Sternstunde eines Jägers

- Der Bock treibt das Reh vor sich her.
- hochgeladen von Jägervereinigung Kreis Heilbronn e. V.
Um 16 Uhr war ich in meinem Jagdrevier im Gundelsheimer Kronwald. Ich setzte mich in die alte, windgebäugte schräge Kanzel am Ochsenweg und blattete, um damit Rehwild anzulocken, das jetzt Brunftzeit hat. Es ist ein fürs Wild und fürs Auge reizvoller Platz mit viel krautigem Bewuchs, Dickungen und auch stellenweiser guter Sicht ins Unterholz. Nichts regte sich auf mein schmachtendes Blatten. Nach einer dreiviertel Stunde stieg ich von der Kanzel und begab ich mich zu meinem geheimen Steinpilzplatz. Trotz der Feuchtigkeit des Unterholzes fand ich dort keinen einzigen Pilz. Dann begann es heftig zu regnen. Gut, dass ich meine Mütze aufgesetzt und meine Jacke angezogen hatte. Als es auch unter der Buche zu feucht wurde, machte ich mich auf die 80 Meter Rückweg zum Fahrzeug und wurde dabei gut beregnet. Als ich am Auto ankam, hörte auch der Regen auf. Na super! Sogar die Sonne kam raus und schien golden. Das tröstete. Ich fuhr zum Waldteil meines Jagdnachbarn mit licht stehenden Bäumen und Grasboden. Dort hatte ich vor Jahren immer wieder mal Pilze gefunden. Ich nahm meinen Korb und betrat den lichten Buchenwald durch den man weithin blicken konnte. Durch mein Laufgeräusch standen in etwa 100 m Entfernung zwei Rehe auf und sprangen ab. Ich konnte ihren Weg nur bruchstückhaft verfolgen. Nach etwa 70 Meter blieben sie stehen. Sie hatten die „Gefahr“ nicht eräugt, nur ein Geräusch hatte sie gestört. Durch den Blätterwald konnte ich sie schemenhaft erkennen. Sie verweilten. Ich ging, sichtgeschützt in ihre Richtung hinter eine dicke Buche. Dort verharrte ich und begann zu blatten. Der Rehruf erzeugte bei dem weiblichen Stück Aufmerksamkeit. Es hob den Kopf, verharrte kurz und näherte sich mir dann bis auf ca. 30 Meter. Neben einem schmalen Baum blieb es stehen. Es wartete dort eine geraume Zeit und schaute dabei in meine Richtung. Als es keine Nebenbuhlerin sah, zog es wieder etwas zurück, drehte dann aber und zog wieder schräg auf mich zu. Der Bock, den mein Gefiepe überhaupt nicht interessiert hat (er hatte ja seine Geliebte bei sich) zog ihr hinterher. Dann begann er das Rehmädchen zu treiben. Ich erkannte am fehlenden Gesäuge,dass es ein einjähriges Schmalreh und keine Geiß war. Währenddessen hielt ich meine Hand mit meiner kleinen SONY RX Mark 7 hinter dem Baum vor, beobachtete das Geschehen auf dem schwenkbaren Monitor und fotografierte fleißig. Keine 20 Meter entfernt ästen und trieben sie dahin, bis sie sich ganz friedlich von mir weg ins Dickicht bewegten. Ein tolles Naturerlebnis ging zu Ende, der grüne Vorhang fiel.
Autor und Fotograf: Hans Peter Schmitt
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Ihre Zahlen
> Wildschweinabschuss 2020/21: 862.000, Rehwild: 1.226.000 Stück
wollen wir doch mal etwas ergänzen:
In Deutschland werden jedes Jahr 5 Millionen Wildtiere mit Kugel oder Blei erschossen, erschlagen oder in Fallen grausam getötet. 5 Millionen Tiere jedes Jahr – das sind 13.700 jeden Tag, 570 pro Stunde, fast 10 Tiere pro Minute. Alle 6 Sekunden stirbt ein Tier durch Jägerhand.
Im Jagdjahr 2013/2014 wurden nach Angaben des Deutschen Jagdverbands von Jägern in Deutschland getötet:
Hirsche 75.762
Damwild 64.083
Sikawild 1.360
Wildschweine 474.287
Rehe 1.151.356
Gämsen 4.803
Muffelwild 7.228
Feldhasen 243.385 (stehen auf der roten Liste!)
Wildkaninchen 211.592
Fasane 94.838
Rebhühner 2.540
Waldschnepfen 10.954
Wildgänse 80.854
Wildenten 363.611
Wildtauben 577.974
Füchse 380.494
Dachse 62.268
Baummarder 5.321
Steinmarder 47.058
Iltisse 9.632
Wiesel 6.038
Waschbären 96.162
Marderhunde 20.140
Hinzu kommen - von den Jägern statistisch nicht erfasst:
- Hauskatzen ca.300.000
- Hunde ca. 30.000
- Enten, die bei der Jagdhundausbildung "verbraucht" werden: ca. 20 pro Hund
- Wildtiere, die bei der Jagd "nur" angeschossen wurden und dann verenden
Hinter diesen Zahlen steht millionenfaches Tierleid
Doch all die Zahlen können nicht das millionenfache Leid ausdrücken, das hinter ihnen steht. Denn von einem »schnellen Tod« kann bei der Jagd - und besonders bei Treib- und Drückjagden - in vielen Fällen nicht die Rede sein: Rehe und Wildschweine werden oft nur angeschossen. Jäger verwenden so genannte Expansions- oder Deformationsgeschosse, die riesige Wunden reißen. Expansionsgeschosse sind so konstruiert, dass sie sich nach dem Einschlag in den Körper durch den Gegendruck des Gewebes »aufpilzen«. Sie drücken sich platt, spreizen dabei auseinander oder zersplittern und zerreißen das Gewebe, die Organe und Knochen des Tieres. Beim Austritt aus dem Körper schlagen sie faustgroße Wunden. Doch mit zerfetzten Eingeweiden oder zerrissener Lunge stirbt das Tier nicht sofort. Es verblutet bzw. erstickt. Ein so getroffenes Tier legt auf seiner Flucht nicht selten noch Strecken von mehreren 100 Metern zurück. Mit nicht sofort tödlichen Lungenschüssen fliehen viele Rehe weite Strecken, bevor sie verenden. Andere flüchten mit zerschossenen Beinen, mit heraushängenden Eingeweiden, in die es sich beim Laufen verfängt und welche die »Pirschzeichen« für die »Nachsuche« hinterlassen.
