Rasenpflege: Der erste Schnitt kann für Igel & Co. tödlich enden
NABU: Mähroboter, Rasenmäher und Freischneider rücksichtvoll einsetzen – mehr blühende Wildnis statt grüne Monotonie
Heilbronn – Es geht wieder los: Früh morgens beendet lautstarkes Dröhnen und Brummen abrupt die Ruhe in so manchem baden-württembergischen Schlafzimmer. Für tierische Garten- und Wiesenbewohner bedeutet das viel mehr als ein vorzeitiges Ende der Nachtruhe: Sie leben wieder gefährlich, wenn ab dem Frühjahr bis in den Spätherbst die grüne Pracht getrimmt wird. Der Schneid- und Fuhrpark steht in Schuppen, Keller und Garage bereit zum Einsatz. Erbarmungslos rollen Rasenmäher und Mähroboter über Wiesen und Rasen. Mit Freischneidern wird unter Hecken alles kurz und klein gemacht, was nicht schnell genug flüchten kann. Für Reptilien und Insekten kann bereits der erste Frühjahrsschnitt tödlich enden. Auch einzelne Igel können schon aktiv sein und auf der Suche nach Nahrung durch ihr Revier streifen.
Der NABU wirbt deshalb bei Gartenbesitzerinnen und -besitzern für mehr Vorsicht und Rücksicht, weniger PS und mehr Handarbeit im Garten. „Wer in einem naturnahen Garten unterwegs ist und die Pflanzen manuell mit Gartenschere und Sense stutzt, anstatt sie mit Freischneider oder Motorsense zu kürzen, kann selbst erleben, wie Blindschleichen durchs Gras schlängeln und sich Grashüpfer davonmachen“, sagt Felicitas Rechtenwald, Artenschutzexpertin beim NABU Baden-Württemberg.
Mähroboter nicht nachts oder ohne Aufsicht laufen lassen
Vollautomatische Mähroboter sind in einigen Gärten selbst nachts unterwegs. Die Geräte sparen zwar Zeit, sorgen aber oft für grüne Ödnis ohne jede Blüte. Für Insekten sind solche Flächen grüne Wüsten. Laufen die Mähroboter nachts oder in der Dämmerung, sind besonders nachtaktive Tiere gefährdet. „Mähroboter entziehen Kleinsäugern und vielen Insekten jegliche Nahrungsgrundlage. Bei kleinen Tieren wie Spinnentieren, Jungigeln, Blindschleichen und Eidechsen machen sie kurzen Prozess: Sie können überrollt, verstümmelt und getötet werden“, warnt Felicitas Rechtenwald, Artenschutzreferentin des NABU Baden-Württemberg. Ein Testbericht der Stiftung Warentest warnte jüngst, keines der getesteten Geräte sei zudem genügend auf spielende Kinder eingestellt: Die Roboter erkannten Kinderarme und -füße nicht als solche. Die Geräte sollten daher nie unbeaufsichtigt eingesetzt werden. Auch wer mit seinen Freischneidern oder Fadenmähern unbedacht unter Hecken saubermacht, kann dort schlafende Igel verletzen oder töten, warnt der NABU.
Mehr blühende Vielfalt statt kurz geschorene Grünflächen
Werden Grünflächen lediglich ein oder zwei Mal im Jahr gekürzt, siedeln sich von alleine standorttypische Wildblumen an. Dazu zählen diverse Kleesorten, Löwenzahn, Wiesensalbei und Wiesenmargerite. Ihnen folgt eine Vielfalt an Tieren. „Lassen wir doch unsere schwäbische Kehrwochen - Mentalität in unseren Gärten einmal ruhen und helfen so der Natur sich zu entwickeln. Wer ein bisschen mehr Wildnis wagt, Blüten stehen lässt und nur Fußwege im Garten häufiger mäht, wird mit einem kleinen Paradies und Besuchern belohnt: Es siedeln sich Raupen und Schmetterlinge, Grashüpfer, Wildbienen und Spinnentiere an“, sagt Adolf Monninger, Kreisvorsitzender des NABU Heilbronn. Eine sonnige Kräuterspirale, ein Vogelnistkasten, eine Nisthilfe für Marienkäfer oder ein Staudenbeet lassen sich in die kleinsten Gärten integrieren. Mit etwas Glück und Geduld beziehen die summenden und krabbelnden Gartenbewohner ihr neues Domizil und lassen sich dort beobachten – ungestört von gefährlichen Mährobotern und knatternden Rasenmähern.
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