proserpinacia bekannt)
Woher kommt der Name, Assoziationen zum Erscheinungsbild:
Das Wort Wegerich kommt aus dem Althochdeutschen: wega = Weg und rih = König. Spitzwegerich und sein Bruder der Breitwegerich sind uralte Heilpflanzen. Erwähnt wurden sie schon von den Assyrern als Auflage gegen Schwellungen und als Symbol für Fruchtbarkeit. Plinius lobte den Spitzwegerich wegen seiner guten Wirkung bei den Folgen von Bissen wilder Tiere sowie Stichen von Skorpionen. Auch bei Hildegard von Bingen, Albertus Magnus und Leonhart Fuchs fand er Erwähnung. Im 2. Weltkrieg behandelten Ärzte mangels Antibiotika infizierte Wunden mit Spitzwegerich-Zubereitungen.
Zu literarischen Ehren kam der Wegerich schon in Shakespeares "Romeo und Julia". Im ersten Akt heißt es da: "Ein Blatt vom Wegerich dient dazu vortrefflich" - "Ei, sag, wozu?" - "Für Dein zerbrochnes Bein."
Besonderheiten: Arzneipflanze 2014
Der Spitzwegerich gilt als so genannte Zeigerpflanze, da er dort wo er wächst, auf einen nährstoffreichen Boden hinweist.
Wichtig ist, dass man die Blätter sehr sorgsam und zügig trocknet. Am besten fädelt man die Blätter auf eine dünne Schnur und lässt sie an luftiger Stelle möglichst schnell trocknen. Wenn die Blätter zu lange zum Trocknen brauchen, neigen sie dazu, schwarze Flecken zu bekommen und sind dann unbrauchbar.
Beschreibung und Aussehen der Pflanze:
Blätter: lanzettlich, lineal, glatter Rand, leicht behaart, stillos und wachsen aus einer Rosette am Boden, die Unterseite hat 5-7 gerade, längliche, ausgeprägte Rippen.
Blütenfarbe: braun/ weiß
Blütenform: eher unscheinbaren Blütenblättern, die sich alle an einem ca. ein bis vier cm langen, ährigen Blütenstand befinden. Der Blütenstand sitzt oben auf einem langen, blattlosen, kantigen Stängel, der länger als die Blätter ist.
Früchte/ Samen: Die braunen Samen, mit gleicher Form und Größe wie die Blüten, sind von August bis Oktober zu finden. Aus dieser Blütenähre entwickeln sich später Früchte mit Kapseln, die jeweils zwei Samen enthalten.
Blütezeit: April bis August
Sammelzeit: April bis Juni zum Trocknen. Danach werden die Blätter zu schnell braun.
Pflanzenhöhe: 5 bis 50 cm
Wurzeln: Die Wurzeln können bis zu einem halben Meter in die Erde reichen und sind fein verästelt.
Vorkommen, Standortansprüche: in ganz Europa an Wegen, Wegrändern, Wiesen. Gerne auf verdichteten Böden.
Wie vermehrt sie sich: Die Verbreitung erfolgt durch die gut 2mm langen, schwärzlichen Samen und über eine vegetative Vermehrung der Wurzelsprosse. Die Samen sind in feuchtem Zustand sehr klebrig (ohne dabei stark aufzuquellen) und bleiben an Füßen und Pfoten hängen. So werden die Samen des Spitzwegerichs durch Tiere und Menschen schnell weit verbreitet.
Welche Teile können genutzt werden: Wurzel, Kraut, Knospen, Blüte, Samen.
Inhaltsstoffe: Aucubin, Gerbstoffe, Germanium, Kalium, Kieselsäure, Schleimstoffe, Vitamin B, Vitamin C, Zink, Zirkon, Schleimstoffe, Saponine, Glykoside, antibiotische Stoffe, ätherisches Öl, Lab-Enzym.
Eigenschaften: abschwellend, antibakteriell, antiseptisch, auswurffördernd, blutreinigend, blutstillend, desinfizierend, entzündungshemmend, harntreibend, reizmildernd, schleimhautschützend, wundheilend, zusammenziehend, juckreizstillend
Volksmedizinischer Gebrauch: Asthma, Bronchitis, Harnwegsentzündungen, Hautentzündungen, Akne, Neurodermitits, Husten, Insektenstiche, Lungenschwäche, Magenschleimhautentzündungen, Reizdarm, Verbrennungen, Wunden, Mückenstiche und Kontakt von Brennnesseln. Bei Rauchern oder angehenden Nichtrauchern, soll der Spitzwegerich helfen, die belastete Lunge wieder zu kräftigen.
Pharmazie: Arzneilich genutzt wird das Spitzwegerichkraut (Plantaginis lanceolatae herba). Es handelt sich um die zur Blütezeit gesammelten, getrockneten, ganzen oder zerteilten Blätter, z.T. Blütenstände und Teile des Stängels. Die Arzneidroge stammt fast ausnahmslos aus dem Anbau in Osteuropa oder den Niederlanden.
