Vortrag in Creglingen
Energiewende: gewollt, aber nicht konfliktfrei
„Wie passen Energiewende, Flächenerhalt und Artenschutz zusammen?“, so lautete der Titel des Vortrags, der gestern gut 40 Interessierte zu der BUND-Veranstaltung in den Grünen Baum nach Creglingen lockte. Denn gerade das Thema Solarparks treibt die Menschen in den vielen kleinen Teilorten der Kommune um – besonderes diejenigen, die von der Landwirtschaft leben.
Rund 220 Hektar Sonderfläche hatte der Gemeinderat für Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen im Februar festgesetzt. Laut Referent Yassin Cherid vom Dialogforum Energiewende und Naturschutz ist dies gemessen an der Gesamtfläche der Kommune nicht übermäßig viel und entspricht den Vorgaben des Regionalverbands. In Creglingen befürchten die einen nun aber, dass diese 1:1 umgesetzt werden. Die anderen sehen darin einen grundsätzlich richtigen Kurs, über die Festsetzung von Sondergebieten den Wildwuchs an PV-Anlagen im gesamten Gemeindegebiet zu verhindern. „Dort kann gebaut werden, aber muss nicht!“ Einigkeit herrschte aber darin, dass die Energiewende hin zu den Erneuerbaren Energien alternativlos ist. „Deshalb ist es richtig, die effizientesten Lösungen zu finden, um so wenig Fläche wie möglich für so viel Energie wie möglich zu verbrauchen“, so Cherid vom Dialogforum, der seit gut einem Jahr für dieses Gemeinschaftsprojekt der beiden Umweltschutzorganisationen BUND und NABU arbeitet. Gegenüber Energiepflanzen wie Mais, Raps oder Weizen, erziele PV einen rund 40 Mal höheren Energie-Ertrag – auch wenn die PV-Module als technische Elemente das gewohnte Landschaftsbild stören. „Aber angesichts der Dramatik der Klimakrise und der wenigen Zeit, die uns bleibt, um unsere Klimaziele zu erreichen, ist dies leider zu vernachlässigen“, so Cherid. Es gelte alle Potenziale zu nutzen: Dachflächen, andere bereits versiegelte Flächen aber auch Offenlandflächen. „Warum geht keiner an die Hallendächer ran?“ Dass hier zum einen das Baurecht, zum anderen statische Probleme als auch haftungsrechtliche Fragen oft ausschlaggebend seien, steuerte Erwin Keller von Ökonergie aus Uffenheim zur Diskussion bei.
BUND bringt Forderungen ein
In Bezug auf Solarparks setzt sich der BUND dafür ein, dass diese über die gesetzlichen Auflagen zum Eingriffsausgleich hinaus ökologisch aufgewertet werden, und fordert die Anlage von Biotopen z. B. für Eidechsen oder Amphibien „Natürlich versuchen wir in Stellungnahmen unsere Forderungen für Natur und Umwelt zu platzieren. Dem kann, muss aber nicht gefolgt werden“, konterte Andrea Hohlweck, Regionalgeschäftsführerin des BUND Heilbronn-Franken, nachdem aus dem Publikum Forderungen kamen, der BUND müsse sich für mehr Naturschutz auf den Flächen einsetzen. „Wir sind aber nur eine NGO, nicht Gesetzgeber oder Untere Naturschutzbehörde, die Auflagen festsetzen können.“ Auch hier sei die Politik gefordert. Bei ihm seinen seitens der Naturschutzbehörde für seine eigene Freiflächen-PV-Anlage viele Auflagen gemacht worden, schilderte ein Landwirt aus Neubronn. „Und die halte ich gerne ein, denn der Gewinn der Anlage bleibt bei mir!“ Eine Bäuerin aus Creglingen, der Pachtflächen wegen Solarparks verloren gehen könnten, ist weniger gelassen. Gegenüber den großen PV-Projektierern und ihren finanziellen Möglichkeiten, hätten kleinbäuerliche Betriebe wie ihrer keine Chance.
Erneuerbare nicht Treiber beim Flächenverbrauch
Anders als bei Freiflächen-PV gibt es für Windkraft ein fest definiertes Flächenziel, das eingehalten werden muss: 1,8 Prozent der Landesfläche. Dabei entspräche dies nicht der später tatsächlich in Anspruch genommenen, versiegelten Fläche. Die sei deutlich geringer, denn pro Windkraftanlage werden nur 0,4 Hektar beansprucht, für die wiederum Ausgleich geschaffen wird.
Das eigentliche Problem bei der Flächenkonkurrenz seien laut Cherid nicht die Erneuerbaren Energien, sondern der immens hohe Flächenverbrauch für Siedlungen, Gewerbe und Straßen. Und der steige stetig weiter, ganz entgegen den Zielen der Landesregierung. Täglich gehen in Baden-Württemberg 6,2 Hektar Boden unwiederbringlich verloren. Deshalb rief BUND-Regionalgeschäftsführerin Andrea Hohlweck zum Ende der Veranstaltung auch dazu auf, den Volksantrag gegen Flächenverbrauch zu unterzeichnen, den mittlerweile 24 Organisationen unterstützen, darunter auch alle Bauernverbände.
Wenn auch Sie unterschreiben möchten: www.laendle-leben-lassen.de
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