Eine zweite Meinung einholen ist oft lebenswichtig ... auch bei Tieren

Vorne das Ninchenweibchen Snoopy und hinten das -Böckchen Flecki.
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  • Vorne das Ninchenweibchen Snoopy und hinten das -Böckchen Flecki.
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In unserer Region, aber ich glaube auch allgemein in unserem Land, besonders in ländlichen Gegenden, ist es für Tierhalter oft sehr schwer, überhaupt einen Tierarzt in der Nähe zu finden. Dann kommen oft zu den hohen Tierarztkosten auch noch Fahrtkosten hinzu. Das nimmt ein Tierfreund ja oft noch hin, wenn seinem geliebten Tier geholfen werden kann.
Schwierig wird es allerdings dann, wenn der Tierarzt eine Empfehlung für eine Behandlung oder OP vorschlägt, die tiefgreifende Veränderungen für das Tier, aber auch für ihn selbst bedeuten. Einige von euch wissen schon etwas mehr, was ich damit andeuten will.
Mit diesem Beitrag möchte ich darauf hinweisen, dass es nicht nur in der Human- sondern auch in der Tiermedizin durchaus ratsam sein kann sich eine zweite Meinung einzuholen:

Am Ostersonntag bemerkte ich morgens beim Versorgen unserer beiden Zwergkaninchen auf der Dachterrasse, dass Flecki, das Böckchen, rechts ein auffällig hervorstehendes  Auge hatte. In der Tiermedizin spricht man von Exophthalmus, hauptsächlich oft durch einen Abszess an den Zahnwurzeln seltener durch ein Glaukom und noch weniger durch einen Tumor bedingt.
Bei mir läuteten alle Alarmglocken. Da sonntags und an Feiertagen nur bedingt ein Tierarzt zu finden ist, geschweige denn dass man eine telefonische Auskunft bekommt, gab ich dem armen Kerlchen 2,0 mg Metacam gegen die Schmerzen, die durch die Erhöhung des Augeninnendrucks gegen den Augapfel überaus stark sein können. Ich hatte Gott sei Dank das Metacam noch da von Sika und machte mich schlau, wieviel ein Kaninchen entsprechend seinem Körpergewicht bekommen darf. So überstand Flecki ganz gut die Zeit bis zum Mittwochvormittag nach Ostern, wo wir in der TA-Praxis in Öhringen-Cappel einen Termin bekamen.
Nach der Inspektion der Maulhöhle, die weiters nichts ergab, bat ich um eine Röntgenaufnahme des Schädels in zwei Ebenen, die bestätigte, dass kein Kiefernabszess vorliegt. Auch sonst meinte die junge Ärztin, dass das Röntgenbild nicht auffällig wäre.
Sie drückte mir ein Kärtchen in die Hand von einer Tierärztin in Gründelhardt, die auf Augen bei Kleintieren spezialisiert wäre. Vielleicht sollten wir mit Flecki zu einer Augeninnendruckmessung fahren. Ich allerdings sah doch etwas Verdächtiges auf dem Röntgenbild: Die Struktur  des Knochens unter der Augenhöhle sah nicht so aus wie normalerweise, war zu aufgelockert. Aber ich sagte nichts, da meine Berufsausübung als MTA, auch im Röntgen, schon einige Zeit zurückliegt. Dann besprach sie sich noch mit einer anderen Kollegin, die aber auch auf den  Knochen im Röntgenbild hinwies. Daraufhin entschlossen sich die beiden Fachfrauen, dass am besten das betroffene Auge herausoperiert werden sollte, um das Geschehen am Knochen besser beurteilen zu können. Frage: "Nur" Knochenentzündung oder ein Tumor?
Man drückte mir eine Einverständniserklärung für die Narkose in die Hand für Montag, 25.04.22, 8 Uhr, spritzte Flecki subcutan noch Baytril, ein Antibiotikum, und ebenfalls gegen die Schmerzen Metacam. Diese Medis bekam ich dann für die Tage bis Montag für die orale Gabe noch mit. Die Ärztin sagte, dass die Prognose alles andere als gut wäre. Wenn der Knochen zu stark angegriffen wäre, müsste man sogar eine Euthanasie während der Narkose in Erwägung ziehen. So entließ man uns dann zu Roland, der außen im Auto gewartet hatte. Wir waren total aufgewühlt, und auch an meinem Geburtstag am anderen Tag war in der Familie und unter Freunden die geplante Augenentfernung bei Flecki Gesprächsthema Nummer eins. 
Mehr oder weniger alle rieten uns diese Ärztin in Gründelhardt zu konsultieren und ich bekam tatsächlich am Freitagnachmittag dort einen Termin. Erwähnen möchte ich noch, dass bereits am Donnerstagmorgen das auffällig Hervorstehen des betroffenen Auges stark zurück gegangen war. In der Praxis in Gründelhardt sprach man sich gegen eine OP aus, da der Augeninnendruck bei beiden Augen gleich und normal war. Ich soll Flecki die von Cappel mitgegebenen Medis zu Ende geben, ihn genau beobachten und bei Bedarf weiter Metacam geben. Die Tierärztin dort, die Chefin persönlich,  tippte auf eine durch das Baytril bereits zurückgehende Knochenentzündung, eventuell durch einen Sturz bedingt. Wenn es tatsächlich ein Tumor sein sollte, was sie weniger für möglich hält, dann hätte er wenigstens noch ein schönes Leben mit beiden Augen zu erwarten.
Wir waren so froh und dankbar in dieser Tierärztin eine Verfechterin unserer Meinung zu haben und sagten heute den OP-Termin in der Praxis in Cappel ab.
Flecki frisst fast normal, hat kaum Schmerzen nach der Metacamgabe, springt vergnügt herum (er hat mich vorhin durch die Balkontüre im Wohnzimmer besucht) und freut sich seines Lebens. Wir werden einen Teufel tun und ihn seines einen Augenlichtes berauben, nur weil man in der Praxis sich nicht ganz sicher ist und auch mit "Euro-Augen" sieht..   .   
 

Autor:

Gudrun Schickert aus Künzelsau

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