Natur Weinberg Traubenlese 2022
Unsere definitiv letzte Traubenlese im Kochertal

Forchtenberg von unserem Weinberg in Wülfingen gesehen.
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Endlich ... fast schäme ich mich ein bisschen euch gegenüber, weil ich schon soo lange den Beitrag über unsere allerletzte Lese versprochen hatte.

Für uns startete die Lese laut Leseplan unserer WG Fürstenfass Adolzfurt am Freitag, 16.September 2022 mit der weißen Traubensorte Müller-Thurgau in unserem flachsten Weinberg in Forchtenberg-Wülfingen.
Alle Lesehelfer freuten sich über die unkomplizierte Lese (kein Ausputzen der Beeren), weil die Trauben gesund und ohne jede Fäulnis waren wegen dem trockenen Sommer. Insgesamt hingen in allen Weinbergen im Kochertal die Rebenstöcke in diesem Jahr relativ voll, nur waren die einzelnen Beeren recht "leichtgewichtig", weil ihnen Saft wegen dem trockenen Sommer fehlte, zumindest dort, wo nicht über die gesamte Trockenperiode  die Winzer Wasser in ihren Anlagen ausgebracht haben.
Auf 9,88 ar haben wir 584 kg Müller-Thurgau geerntet mit einem Oechsle-Grad von 84, der mit +6 weit über dem allgemeinen Durchschnitt lag.

Am nächsten Tag, Samstag, 17. September war die Lese für die schönste blaue Esstraube, die Sorte Dornfelder, angesagt.
Aus ihr wird auch der blaue, unvergorene Traubensaft hergestellt und meine Marmeladensorte "Winzers Liebe" koche ich auch aus den Dornfelder Trauben. Zuerst haben wir wieder in Forchtenberg-Wülfingen gelesen und am Nachmittag ging es in den Weinberg oberhalb Niedernhall. Allen machte es sichtlich Spaß diese herrlichen, Bilderbuch-mäßigen Trauben zu ernten und auch mal in eine direkt in der Hand reinzubeißen. Und auch für Zuhause wurden Dornfelder gerne mitgenommen.
Auf insgesamt 11,02 ar haben wir 1.039 kg Dornfelder mit einem Oechsle-Grad von einmal 82, zuletzt 81, also zusammen 81,5° Oechsle geerntet, wieder mit einem Plus von +3,5.

Am Sonntag durften mal alle ausruhen, bevor es dann am Montag, 19. September. in alter Frische und voller Tatendrang mit dem  Schwarzriesling in Forchtenberg-Wülfingen weiter ging: Die Trauben sind kleiner, kompakter und die Beeren sehr viel kleiner wie bei Dornfelder oder auch Portugieser.
Auf 16,50 ar konnten am späten Abend in der Kelter Ingelfingen 833 kg Schwarzriesling abgegeben werden, eigentlich ein zu geringes Gewicht für diese Fläche. Aber der  Weinberg für die Sorte Schwarzriesling ist schon sehr alt. Dafür aber lag der Oechsle-Grad bei 96, mit +13 (!) weit über dem allgemeinen Durchschnitt. 
Zum Schwarzriesling möchte ich noch Folgendes  ergänzen: Der Muschelkalk der Gesteinsschichten im mittleren Kochertal sind für das Wachstum dieser Sorte besonders günstig und geben ihm einen besonders markanten Geschmack.

Am Dienstag, 20. September wurde dann der Portugieser in einem uns überlassenen Weinberg bei Niedernhall gelesen, der nicht bearbeitet und auch nicht gespritzt worden war. Dort sind drei Sorten mehr oder weniger durcheinander gepflanzt: Portugieser, Spätburgunder und als weiße Sorte Kerner. Der Portugieser macht dabei den geringsten Anteil aus, aber es ist für Laien sehr schwer Portugieser und Spätburgunder zu unterscheiden. In der Kelter konnten 147 kg Portugieser  mit 81,0° Oechsle abgeliefert werden, mit +2 über dem Durchschnitt.
Jetzt durften wir wieder drei Tage verschnaufen, da zwischendurch Sorten gelesen wurden, die wir nicht hatten.
 
Auf ein Neues ging es dann
am Freitag, 23. September, dem kalendarischen Herbstanfang wieder mit der Sorte Spätburgunder weiter und zwar erneut im "Drei Sorten-Weinberg bei Niedernhall.
Die Spätburgunder-Trauben hatten 86° Oechsle, dieses Mal allerdings ein Minus von 3 im Durchschnitt
und wir haben 397 kg abgeliefert.
Samstag und Sonntag war für uns Ruhetag, bevor es am 26. September mit der weißen Sorte Kerner im Drei-Sorten-Weinberg bei Niedernhall mit der Lese weiter ging. Da man an die Rebenstöcke nur begrenzt heran konnte (Gestrüpp) war die Ausbeute nur 268 kg mit immerhin 87° Oechsle, einem Plus von 4.
 

