Gundermann, die kleine verkannte Pflanze
Botanischer Name: Glechoma hederacea
Pflanzenfamilie: Lippenblütler, Lamiaceae
Verschiedene Volksnamen: Gundelrebe, Blauhuder, Buldermann, Donnerrebe, Hederich, Erdefeu, Grundrebli, Gundelrieme, Gunelreif, Silberkraut, Soldatenpetersilie, Huder, Udram, Zickelskräutchen, Gartenhopfen, Erdhopfen
Woher kommt der Name, Assoziationen zum Erscheinungsbild: Der Name Gundermann oder Gundelrebe kommt von der althochdeutschen Bezeichnung Gund für Eiter. Damit deutet der Name daraufhin das die Pflanze schon in früheren Zeiten bei eiterigen Erkrankungen eingesetzt wurde. Gundermann war schon den alten Germanen und Kelten als Heilpflanze bekannt. Bei den Germanen war der Gundermann dem Donnergott Donar geweiht. Es wurden Sträußchen dieser Pflanze in ihren Häusern aufgehängt, um vor Blitzschlag gesichert zu sein. Auch als Milchzaubermittel wurde Gundermann verwendet, wenn die Kühe nicht richtig Milch gaben, sie schlecht war oder sich nicht buttern ließ. Vorbeugend wurde die erste Milch nach dem Austrieb durch einen Gundelrebenkranz gemolken
Wer in der Walpurgisnacht einen Gundelrebenkranz trug erkannte angeblich alle Hexen! Hedera bedeutet Efeuähnlich
Bis ins 17. Jahrhundert war der Gundermann auch als Bierwürze beliebt. Von der Vergangenheit der Gundelrebe als Bierkraut zeugen alte Namen wie Gartenhopfen und Erdhopfen. Lange bevor der Hopfen zum Bierbrauen verwendet wurde nutzte man den Gundermann. Erst mit dem Reinheitsgebot von 1516 verschwand der Gundermann aus dem Bier.
Beschreibung und Aussehen der Pflanze: Pflanze mit über 1 m lang kriechenden, oberirdischen, wurzelnden Ausläufern und aufrechttragenden Blütentrieben. Stängel 4kantig, oft rötlich überlaufen.
Blätter: gegenständig, lang gestielt, nieren- bis herzförmig, grob gekerbt.
Blütenfarbe: violett
Blütenform: zygomorph. Die Blüten sitzen in den Blattachseln als Scheinquirle.
Früchte/ Samen: Klausenfrucht, vier Teilfrüchte.
Blütezeit: April bis Juni
Pflanzenhöhe: bis zu 30 cm. Aber die bodendeckenden Triebe werden bis zu einem Meter lang.
Besonderheiten: Die Einnahme von Gundermann als Saft, Tee oder Tinktur soll auch Schwermetalle, vor allem Blei, aus dem Körper leiten. Im 18. Jahrhundert wurde Gundermanntee von Büchsenmachern und Malern getrunken, um einer Bleivergiftung vorzubeugen.
Vorkommen: Standortansprüche: bevorzugt auf feuchten, schweren, fruchtbaren sowie kalkhaltigen Böden. Feuchte Wiesen, lichte Wälder, Gärten, Parkanlagen, Böschungen. Im Schatten oder Halbschatten, oft unter Sträuchern und Büschen.
Wie vermehrt sie sich: Über Samen, aber meistens über Ausläufer.
Welche Teile können genutzt werden: Blätter, Triebe, Blüten
Wie schmecken sie: Sehr typisches Aroma das man auch so schon riechen kann. Minzig, zitronig, leicht lakritzartig und auch nach Kampfer.
Gute Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl, Gerbstoffe, Bitterstoffe (u.A. Glechomin), Flavonoide, Saponine, Vitamin C, Kalium, Rosmarinsäure,
Weniger Gute Inhaltsstoffe: Der Bitterstoff Glechomin, kommt nur im Gundermann vor, ist für Menschen unbedenklich, steht aber in Verdacht für Pferd und Huftiere giftig zu sein. Möglicherweise auch für Nagetiere.
Volksmedizinischer Gebrauch: Der Gundermann wurde schon immer bei langwierigen Krankheiten eingesetzt. Er hilft bei schlecht heilenden eitrigen Wunden und auch eitriger Bronchitis, Harnwegserkrankungen oder Schnupfen. Aber auch bei Zahnfleischentzündungen. Überall da, wo Eiter und Schleim fließt, ist Gundermann angesagt. Die ätherischen Öle und Gerbstoffe wirken: wundreinigend, zusammenziehend, entzündungshemmend, wundheilungsfördernd und schmerzlindernd.
Pharmazie: Wird in der Homöopathie bei Hämorrhoiden und Durchfall verwendet. Ist unter Anderem in Galama Erkältungstee und in Hepaticum Divinal enthalten.
Nutzen für kosmetische Produkte: Für Waschungen oder als Badezusatz. Ölauszug als Salbenbeigabe oder Tinktur.
Verwendungsarten: Gundermann enthält viele ätherische Öle, daher wurde früher das Kraut in Milch gekocht. Dabei werden die Öle durch den Fettgehalt der Milch gebunden und verfliegen nicht so leicht. Für die Zubereitung in Milch eignet sich vor allem fette Milch.
Der Gundermann ist Bestandteil der Gründonnerstagssuppe. Ansonsten kann er in Quark, Kräuterbutter, Frischkäse, Suppen, Salaten und als Würze im Kräutersalz genutzt werden. Lecker schmeckt er auch im Kartoffelsalat und zu Eierspeisen. Aber er schmeckt auch zu süßen Speisen. Man kann Tee, Sirup und Limonade herstellen oder die Blättchen in Schokolade tauchen, ähnlich wie Aftereight.
Rezepte:
Wundöl: Frische, saubere Gundelrebenblätter (von Mai bis Juni) sammeln. Ein Schraubglas locker befüllen und dann die Blätter fest auf ein Drittel des Volumens zusammen pressen und an einen hellen, sonnigen und warmen Ort stellen. Nach einigen Tagen hat sich am Glasboden eine helle Flüssigkeit angesammelt - diese vorsichtig absieben und in einer dunklen Glasflasche an einem kühlen Ort aufbewahren.
Bei Bedarf, Watte mit dem Öl tränken und eitrige, schlecht heilende Wunden mehrmals täglich damit bestreichen.
Nasentropfen bei Schnupfen: 250 ml Wasser, 1/4 Teel. Meersalz,
1/2 Teel. Gundermannkraut, 1 Teel. Salbeikraut.
Wasser mit Salz kochen, Salbei und Gundermann hinzugeben, 10 Minuten ziehen
lassen, absieben, mit einer Pipette in die Nase träufeln.
Gundelreben-Eis: 2 Bananen und 1 Apfel schälen und fein zerkleinern. Den Saft einer Zitrone dazu geben. 5 g kleingeschnittene Gundelrebenblättchen samt den Blüten mit etwas Sahne pürieren. 300 g Sahne steif schlagen und unter die Masse heben. Mit Honig abschmecken, in Förmchen füllen und gefrieren lassen.
Das Eisrezept lässt sich auch mit Quark zur Nachspeise abändern.
Und natürlich das Wiesen-After Eight: Die Blättchen abzupfen und in geschmolzene Bitterschokolade wenden. Schmeckt ähnlich wie After Eight.
Warnhinweise: Gundermann ist zwar für den Menschen ungiftig, aber für manche Tiere giftig, insbesondere Pferde, Meerschweinchen, Hamster, Vögel.
Autor:Daniela Somers aus Untergruppenbach |
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