Die »Nachsuche« - sofern sie überhaupt stattfindet - dauert oft Stunden oder Tage. 60 Prozent (!) aller Rehe müssen nachgesucht werden. Viele werden erst Tage später gefunden, wenn sie irgendwo elendig an der Verwundung verendet sind. Manche Tiere sterben überhaupt nicht an der Schusswunde, sondern an den Folgen, weil sie z.B. mit zerschossenem Kiefer keine Nahrung mehr aufnehmen können.
Bei den großen Treib- und Drückjagden in Herbst und Winter werden außerdem die Sozialstrukturen der Tiere auseinandergesprengt. Jungtiere verlieren ihre Eltern und sind meist ebenfalls dem Tod ausgeliefert. Auch die ganzjährige Fuchsjagd führt zwangsläufig dazu, dass in den Monaten Mai und Juni unzählige junge Füchse im Bau verhungern und verdursten, weil die säugende Fähe erschossen wurde.
Treib- und Drückjagden: Bis zu 70 Prozent der Wildtiere nicht sofort tot
Laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V. sterben, vor allem bei der Drückjagd, bis zu 70 Prozent der Wildtiere nicht sofort, sondern erleiden qualvolle Kiefer-, Bauch- und Laufschüsse.
Untersuchungen zufolge seien bei Drückjagden nur etwa ein Drittel der Wildschweine mit Blattschuss erlegt worden, die überwiegende Mehrheit wurde `nur´ angeschossen und "wies Waidwund-, Keulen- oder Laufschüsse auf". Auch würden 60 Prozent der weiblichen Rehe Bauchschüsse aufweisen. (Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz in den TVT-Nachrichten 2/2011)
Diese Tierquälerei bei Treib- und Drückjagden wird sogar von einigen mutigen Jägern angeprangert. So kritisierte vor einigen Jahren der Pressesprecher der Kreisjägerschaft Aachen und Jagdberater Karl-Heinz Kuckelkorn die Drückjagden aus Gründen des Tierschutzes als »mehr als bedenklich«. Das Wild werde »beunruhigt« und in Richtung der Schützen getrieben. »An ihnen vorbei flüchten die Tiere wie in Panik. Es fallen viele Schüsse, doch längst nicht jeder Schuss ist ein finaler. Etliche Tiere werden nur verletzt und verenden später qualvoll irgendwo im Dickicht, es werden ihnen Gliedmaßen abgeschossen oder sie laufen nurmehr verkrüppelt herum.« (Karl-Heinz Kuckelkorn: »Jagd ist eine Frage von Ethik und Moral«. Aachener Zeitung, 21.10.2010)
Bernd Krewer, Förster und Nachsucheführer, also ein Jäger, der mit seinem Hund angeschossene Tiere nachsucht, um ihnen den Todesschuss zu geben, schrieb bereits vor fast 20 Jahren: »Wir sollten froh sein, dass solche Dinge nicht allzu häufig ans Licht der Öffentlichkeit kommen, es sähe mit unserem Anspruch, Naturschützer zu sein, nicht sehr gut aus.« Über seine Erfahrungen berichtet er wie folgt: »Ich habe rund 1000 Nachsuchen auf Sauen mit meinen Schweißhunden durchgeführt. Wie oft kann der Jäger nicht einmal angeben, wie die beschossene Sau im Schuss gestanden hat, ob er also auf die rechte oder linke Körperseite geschossen hat. Es wird also irgendwo auf den dunklen Klumpen geballert, von dem man nicht einmal erkennen kann, wo vorne und hinten ist.« (Bernd Krewer: Über Hirsche, Hunde und Nachsuchen. Neudamm-Neudamm, 1998, 2. Aufl., S.80, S. 85)
Dass die Wildtiere selten richtig getroffen und zum Teil lebendig vom Jagdhund zerfetzt werden, geben Jäger untereinander in ihren Internetforen offen zu. In der Öffentlichkeit und in offiziellen Verlautbarungen der Jagdverbände wird dann behauptet, die Tiere wären sofort tot, sie würden schmerzfrei sterben und nicht einmal den Schuss mehr hören.
Nachsucheführer Bernd Krewer kommt zu dem Schluss: »Wenn es den Tierschützern gelänge, einen viel beschäftigten Schweißhundeführer ‚umzukrempeln’, wären wir einen Tag später die Jagd endgültig los. Es muss sich vieles im Tun und Lassen der Jägerei ändern, wollen wir vor der immer kritischer werdenden Bevölkerung bestehen und von ihr das Mandat für den Fortbestand unserer Jagd bekommen. Wenn die Gesellschaft die Jagd nicht mehr akzeptiert, wird sie verschwinden und durch andere Formen der Nutzung und Regulierung ersetzt werden.« (ebda., S.180)
Quelle: https://www.abschaffung-der-jagd.de/wildtierealsja...
Verantwortlich: Kurt Eicher, Biologe Oberstudiendirektor a.D., Heilbronn