Taubenhaus Künzelsau
Taubenhaus Künzelsau steht kurz vor dem Aus

Liebe Heimatreporter, liebe Tier- und Taubenfreunde, verehrte Bürger und Kommunalpolitiker, vor allem die, welche erkannt haben, dass eine nachhaltige Populationskontrolle der Stadttauben nur erfolgreich sein kann über das  "Augsburger Modell" (Errichtung von Brutplätzen in Taubenhäusern/-Schlägen, Füttern vor Ort und Eiertausch).

Nach fast 8 Jahren aufopferungsvoller, ehrenamtlicher Arbeit im Künzelsauer Taubenhaus muss dieses in Deutschland-weiten Taubenforen (z.B. Facebook) gelobte und weit über das Ländle bekannte Projekt nach dem Augsburger Modell vielleicht zum 1. Mai 2023 schließen, weil wir inzwischen zu wenig aktive Mitglieder haben. Unsere auf Ehrenamtspauschale jeden Tag dort arbeitenden Helfer können seit Anfang März altersmäßig uns nicht mehr unterstützen. Aber auch Frau Maritta Müller kann dies tagtäglich im Alleingang nicht mehr leisten, da sie seit Kurzem auch noch eine kranke Mutter zu pflegen hat. Auch meine Tätigkeit, nicht nur zum Wohl der Tauben, sondern auch für die Sauberkeit der Stadt Künzelsau, muss sich in Grenzen halten, außerdem bin ich auch noch ehrenamtlich Schriftführerin. Ebenso kann eine weitere, berufstätige Frau und aktives Mitglied  nicht noch mehr als den wöchentlichen Eiertausch vornehmen (zusätzlich zum Amt der Kassiererin)
Frau Müller und ich haben vor Weihnachten und bis Mitte Januar eh schon bis an unsere Belastbarkeitsgrenze gearbeitet wegen der damals ausgebrochenen PMV-Seuche in unserem Taubenhaus, der trotz intensivem Bemühen rund um die Uhr annähernd 100 Tauben zum Opfer fielen.
Deshalb hatten wir nun die Idee, ob es nicht sinnvoll wie in anderen Städten wäre, wenn eine Behörde, Institution, wie z.B. die Stadt (sie unterstützt uns bereits finanziell) oder der Handels-und Gewerbeverein oder auch eine Firma für uns eine/n Taubenwart*in auf Minijob-Basis einstellen könnte. Diese Person, welche die Tätigkeit übernehmen könnte, wäre bereits vorhanden.

Wir haben durch Mundpropaganda, Presse, Behördengang und Briefe. alles versucht dieses Schreckensgespenst der Schließung fernzuhalten ... bis jetzt kommen aber nur negative oder sehr zögerliche Stellungsnahmen.

Fakt ist:
Am 1. Mai ist endgültig Schluss und ca. 350 Stadt-/Straßen-/gestrandete Brieftauben werden sich auf den Dächern und zwischen den Häusern der Stadt eine neue Heimat und Brutplätze suchen müssen und die Population wird wieder drastisch ansteigen, da dann niemand mehr die Eier kontrollieren wird.

Soll dies nun tatsächlich das Ende des Taubenhauses in Künzelsau sein, trotz nachweisbarer Erfolge wie die stolze Zahl 8987  ausgetauschte Eier, kaum mehr Sichtung von Tauben in der Innenstadt und die uns von vielen Bürgern, Shopinhabern und Firmen bestätigte Mehr-Sauberkeit in der Stadt nach Errichtung des Taubenhauses im Herbst 2015???

Hier kopiere ich das Schreiben, welches von uns verschickt wurde, für all diejenigen, die mehr über unsere fast 8-jährige, erfolgreiche Tätigkeit im Taubenhaus und v. a. auch für die Stadt erfahren möchten.  Auch der Umweltminister von Baden-Württemberg, Peter Hauk, hat in einem Schreiben von 2017 uns seinen besonderen Dank für unser Engagement ausgesprochen und darin erwähnt, dass das Stadttauben-Projekt Stuttgart für dieselbe Arbeit mit dem vom Land Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen  geschaffenen Tierschutzpreis im Jahr 2015 ausgezeichnet wurde.


Sehr geehrte/r Frau/Herr ....,

der Verein " Taubenfreunde Künzelsau e.V. " wird zum 1. Mai 2023 auf Grund fehlender Mitglieder aufgelöst.
Es ist nicht mehr möglich, die Arbeit im Taubenhaus auf ehrenamtlicher Basis weiterzuführen.
Die letzten beiden ehrenamtlichen Helfer können, aufgrund ihres Alters seit 01.03.2023 nicht mehr unterstützend tätig sein. Für die gesamte tägliche Arbeit bin ich jetzt allein verantwortlich.
Es gibt noch eine ehrenamtliche Mitarbeiterin, welche die Eier der Tauben abliest und im Verein als Kassierer tätig ist. Bleibt noch Frau Schickert, die das Amt des Schriftführers innehat und sich um kranke und verletzte Tiere kümmert, die uns allwöchentlich von aufmerksamen und besorgten Mitbürgern gemeldet werden.

