Unterwegs in Mosbach Teil 6
Die Gutleutanlage

Gutleutkapelle vom Friedhof aus gesehen. | Foto: Daniela Somers
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  • Gutleutkapelle vom Friedhof aus gesehen.
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Vor den Toren der Stadt liegt die Gutleutanlage. Diese Anlage stammt vermutlich aus dem späten Mittelalter und diente als Heimstätte für Lebrakranke (Aussätzige). Wie die Lepra nach Mitteleuropa gekommen ist, ist noch nicht ganz klar. Sie soll eine der ersten Krankheiten der Menschheit sein und wird durch Bakterien übertragen. Forscher gehen davon aus, dass die Bakterien schon vor über 10000 Jahren in Ostafrika zu finden waren. Nachgewiesen wurden sie auch in 4000 Jahren alten Funden in Indien. Es gibt Vermutungen, dass sie durch Eichhörnchen übertragen wurden. Denn Eichhörnchenfell war zu dieser Zeit sehr beliebt. Und wurde auch von überall her eingeführt. Aber es gibt auch noch einige andere Theorien.  Auch wie die Krankheit wieder verschwand, ist nicht gesichert. Aber zu dieser Zeit kam immer mehr in Mode zu baden. Das Wasser des Kandelbachs wurde in große Zuber geleitet. Darin nahmen Männlein und Weiblein gemeinsam Platz. Die „Bader“ wuschen, massierte und frisierten ihre Kundschaft. Und sie achteten dabei auch auf verdächtige Geschwüre. Lepra ist nur schwach ansteckend und hat eine lange Inkubationszeit. Bis zu fünf Jahren kann es dauern, ehe man Symptome bemerkt. Das war im Mittelalter natürlich noch nicht bekannt.
Makabererweiße wurden die Kranken schon zu Lebzeiten offiziell für tot erklärt. Sie musste sich in einen Sarg legen, auf den drei Schaufeln Erde geworfen wurden. Dann feierte man ihre Totenmesse. Das Mittelalter war ganz schön makaber und grausam. Die Leprakranken mussten auch auf sich aufmerksam machen wenn sie irgendwo liefen. Sie mussten mit Holzklappern bei jedem Schritt klappern. Damit jeder rechtzeitig ihnen ausweichen konnte. Das Geräusch verdammte sie natürlich auch zur lebenslanger Isolation.
Im 13. oder 14. Jahrhundert wurde vor den Toren Mosbachs dann dieses Anwesen gegründet. Ursprünglich für Aussätzige, also Leprakranke. Die erste urkundliche Erwähnung beider Häuser erfolgte 1418 in einer Stiftungsurkunde des Chorherren Diether von Grünsfeld. Allerdings geht man davon aus, dass zu dieser Zeit die Lepra schon nicht mehr gewütet hat und die Häuser als städtische Armen-, Siechen- und Fremdenhäuser genutzt wurden. Die Kapelle wurde zwischen 1430 und 1440 von Johanna von Bayern, der Gemahlin von Pfalzgraf Otto I., gestiftet. Das Innere der Kapelle soll sehr schön aussehen und mit vielen Wandmalereien geschmückt sein. Man kann sich die Schüssel wohl in der Touristeninfo abholen. Das werde ich bei meinem nächsten Besuch in Mosbach unbedingt tun. Die Mosbacher Gutleutanlage – zwei Wohnhäuser und das Kirchlein – gehört zu den am besten erhaltenen Ensembles in Deutschland.
Gleich neben der Anlage ist der Friedhof von Mosbach. Er ist dort seit ca. 1520 und hat den Friedhof in der Innenstadt abgelöst. Man sieht rings um die Kapelle und auch entlang der Friedhofsmauern viele historische Grabsteine und Epitaphe.
Die Gebäude der der Gutleutanlage dienten später, beim Bau der Eisenbahnstrecke, als Spital für Eisenbahnarbeiter. Die Kapelle wurde auch schon als städtisches Leichenhaus benutzt.
Heute werden Gutleuthaus und Elendshaus als Wohnhäuser genutzt, die Kapelle dient als Friedhofs- und Hochzeitskapelle sowie für verschiedene kulturelle Zwecke.
Woher der Name dieser Anlage kommt ist nur Spekulation. Die Anlage lag immer schon an einer viel befahrenen Strasse und die Kranken bettelten dort für ihren Lebensunterhalt. Dadurch gaben sie den anderen Menschen die Chance etwas Gutes zu tun. Sich also durch Almosen einen Platz im Himmel zu erkaufen.
Das war der letzte Teil meines Ausflugs nach Mosbach. Aber natürlich werde ich irgendwann noch wieder kommen und die Sehenswürdigkeiten anschauen, die ich dieses Mal verpasst habe. Die Erklärungen stehen wie immer unterhalb der Bilder.
Und hier nochmals der ganze Ausflug nach Mosbach: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5

Autor:

Daniela Somers aus Untergruppenbach

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