Keltern und Keller in Weinsberg
Kellerführung wo der Wein entsteht

- Ausgangspunkt Marktplatz
- Foto: Ursula Hamann
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Das Thermometer zeigt 30 Grad. Glücklich ist, wer an so einem Tag an der Kellerführung in Weinsberg teilnimmt. Diese alten Gewölbekeller, meistens erbaut im Mittelalter, halten Sommer wie Winter konstant 10 bis 12 Grad. Ideale Temperaturen zur Lagerung von Wein, Most, Lebensmitteln, Kartoffeln und vieles mehr. Weinexperte Rolf Fox erklärte bei der ersten Station im Schmidt'schen Keller beim Rathaus, dass die Einwohnerschaft Weinsbergs früher zum größten Teil aus Landwirten und Weingärtnern bestand. Bis zum 19. Jahrhundert war es nicht erlaubt den Wein selbst zu vermarkten. Dies blieb dem Klerus vorbehalten. Im Jahr 1868 gründete der Weingärtnerverein die Weingärtnergenossenschaft, die dann den Ausbau und die Vermarktung übernahm.
Stadtbaumeister Nicolas Rautenberg ging auf die baulichen Aspekte der Keller ein und gab Informationen, wie ein Kellergewölbe entsteht und weitere bauliche Besonderheiten. Anhand eines Planes konnte er aufzeigen, dass ungefähr 140 Gewölbekeller in Weinsberg verzeichnet sind; vermutet werden aber noch mehr. Tanja Birk vom Kulturamt unterhielt die Teilnehmer mit dem Gedicht „Der Klopferle“.
Der Weg führte die Gruppe vorbei am Dekanat zur ehemaligen Zehntscheuer, die im Bauernkrieg zerstört, wieder aufgebaut, und im zweiten Weltkrieg abermals ein Raub der Flammen wurde, der Keller aber blieb erhalten. Hier wurde die Exkursion von Horst Stengel, Sekt- und Weinmanufaktur begrüßt, der hier seine bekannten Sekte in traditioneller, klassischer Flaschengärung herstellt. Er lud die Gruppe zu einem hervorragenden Crémant, hergestellt aus weißgekeltertem Trollinger ein. Interessantes zu dem Verfahren der Flaschengärung und über den Keller selbst, erfuhren die wissbegierigen Besucher zusätzlich von ihm, sowie die baulichen Besonderheiten von Nicolas Rautenberg. Horst Stengel schloss mit dem Zitat von Marie-Antoinette „ Der Schaumwein ist der einzige Wein, der der Schönheit der Damen nicht abträglich ist.“
Bevor die Zeitreise im Helfensteinkeller endete, gab es noch einen Halt im Keller an der Bandhausgasse. Dort stand früher das „Bandhaus“ dies diente der Küferei, also der Herstellung von Fässern und Bändern (Fassreifen).
Die Begebenheit von 1440 „Trojanisches Fass“ brachte Tanja Birk zu Gehör. Ein Pferdefuhrwek, beladen mit einem großen Weinfass begehrte noch zu später Stunde Einlass am Stadttor. Um Mitternacht öffnete sich das Fass und heraus kamen bewaffnete Ritter unter der Führung Kunz von Bebenburgs. Sie nahmen Weinsberg ein und der Bebenburger verkaufte daraufhin die Stadt an den Pfalzgrafen für 3000 Gulden.
Zum wohlverdienten Abschluss erwartete die Teilnehmer im Helfensteinkeller eine vierteilige Weinprobe aus den „Blutostern-Weinen“, die von den Weingütern zur 500jährigen Wiederkehr des Bauernkrieges zusammengestellt wurden. Hervorragend geführt durch Rolf Fox wurden 2023er Herzgrüble Weingut Leiss, 2023er Kerner Justinus K, Genossenschaftskellerei Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg, 2023er Grauburgunder Sandstein Weingut Seyffer und 2021er Dezberg Lemberger Weingut Supp, zur Verkostung angeboten.
Diese empfehlenswerte Führung wird mehrmals im Jahr mit wechselnden Kellern durchgeführt. Auskünfte erteilt die Touristeninformation Weinsberger Tal.
Privatperson:Ursula Hamann aus Weinsberg |
Danke für deinen sehr interessanten Bericht 🥂