Mein Highlight der Region - Eine urwüchsige Landschaft geprägt von weiten Ebenen, Flusstälern und vielfältigen Weinbergen

Auch so etwas kann man im Weinberg entdecken: Ein frisch geschlüpftes Vogelküken
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  • Auch so etwas kann man im Weinberg entdecken: Ein frisch geschlüpftes Vogelküken
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Unser Region hat unheimlich viele Vorzüge: Angefangen von dem besonderen Menschenschlag dem Hohenloher, Schlitzohr und gastfreundlich zugleich, aber auch dem heimatverbundenen Unterländer aus Heilbronn und Umgebung, die beide noch an liebgewonnenen Traditionen festhalten, über die unverdorbene, stille Landschaft mit ihren Feldern, Wiesen und Flusstälern bis zu deren sanft- bis steilansteigenden Rebenhängen.
Beim Letzteren wird tatsächlich noch im wahrsten Sinn des Wortes bei der jährlichen Pflege durch den Winzer Hand angelegt wie vor hundert Jahren, allerdings inzwischen etwas erleichtert durch technische Erneuerungen. In den Winzergenossenschaften von Hohenlohe und Heilbronn-Franken werden einfache Weiß- und Rotweine bis hin zu Spitzenweinen, von vielfältigsten Traubensorten ausgebaut, die auch durch die lößbedeckten und sehr fruchtbaren Muschelkalkböden, besonders m Kochertal, einen ganz besonderen Geschmackscharakter erkennen lassen. Aber auch die Industrie, Geschichte und Kunst, durch Malerei und Dichtung, kommen in der Region nicht zu kurz, was hier absolut kein Widerspruch zu Viehzucht, Ackerbau und Winzertätigkeit ist. Ein Beispiel dafür ist eine besonders säurebetont schmeckende, aromareiche, weiße Rebensorte, die später nach dem Weinsberger Arzt, Schriftsteller und Weinkenner Justinus Kerner benannt wurde. Und sicher hat die abwechslungsreiche Landschaft mit ihren Rebenhügeln auch den Dichter Eduard Mörike zu seinem berühmten Frühlingsgedicht "Er ist´s" inspiriert, als er damals noch Pfarrer in Cleversulzbach war. Sitzt man an einem lauen Frühlingstag bei Sonnenschein in einem der herrlich anzuschauenden Weinberge mit Blick in das weite Land oder in die Täler mit schmucken Dörfern, so kann man verstehen wie dem Poeten Mörike damals Zeilen wie "Frühling lässt sein blaues Band..." in den Sinn kamen.
So ist auch für mich das Größte in der Region diese unverwechselbar idyllische und durch Weinbau geprägte Landschaft: Mein Mann hat nach seiner aktiven Berufsphase noch damit angefangen "Hobbywinzer" zu werden, und ich musste/wollte mich deswegen auch bald mit dem Thema Weinberg, Reben und Wein vertraut machen. Seit 2002 hat er im Kochertal und in Forchtenberg gepachtete Wengert bearbeitet, und alljährlich fand im September/Oktober als Highlight des Rebenjahres die traditionell in Handarbeit erfolgende Traubenlese statt. Zu unserem großen Bedauern war allerdings die Lese im Jahr 2020 für uns die letzte Große mit vielen netten, jungen Menschen als Lesehelfer, weil mein Mann jetzt alle gepachteten Weinberge bis auf einen relativ Flachen in Forchtenberg aus gesundheitlichen Gründen abgeben musste. Und wenn wir an die vielen schönen, teilweise auch lustigen Erlebnisse in den Weinbergen zurückdenken, überkommt uns schon ein wenig die Wehmut - aber alles hat auch seine Zeit.
Nach der Lese gibt es vielerorts dann den "Neia Woi" oder auch oft "Ranzabitzler" genannt zu verkosten. Und sowohl in Hohenlohe als auch in Heilbronn-Franken finden bald darauf immer die traditionellen Weinfeste, in Heilbronn und Öhringen das bekannte Weindorf, und die Wahl der Weinköniginnen statt.
Eins aber ist schon bedauerlich: Die Wengerter alten Schlages, die mit Herzblut die schwere Arbeit in den Weinbergen verrichten bzw. verrichtet haben, sterben immer mehr aus, und dadurch werden in Zukunft leider auch die brachliegenden oder gar verwildernden Weinfluren in der Region das Landschaftsbild mehr und mehr prägen.
Auch der von mir geschätzte und aus Heilbronn stammende Heimatdichter und Weinpoet Herrmann Able, der viele schöne, teilweise auch sehr bekannt gewordene Weingedichte wie "Weinblüte" geschrieben hat, weilt nicht mehr unter uns. Auch das ist für mich mit Grund, warum ich versuche seine „Jahresgedichte rund um den Wein“ in sporadischer Folge weiterzuschreiben. Und dazu bedarf es nicht unbedingt eigener Weinberge sondern viel mehr eines einigermaßen Wissens rund um Reben und Wein allgemein und die Liebe zu regionalen Rebenlandschaften und -Gewächsen und ein bisschen dichterische Begabung zum Verse schmieden.

Privatperson:

Gudrun Schickert aus Künzelsau

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12 Kommentare

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Gudrun Schickert aus Künzelsau
am 17.02.2021 um 10:52

Liebe Sigrid,

so langsam weiß ich schon nicht mehr wie ich mich gebührend für deine immer so berührenden Worte noch bedanken soll. Ganz lieben Dank für deinen netten Kommentar oben!

Ja, der Weinbau , v.a. in Hohenlohe, steht vor einer großen Herausforderung und heute findet mit der Staatssekretärin Sieglinde Gurr-Hirsch und den Winzergenossenchaften in der Region eine digitale Diskussionsrunde darüber statt. Die Probleme mit Corona, Regulierung mit dem Pflanzenschutz, etc. bringt große Herausforderungen, aber vielleicht auch Chancen für den regionalen Weinbau mit sich, wenn die Landesregierung erkennt, wo sie unterstützend dabei eingreifen kann. Denn auch für unsere Landschaft werden diesbezügliche Entscheidungen in Zukunft einschneidende und sichtbare Folgen nach sich ziehen.

Privatperson
Sigrid Schlottke aus Bad Rappenau
am 17.02.2021 um 10:59

Das ist gut, dass sich da was für die Weinbauregion und ihre Winzer tut.

Privatperson
Gudrun Schickert aus Künzelsau
am 17.02.2021 um 11:26

Liebe Sigrid, hoffen wir es mal ... ich bin da immer etwas skeptisch.
Wir selbst sind ja nicht mehr so stark davon betroffen, da mein Mann nur noch einen Weinberg in Forchtenberg behalten hat.
Leider kann ich an der digitalen Diskussionsrunde NICHT teilnehmen, da wir die ECHO am Mittwoch verteilen müssen. Aber das Ergebnis wird man danach schon erfahren.