Am 30. September war unser allerletzter Lesetag gekommen ... für dieses Jahr, aber auch für immer!
Wenn ich das nun so schreibe, macht sich Erleichterung, aber auch ein bisschen Wehmut breit.
Noch einmal hieß es in dem nicht so beliebten Drei Sorten-Weinberg in Niedernhall Lese vom Spätburgunder. Wir waren wenige Lesekräfte ... nur die Familie.
Immerhin haben wir am Abend in der Kelter Ingelfingen 389 kg, nur 8 kg weniger gegenüber dem 23. September, aber die hatten nur einen Oechsle-Grad von 84 bei einem Durchschnitt von 89 Oechsle.
Somit waren es dann insgesamt 786 kg mit den Spätburgunder-Trauben vom 23. September mit einem Oechsle-Grad von 
zusammen 85 gegenüber durchschnittlichen 89,
was zu verkraften ist, da dies Abzüge pro Oechsle-Grad bedeutet.

So haben wir unsere Lese mit vereinten Kräften im Monat September geschafft, auch in diesem Jahr wieder! Aber das Wetter spielte auch so richtig mit, wenn es auch ab und zu mal den einen oder anderen Schauer gegeben hat. Wir hoffen sehr, dass die Winzergenossenschaft auch in diesem Jahr daraus wieder ein edles Tröpfle kreieren kann!
Und, obwohl wir selbst nun keine Lese mehr organisieren oder dabei mitmachen können, werden wir wohl "unseren" Weinbergen verbunden bleiben!

Autor:

Gudrun Schickert aus Künzelsau

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10 Kommentare

Gudrun Vogelmann aus Bad Friedrichshall
am 05.11.2022 um 15:31

Du hast sehr schön und auch interessant über eure Lesen berichtet und die Bilder sprechen für sich! Man liest schon die Begeisterung, Freude und natürlich, wenn man weiß, dass es die letzte Lese war, auch Wehmut heraus. Aber Gudrun, bei deinem Programm, was du sonst noch leistet, wird dir mit Sicherheit nicht langweilig. Es ist wie mit allem im Leben, alles hat seine Zeit. Man sollte sich auch etwas Ruhe gönnen :-))))

Sigrid Schlottke aus Bad Rappenau
am 16.11.2022 um 12:30

Erstmal: es ist wie verhext... Kurz falsch getippt und mein ganzer Kommentar war weg. Nochmal ein Versuch.... 

Ein sehr interessanter Beitrag über die Traubenlese und Bilder dazu, die die reiche Ernte sehr schön zeigen, aber auch die Arbeit, die damit verbunden ist. 
Und natürlich auch von eurer Vesperpause, die im Weinberg mit all den Helfern auf keinen Fall fehlen darf. 
Ich hab früher öfters bei Weinlesen geholfen, was immer ein tolles Gemeinschaftserlebnis war. 
Deshalb weiß ich, wie anstrengend das auf der anderen Seite auch ist, ganz zu schweigen von all den anderen Arbeiten übers Jahr. 
Deshalb Respekt, dass ihr das so lange gemacht habt. 
Auch wenn der Abschied von dieser Arbeit mit Wehmut verbunden ist - alles hat seine Zeit, wie auch Gudrun das schon geschrieben hat. 
Genießt die "freie" Zeit, die dadurch entsteht oder füllt sie mit anderem. Das dürfte euch bei der Fülle eurer Hobbies nicht schwer fallen. 
Liebe Grüße
Sigrid

Gudrun Schickert aus Künzelsau
am 16.11.2022 um 13:33

Ach, Sigrid, was soll ich da noch sagen?!
Du hast das wieder so schön ausgedrückt, dass ich vor Rührung einen Kloß im Hals spürte und ein Tränchen verdrückt habe. Danke, danke, danke, für deine so lieben Worte und deine Bereitschaft, das alles noch einmal erneut zu schreiben. Du hast mir wirklich aus dem Herzen und tief aus der Seele gesprochen.
Am 11.November haben wir im Besen Fröscher in Forchtenberg nochmals mit all unseren Helfern und der Familie die letzte Lese und auch gleichzeitig Abschied gefeiert. Es war dort wohl laut (Schlachtfest), was wir leider im Vorfeld nicht wussten, aber trotz allem nochmal eine richtig tolle Gemeinschaft im Team. Aber alle können verstehen, dass wir nun mit fast 81 (Februar)  und ich mit 76 1/2 uns nun betreffs Weinberge zur Ruhe setzen möchten.

Ein liebes Grüßle und noch einen schönen Mittwoch
Gudrun