Vorwiegende genutzt als Hustenmittel und bei der Wundheilung.
Z. B. enthalten im Erkältungssaft: Broncho-Sern, Doppelherz aktiv Spitzwegerich Hustensaft V oder in Ricola Kräuter Bonbons und noch in vielen anderen Erkältungsmitteln.
Nutzen für kosmetische Produkte: Als Zutat für Gesichtswasser bei Akne und unreiner Haut. Ölauszug oder Tinktur als Zusatz für Gesichtscreme oder als Badezusatz. Ölauszug, Aufguss, Frischsaft, Salbe z. B. für erste Hilfe bei Insektenstichen oder Hautreizungen z. B. durch die Berührung mit Brennnesselblättern.
Verwendungsarten: Die Blütenknospen können roh geknabbert werden und haben ein leckeres Champignonaroma. Sie können auch gedünstet oder in Öl eingelegt werden, ähnlich wie Kapern. Oder als Beigabe zu Salat.
Die Samen kann man herauslösen, roh essen oder getrocknet über Salate und Müsli streuen.
Blätter roh als Salatbeigabe, oder gekocht als Spinatersatz. Blätter auch als Tee. Sogar als Spitzwegerichgeist in Weingeist ansetzbar.
Sie können auch als Kräuterquark, Frischkäse, Kräuterbutter und Kräutersalz verwendet werden. Oder als Sirup und Tee.
Rezepte:
Ein Öl aus Spitzwegerichblättern: Soll ein gutes Einreibemittel für die Bronchien sein. Hierfür werden einfach einige Blätter quer zur Längsfaser geschnitten und zusammen mit Öl in ein Schraubglas gegeben. Das Ganze etwa drei Wochen ziehen lassen und dann durch ein Sieb gießen und in eine dunkle Flasche abfüllen.
Spitzwegerich enthält antibakterielle Stoffe und wirkt blutstillend. Daher kann aus den Blättern ein starker Aufguss bereitet werden, 10 frische oder zwei Esslöffel getrocknete Blätter mit 250 ml kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Wenn der Aufguss etwas abgekühlt ist, einen Baumwolllappen in der Flüssigkeit tränken und auf die betreffende Hautstelle auflegen.
Spitzwegerich Sirup, gegen Husten und Erkältung:
5 l Wasser
1 kg Spitzwegerich; gewaschen- grob zerkleinert
1 Bd. Pfefferminze
2 Orangen- in Scheiben geschnitten
2 Zitronen- in Scheiben geschnitten
5 kg Zucker
Wasser, Spitzwegerich, Pfefferminze, Orangen- und Zitronenscheiben in
einem Topf aufkochen und zugedeckt zwanzig Minuten ziehen lassen.
Danach abseihen und den Saft mit dem Zucker etwa eine Stunde und
fünfzig Minuten einkochen, bis ein schöner Sirup entsteht
Hustensaftzubereitung: 250g frische Spitzwegerichblätter, 250 ml Wasser, 250 g Zucker oder Kandiszucker, 125 g Honig (möglichst Tannen- oder Waldhonig).
Die gewaschenen Spitzwegerichblätter pürieren, Wasser, Zucker und Honig dazugeben. Bei schwacher Hitze köcheln bis der Saft dick wird. Danach den Saft in braune Gläser füllen und kühl aufbewahren.
Grüne Schuhsohle: 500 g Kartoffeln, je eine Handvoll frische Spitzwegerichblätter, Gundermann, Löwenzahn, Thymian, 1 Ei, Mehl, Salz, Pilz- oder Schinkenwürfel.
Gekochte Kartoffeln durch eine Presse drücken und mit den fein gehackten Kräutern mischen, mit einem rohen Ei, etwas Mehl und etwas Salz zu einer festen Masse kneten und daraus flache Schuhsohlen formen. Auf ein gefettetes Backblech legen, mit Pilzen oder Speckwürfeln belegen und bei 200° knusprig backen.
Salbe gegen Mückenstiche:  Für eine Salbe gegen Mückenstiche sollte man zuvor als "Wirkstofflieferant" eine Tinktur aus Spitzwegerich herstellen. Also Spitzwegerichblätter zuvor in ca. 40 % Alkohol ausziehen. Nach ca. 4 Wochen kann man die Tinktur absieben und in einer dunklen Flasche aufbewahren. Um Salbe herzustellen wird eine normale Öl mit Bienenwachssalbe hergestellt. Die Tinktur wird zu ca. 10% dazugegeben. Dazu Öl und Bienenwachs im Wasserbad erhitzen und auch die Tinktur extra im Wasserbad erhitzen. Danach die Tinktur langsam unter rühren in die Ölphase gießen. Die Salbe wird dann bis zum erkalten gerührt.

Und wie immer war das bestimmt für viele zu Ausführlich. Aber ich möchte Euch einfach die Pflanze so Nahe wie möglich bringen.
Viel Spaß beim Sammeln.

Autor:

Daniela Somers aus Untergruppenbach

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