Im Zwiespalt der Gefühle ...
Heute Morgen saß das kleine, etwas schwächelnde Ringelchen Moritz außerhalb des Käfigs (Ich halte beide Türchen auch über Nacht offen) auf dem Terrassentisch inmitten der mit Körnern gefüllten Schale und pumpte mit den Flügeln, als er mich gesichtet hat. Von Max, der seit vorgestern wieder weg geflogen war, fehlte allerdings jede Spur.
Moritz frisst viel zu wenig, das heißt sein Kropf fühlt sich meist zu leer an, und daher muss ich ihn von Hand "zufüttern". Meist sitzt er dann außerhalb dem Käfig auf dem Boden der Terrasse oder auf den Zweigen der Raumabtrennung und auch auf dem Efeuzweigegeflecht über dem Terrassentisch, das wir mit einer 100-er Lichterkette zur Deckenleuchte umfunktioniert haben.
Zweimal habe ich heute mit ziemlicher Sicherheit den Max an unserer Terrasse vorbei fliegen sehen in Richtung der hohen Bäume auf dem Wiesenhang daneben.
Und als ich mal wieder so um zirka 13 Uhr auf die Dachterrasse hinaus gegangen bin, saßen beide Ringelchen, also Moritz und auch Max, auf dem Boden und begrüßten mich freudig mit einem Hin- und Hergeflatter ihrer Flügel. Obwohl ich beide recht gut optisch auseinander halten kann ... Max ist größer, hat das besser entwickelte Gefieder und auch meist einen besser gefüllten Kropf als Moritz ... so erkenne ich sie doch auch an folgender Eigenart: Moritz steckt seinen Schnabel immer noch in den Zwischenraum von zwei meiner Finger (das simuliert den Schnabel der adulten Elterntiere) und verharrt dahinter mit aufgesperrtem Schnabel, in den ich dann ein Korn einwerfen muss. Und Max steckt einen meiner Finger wie weit in seinen Schnabel und versucht diesen ständig von meiner Hand "abzureißen".
Meist bleibt Max einen oder auch mal zwei Tage, dann auch über Nacht im Käfig bei seinem Geschwisterchen Moritz, aber dann verschwindet er auch wieder für 2 bis 3 Tage.
Oft habe ich ihn auch schon im Eimer mit dem Körnerfutter entdeckt, wo er sich manchmal einfach so "bedient".
Auf der einen Seite möchte ich ja soo sehr, dass die beiden draußen in der Natur ihr selbständiges Leben fristen, andererseits freue ich mich natürlich auch über die Zuneigung mir gegenüber. Schließlich sind sie Wildtauben, aber durch die Aufzucht als Küken haben sie natürlich auch ein gewisses Zutrauen zu mir, der "Ersatzmama".
Obwohl sie bei uns sicher ein längeres Leben haben würden ... Ringeltauben dürfen von Jägern zu bestimmten Zeiten abgeschossen werden, aber viel schlimmer ist das, was Taubenhasser ihnen antun .... trotzdem sollten sie der Natur zurück gegeben werden und die Aufzucht von hilflosen Wildtauben-Küken sollte eine Ausnahme bleiben.
Nachtrag:
Als ich mich kurz vor 15 Uhr aufgemacht habe zum ECHO Austragen war nur noch Max auf der Terrasse. Moritz hatte es doch tatsächlich gewagt fort zu fliegen! Als ich um 18:30 Uhr zurück war, war immer noch nur Max anwesend. Allerdings klingelte es bald darauf an der Haustüre und die Nachbarn unter uns gaben mir Bescheid, dass Moritz bei ihnen auf der Terrasse sitzen und dort Körner futtern würde. Ich ließ ihn gewähren, weil die beiden Kinder so viel Spaß mit ihm hatten. Später wollte ich ihn abholen, aber dann war er fort geflogen.
Das ist nun die allererste Nacht, wo sowohl Max als auch Moritz weg sind, und wahrscheinlich diese in dem hohen Baum nebenan verbringen. Ich denke, das ist der erste entscheidende Schritt in die Selbständigkeit.
Autor:Gudrun Schickert aus Künzelsau |
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