Alle anderen Mitglieder sind aus verschiedenen, nachvollziehbaren Gründen ausgeschieden oder werden (aufgrund der unverantwortlichen Umstände) zum 01.05.2023 ihr Amt niederlegen.
Es war schon immer schwer, die Arbeit im Taubenhaus zu schaffen, jetzt ist es nicht mehr möglich.

Der neueste Stein auf unserem ehrenamtlichen Weg:
es gibt laut Frau Mitsch keinen kontaminierten Sand mehr vom Bauhof, weil wir in den vergangenen Jahren schon sehr viel mehr davon bekommen haben, als all die anderen Vereine.

Ab dem 01.05.2023 werden sich ca. 350 Stadttauben auf und zwischen den Dächern der Stadt ein neues Zuhause suchen. Aus Tierschutzgründen ist das Töten der Tiere (Gott sei Dank) verboten.
Laut unserer Satzung bekommt die Stadttaubenhilfe Stuttgart alles, was übrig bleibt. Wir werden den Hausschlüssel im Rathaus abgeben.
Ein sehr gut funktionierendes Taubenhaus, in dem viel ehrenamtliche Arbeit und immer seltener werdendes Engagement steckt - sein Ende gleicht einem Schildbürgerstreich. Nichtsdestotrotz sind wir auf alles gefasst. Wir kennen den Überlebenswillen der Tiere und vertrauen auf die Milde des anstehenden Sommers, der den Tauben die notwendige Zeit geben wird, sich an die neuen Umstände anzupassen.

Nachweisbare und überprüfbare Ergebnisse:

- 8987 abgelesene Eier in ca. 8 Jahren

- pro Woche ca. 25 kg zusammengekratzter und - gefegter Kot (das sind knapp 10 Tonnen seit Bestehen)

- alle (etwa 100) verletzten, kranken, geschwächten Tiere, die man uns meldete, wurden von uns (oft sogar abgeholt und) versorgt.

- Bürger und Geschäftsleute, die uns um tierschutzgerechte Hilfe bei baulichen Maßnahmen baten, haben wir unterstützt bzw.  die      Arbeit erledigt (u.a. das Alte Gefängnis)

- eine spürbare Entlastung für den Tierschutzverein

- viel weniger Tauben und Taubenkot in der Stadt

- gesunde Tiere, deren Kot keine krankmachenden Keime enthält

- positive Resonanz aus der Bevölkerung und über das Internet. Die Stadt Paderborn (NRW) hat auf unserer Stadtverwaltung sich erkundigt, wie das Projekt "Taubenhaus" von uns in Angriff genommen wurde.

- eines der schönsten - vielleicht sogar das schönste - Taubenhaus Deutschlands
 

In fast allen Städten wird an einer Lösung des „Problems" Stadttauben gearbeitet - nach einer Wende gesucht, in dem oftmals vergeblichen Kampf dem angezüchteten Dauerbrüten Einhalt zu gebieten. Von Herrn Hauk, dem Landwirtschaftsminister von Baden-Württemberg, erhielten wir ein Schreiben, in dem er uns seinen besonderen Dank für unsere Arbeit in diesem Bereich ausspricht. Er schreibt: „Welchen besonderen Stellenwert ein solches Engagement für den Tierschutz in Baden Württemberg genießt, können sie daran erkennen, das mit dem Tierschutzpreis des Landes Baden Württemberg im Jahr 2015 u.a. das Stadttaubenprojekt Stuttgart ausgezeichnet wurde“.
Und Künzelsau hat die Lösung. Der Verein hat ehrenamtlich eine beispielhafte Vorfeldarbeit erbracht: 350 Tauben sind an ein Haus gebunden, wo die Eier „ganz einfach“ abgelesen werden können, wo sie den allergrößten Teil ihres Kotes absetzen und wo sie artgerecht gefüttert werden – damit der Kot, der doch hin und wieder vor dem Rathaus landet, nicht krankmachend und/ oder im sauren ph- Bereich ist.

Wir wären kaum der verantwortungsvolle Verein, welchen Sie in den vergangen Jahren kennengelernt haben, wenn wir keine Lösung anbieten könnten:
Es gibt eine geeignete Person, die Mitglied im Verein ist und der Arbeit voll gewachsen ist und auch bereit, sie auszuführen. Allerdings muss sie Geld verdienen und Rentenpunkte sammeln. Wie in vielen anderen Städten braucht man in Künzelsau einen Taubenwart, der dieses Amt auf Minijobbasis übernimmt.
Frau Schickert und ich würden selbstverständlich weiter ehrenamtlich helfen.
Ich möchte Sie bitten, mit Herrn Neumann und gegebenfalls dem Gemeinderat darüber zu sprechen.
In ähnlicher Form geht dieser Brief an: den Gewerbeverein, Herrn Würth, den Tierschutzverein – gerne können Sie gemeinsam beraten. Und auch ich bin weiterhin bereit, Fragen zu beantworten.

Mit freundlichem Gruß
Maritta Müller

Autor:

Gudrun Schickert aus Künzelsau

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