Tierseite zu Igeln in Print: Die Gefahr rollt an

Interessantes und Erschreckendes zu Igeln bietet die Tierseite mit Fotos der Heimatreporter. | Foto: Klara Schäffer
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Mähroboter und Sensen verletzen Igel oft grausam. Igelverein Stuttgart und Umgebung hilft mit seinen rund 14 Igelstationen etwa 1000 Tieren im Jahr.

Jetzt wird‘s wieder besonders gefährlich für die Igelwelt: Wenn der Rasen in den Gärten sprießt, die Hecken wachsen, holen die Menschen ihre Mähroboter, Freischneider und Motorsensen raus. Wie gefährlich diese Geräte für die Igelwelt sind, zeigt ein aktueller Beispiel aus Oedheim. Da der meine.stimme-Heimatreporter Magnus Diller vielen inzwischen als Naturliebhaber und -schützer sowie Igelflüsterer (er hat fünf Igel über den Winter geholfen) bekannt ist, klingelte eines sonntags sein Telefon: ein verletzter Igel in der Nachbarschaft. Was tun? Was der Oedheimer da vorfand, macht den lebenslustigen 45-Jährigen sprach- und fassungslos: eine klaffende Wunde im Gesicht des Tierchens.
Der Taxifahrer schaltet schnell und fährt in eine Heilbronner Tierklinik, die das verletzte Tierchen erlöst. Magnus Diller vermutet: "Der Igel ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einer Motorsense zum Opfer gefallen. Ganz bestimmt nicht mit Absicht, das unterstelle ich niemandem."
Deshalb appelliert er auch in seinem Beitrag zu diesem schlimmen Ereignis auf meine.stimme: "Wenn ihr schweres Gerät einsetzt, wie etwa die allseits beliebte Motorsense, geht damit mit sehr viel Bedacht um. Fahrt damit nicht einfach so mit Schwung unter eure Büsche oder andere ähnlich uneinsehbare Ecken im Garten, wo ihr nichts sehen könnt. Geht vorher einfach mal durch und schaut, ob nicht ein Igel sein Tagesversteck bei euch in der Hecke, unter Stauden oder sonstigen geeigneten Stellen bezogen hat. Mäht weniger, mäht von Hand (wer kann), lasst doch die eine oder andere Ecken einfach auch mal stehen."

Schreckliche Bilder

Laufen die automatischen Mähroboter auch nachts, kann es zu schlimmen Verletzungen kommen. Elke Weinstein vom Verein Igelfreunde Stuttgart und Umgebung, deren Mitglieder in der Region 14 Igelstationen betreiben, kennt diese schrecklichen Bilder: "Diese Ungetümer zerschneiden den Igeln eine Gesichtshälfte oder mähen ihnen die Beinchen ab." Nicht umsonst steht der Igel auf der Roten Liste.
Der BUND schreibt auf seiner Homepage, warum: "Der heimische Igel sieht einer gefahrvollen Zukunft entgegen. Die zunehmende Verknappung seines Lebensraumes durch Bebauung und Ausräumung der Ackerflächen um großflächige, industrielle Landnutzung zu ermöglichen, führt dazu, dass er in Teilen seines Verbreitungsgebiets selten geworden ist. Stark befahrene Straßen und fehlende Nahrung in den Schottergärten der Städte verkleinern seine Populationen zusätzlich."

Parasiten und Pilze

Seit mehr als 40 Jahren helfen die Ehrenamtlichen der Igelfreunde Stuttgart und Umgebung in unserer Region, dass mehr Exemplare der stacheligen Gesellen überleben. Mehr als 1000 Igel retten die Igelstationen des Vereins jedes Jahr, schätzt Elke Weinstein. Denn nicht nur der Mähroboter, sondern auch das ausgestreute Gift in den Gärten ist eine große Gefahr (siehe unten). Fast jeder Igel hat inzwischen auch mit Parasiten und Pilzen zu kämpfen, die ihn zusätzlich schwächen. "Das nimmt jedes Jahr zu." Deshalb rät Weinstein, Igeln auf keinen Fall Getreide anzubieten. Wer einen unterernährten Igel findet, sollte Igelfutter oder Babykatzenfutter (ohne Fisch) zufüttern. Grundsätzlich gilt: Sind Igel tagsüber zu finden, haben sie ein Problem. Vielleicht leiden sie unter Flüssigkeitsmangel. Dann, so Weinstein, kann man Zuckerwasserlösung oder Cola ohne Kohlensäure einflösen. Niemals Milch. Doch einen Igel anzufassen, ist nicht jedermanns Sache. "Bitte wenden Sie sich an Tierkliniken oder die Igelstationen", wünscht sich Elke Weinstein mehr Aufmerksamkeit für die putzigen Tierchen.
Auch Magnus Diller appelliert: "Seid ein wenig sensibel, zeigt Empathie, passt einfach ein bisschen auf." Denn: "Wir sind hier nicht alleine auf dieser Welt, Igel sind übrigens schon viel länger da als wir – circa 15 Millionen Jahre nämlich."
Igelthemen auf meine.stimme: meine.stimme.de/igel
Homepage Igelfreunde: igelverein.de

Viele Bedrohungen

Auch Joghurtbecher und Mäusefallen können zum Risiko werden. Für Igel lauern in der zivilisierten Welt viele Gefahren. Einige Beispiele:

Mähroboter: Sie erkennen Igel nicht und stellen somit eine tödliche Gefahr für Igel dar. Verletzte Tiere sterben oft jämmerlich irgendwo im Gebüsch, in das sie sich geschleppt haben. Deshalb: keine Mähroboter in der Dämmerung oder in der Nacht laufen lassen.

Tellersense und Fadenmäher: Igel haben im Dickicht und unter Gebüschen ihre Tagesnester. Dort ziehen sie auch ihre Jungen auf. Wer an diesen uneinsehbaren Orten mäht, läuft Gefahr, die Tiere grausam zu verstümmeln.

Laubsauger und -bläser: Sie sind lebensgefährlich für Igel und saugen neben dem Laub auch Nahrungstiere des Igels ein.

Joghurtbecher & Co: Igel schlecken gerne weggeworfene Joghurt- oder Eisbecher aus. Darin können sie ersticken, weil sie nicht mehr herauskommen.
Mäuse- und Rattenfallen: Damit Mäuse- und Rattenfallen keine Gefahr für Igel darstellen, müssen sie in mindestens 50 Zentimeter hohe Kisten, auf Tische oder Bretterstapel aufstellt werden.

Schneckenkorn: Damit die Igel nicht mit dem Schneckenkorn oder den getöteten Schnecken in Berührung kommen, sollte das Gift mit Brettern abgedeckt werden: Die Schnecken kriechen darunter. Aber besser wäre: Den Tieren zuliebe auf alle Arten von Gift im Garten verzichten. 

Das Igeljahr im Überblick zeigt ein Beitrag auf der Homepage der Igelfreunde Stuttgart und Umgebung: das Igeljahr

Autor:

Katja Bernecker aus Heilbronn

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