**Rundwanderung am Bannwald beim Bombensee**
**Rundwanderung am Bannwald beim Bombensee in der Nähe von Hessental**
Gestern haben wir eine grandiose Rundwanderung am Bannwald beim Bombensee gemacht. Bei 20°C. Das war sowas von herrlich. Die Farben, die Gerüche, ein Traum😍🌞
Vom Bombenabwurfgelände über ein Freizeitgelände bis zum Naturrefugium
Das Gelände des heutigen Bannwaldes hat eine bewegte Geschichte. Die deutsche Luftwaffe nutzte die Fläche zwischen 1936 und 1945 für Zielübungen. Vom Hessentaler Fliegerhost stiegen Flugzeuge vom Typ Dornier do 217 bis auf eine Höhe von 6000 Metern. Von dort warfen sie FX-Bomben ab. Die Piloten versuchten, eine Schlachtschiffattrappe aus Holzdielen zu treffen. Von massiven Betonunterständen aus wurde die Zielgenauigkeit erfasst.
Nach dem Krieg nutzte die US-Army, die im Camp Dolan stationiert war, den vormaligen Bombenabwurfsplatz weiter. In den 1950er-Jahren wurden weite Teile mit Nadelholz aufgeforstet, mit Douglasien, Fichten, Tannen. Mit leichter Artillerie feuerte sie auf das Gelände, vom Hessentaler Fliegerhorst aus, von Sulzdorf und von Herlebach. Später war Einkornwald Schauplatz von Manövern. In ihrer Freizeit picknickten die Soldaten auf dem weitläufigen Gelände oder angelten im Bombensee.
Wer mehr über die militärische Nutzung des Einkornwaldes sowie über die Geschichte des Flugplatzes in Hessental erfahren möchte, dem sei der Besuch des Museums in der Stauffenbergstraße 35 ans Herz gelegt. Es hat jeden ersten Samstag im Monat geöffnet.1993 wurde das Camp Dolan aufgelöst. Im Mai 1995 wurde die 123,5 Hektar große Fläche am Haller Einkorn als Bannwald ausgewiesen. gm/sel
Es ist ein Bannwald, doch das heißt nicht, dass Betreten verboten wäre. Wer auf dem Haller Einkorn über die Altspöcker Straße zum Bombensee spaziert, kann folgenden Hinweis auf einem Schild lesen. „Bannwald – Dieser Wald soll sich ungestört zum ,Urwald von morgen’ entwickeln. Er dient außerdem als wissenschaftliche Beobachtungsfläche für die Urwaldforschung.“ Wohin entwickelt sich dieser Urwald?
Joachim Süssmuth steuert den Wagen über die Altspöcker Straße in den Wald. „Links ist Schonwald, rechts der Bannwald“, erklärt Süssmuth. Er ist im Forstbezirk Tauberfranken für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Ein Unterschied zwischen beiden Waldstücken ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Der Schonwald soll Puffer zum bewirtschafteten Wald sein. Privatwaldbesitzern soll kein Grund zur Klage gegeben werden, aus dem Bannwald würde massenhaft Ungeziefer auswandern.
Im Wald ist nicht aufgeräumt
Süssmuth parkt das Auto, mit ihm und Gerald Schugt geht es ein Stück in den Bannwald. Schugt ist der zuständige Förster für den Bannwald. Er leitet das Revier Hohenloher Berge, das seinen Sitz in Waldenburg hat. Nach wenigen Schritten zeigt sich, dass der erste Eindruck vom Auto aus getrogen hat: Nicht überall, aber auf etlichen Flächen des Waldes liegen Baumstämme quer. Es sieht nicht aufgeräumt aus, wie sonst im Wald. „Viel Totholz“, erklärt Schugt. „Bäume, die beim Frühjahrssturm umgebrochen sind und totes Holz, das schon seit zehn Jahren liegt.“ Schugt zeigt nach Norden. Durch die Baumstämme und den Nieselregen hindurch sind hellere, rotbraune Nadelbäume zu sehen. Tote Fichten. Im bewirtschafteten Wald müssten diese sofort herausgenommen werden, hier im Bannwald bleiben sie.
Von Natur aus würde es auf diesem Gebiet einen Buchen-Eichen-Wald geben. Wird sich jetzt ein solcher entwickeln? „Nach 45 Jahren totalem Kahlschlag wurde hier vor 70 Jahren Nadelholz gepflanzt“, erklärt Süssmuth die Historie. Nach dem Krieg sei Bauholz gebraucht worden. Die bestehenden Bäume – Fichten, Tannen, Douglasien – samen aus. Über Eichelhäher oder Eichhörnchen würden vereinzelt Bucheckern oder Eicheln eingebracht. Was im Lauf der Jahrzehnte Bestand habe, werde sich zeigen. Schugt meint: „Die Baumzusammensetzung wird sich erst einmal nicht groß ändern.“ Auch dass die Förster im Schonwald vor allem Buchen und Eichen fördern wollen, habe wenig Einfluss. „Der Laubwald wird sich im Schonwald schneller einstellen“, prognostiziert Schugt. Dort fördert er Laubbäume gezielt. Das wirke sich auch auf die Artenvielfalt aus, diese sei derzeit im Schonwald größer als im Bannwald.
Und was macht der Klimawandel mit dem angehenden Urwald? „Es wird die nächsten 25, 30 Jahre noch mehr Totholz geben. Der Wald wird unbegehbar werden.“ Zudem dürfte es Insekten geben, die vor 20 Jahren noch keine Rolle gespielt haben, ergänzt Schugt. Zu den Eichenprozessionsspinnern kämen dann Buchenkäfer oder Schwammspinner hinzu. Schugt macht auf junge Fichten aufmerksam. Diese dürften nach dem Jahrhundertsommer 2003 aufgegangen sein. Ob sie weitere Trockensommer oder Borkenkäfer überstehen? „Es wird eine Baumartverschiebung geben“, ist sich Süssmuth sicher. Aber bis diese offensichtlich sei, würden viele Jahre vergehen.
Quelle: https://www.swp.de/lokales/schwaebischhall_einkorn_bannwald_urwald-51190302.html?refreshSession=1#paywall-login-register-content
Autor:Ralf Röser aus Hohenlohe |
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