Musik zur Marktzeit in Michaelskirche

Interview mit Sara Musumeci

DiGi: Hallo Sara, nochmals herzlichen Glückwunsch zu deinem Konzert in Schwäbisch Hall! Ich bin immer noch begeistert davon!
Wie hat es dir in der Michaelskirche gefallen und wie fandest du die Orgel?

Sara: Ich liebe gotische Kirchen! Die Michaelskirche hat mir sehr gut gefallen, besonders die Orgel. Es ist ein außergewöhnliches Instrument!

DiGi: Wann hast du die Musik und insbesondere die Orgel für dich entdeckt?

Sara: Mit 10 die Leidenschaft für die Orgel, mit 5 fing ich an Klavier zu lernen.

DiGi: Du bist also mit Musik aufgewachsen, wie schön! Gibt es noch weitere Musiker in deiner Familie?

Sara: Ja, meine Schwester ist Geigerin und Paolo, mein Lebensgefährte, ist Organist wie ich.

DiGi: Wann bist du zum ersten Mal als Pianistin aufgetreten?

Sara: Ganz genau weiß ich es nicht mehr, aber ich war sehr jung, so 15 oder 16 Jahre; auch beim ersten Orgelkonzert war ich 16, glaube ich.

DiGi: Gibst du auch Unterricht?

Sara: Ja, ich unterrichte Musik an der Scuola Media (Sekundarstufe), 18 Stunden pro Woche, ein volles Deputat, sehr beanspruchend.

DiGi: Oh, dann sind wir Kolleginnen, wenn auch zeitversetzt. Und ich dachte, du würdest nur mit dem Konzertieren deine 'Brötchen verdienen'!

Sara: Nein, unmöglich, zumindest für mich! Ich mache beides.

DiGi: Tatsächlich geht es den meisten Musikern genauso. Was halten deine Schüler*innen davon, dass du eine erfolgreiche Organistin bist und sogar Konzerte in Deutschland gibst? Sind sie stolz auf dich?

Sara: Na klar, sie folgen mir auf Instagram 😂

DiGi: Bei euch in Italien fangen bald die Sommerferien an...

Sara: Ja, das stimmt für die Schulferien; aber für mich wird es ein Sommer voller Konzerte sein.

DiGi: Bereitest du schon dein nächstes Konzert vor?

Sara: Ja, es ist am 24. Juni in Mailand!

DiGi: Wie machst du es mit dem Üben? Gehst du dazu immer in die Kirche oder hast du eine Truhenorgel zu Hause?

Sara: Ich habe eine Orgel zu Hause, das ist viel komfortabler.

DiGi: Aber hast du da alle Register?

Sara: Ja, es ist eine Hauptwerk, also eine digitale Orgel.

DiGi: Oh, das war mir neu! Wie lange übst du normalerweise?

Sara: Es hängt davon ab, wie viel Zeit ich habe, durchschnittlich 2 Stunden am Tag, vor einem Konzert übe ich länger.

DiGi: Sara, mich beschäftigt immer noch das Werk von Bach, das du letzten Samstag gespielt hast. Als ich es gehört habe, dachte ich an alles, was in den zurückliegenden Jahren der Pandemie passiert ist... und an den schrecklichen Krieg in der Ukraine. Das heißt doch, dass mir die Musik nicht einfach gefällt, weil sie schön und kunstvoll ist, sondern dass sie mich emotional anspricht.
Kann es sein, dass diese Fuge die einzige ist, in der Bach die Regeln für eine Fuge nicht beachtet hat - aus dem Schmerz über seinen großen Verlust heraus?

Sara: Die Fuge ist streng nach Bach'scher Manier aufgebaut, aber überaus modern durch die Dissonanzen.

DiGi: Sara, die meisten Musiker sitzen beim Konzert auf der Bühne, vor dem Publikum. Als Organistin bist du während des Konzerts sozusagen unsichtbar. Hast du trotzdem Lampenfieber?  

Sara: Sicher doch! Vor einem Auftritt gibt es immer ein wenig 'positive' Anspannung 😊

DiGi: In der Mailänder Scala hat neulich  während des Konzerts ein Handy geklingelt. Daraufhin hat Riccardo Chailly  das Konzert unterbrochen, mit den Worten: "Gehen Sie ruhig ran, wir spielen nachher weiter." 
Ist dir schon mal etwas Ähnliches passiert? 

Sara: Nein, zum Glück nicht! 

DiGi: Gut, dann hoffe ich, dass das so bleibt! Wann und wo spielst du wieder in Deutschland?

Sara: Am 1. Juli in Dortmund, danach in ... (siehe Abbildung 9)

DiGi: Noch eine Frage zum Schluss: Was möchtest du deinem Publikum gerne sagen?

Sara: Ich möchte DANKE sagen, denn ich freue mich immer sehr, wenn mir Wertschätzung entgegengebracht wird, das ist immer eine große Befriedigung für mich.