Naturkindergarten Hoffnungsland Brackenheim
Baumpflanzaktion rückt Streuobstwiese als erhaltenswertes Kulturgut und wertvolles Biotop ins Bewusstsein
Wo Prinzen auf Bäumen wachsen
von Helga El-Kothany
Für die 16 Kinder des Brackenheimer Naturkindergartens Hoffnungsland ist der vergangene Gründonnerstag ein ganz besonderer Tag. Am späten Vormittag schwärmen sie zuerst aus, um die Osternester zu suchen, die auf der angrenzenden Streuobstwiese versteckt sind. Danach wartet noch eine nicht alltägliche Aufgabe auf sie, zu der sich schon weitere Gäste eingefunden haben, darunter Bürgermeister Thomas Csaszar als „Hausherr“ des städtischen Geländes und Diakon Jochen Baral von den Apis, gemeinsam mit "Aktion Hoffnungsland" Träger des Kindergartens: Sie dürfen mithelfen, Bäume zu pflanzen!
In einer Pflanzaktion für mehr Artenvielfalt haben Biolandwirt Jürgen Winkler und Mitarbeiter bereits einige neue Apfel- und Birnbäume gesetzt. Mit weiteren Baumspenden im Rahmen von „Voelkel pflanzt Zukunft“ beteiligt ist Deutschlands größte Naturkostsafterei, Voelkel aus Niedersachsen, vertreten durch Friedrich Steep. Die von ihm mitgebrachten Früh-, Herbst- und Spätäpfel, alles alte Sorten, sorgen für eine lange Erntezeit.
Viele der alten Bäume auf der Wiese sind bereits abgestorben. Aber auch wenn sie keine Früchte mehr tragen, erzählt Jürgen Winkler den Kindern, seien sie Nahrungs- und Lebensraum für Vögel und Insekten. Auch Pilze, Moose und andere Pflanzen siedelten sich darauf an. Sie seien also ein wertvoller Teil dieses Biotops, auf das er und Tochter Marion mit der Aktion aufmerksam machen und erhalten möchten.
„Gibt's auch Kirschen?”, möchten viele Kinder wissen. Sie haben Glück. „Die Bäume am Rand sind alles Kirschbäume”, sagt Winkler.
Weniger Glück hat die lebhafte Gruppe mit dem von allen vehement nachgefragten Gummibärenbaum. Und mit dem Lollibaum sieht's nicht besser aus.
Dafür hätten sie nun einen Schatz, tröstet Steep. Zwischen den Bäumen gebe es viel zu entdecken. „Über 1000 Insektenarten findet man hier.” Auch ihm ist es wichtig, die Streuobstwiese, ein altes Kulturgut, wieder ins Bewusstsein zu rücken.
„Uuund zack! Uuund zack!” Nachdem Alkmene, ein traditioneller Tafelapfelbaum, in den Boden gerammt ist, helfen viele Kinder mit, die Erde festzutrampeln. „Damit der Baum gerade steht.” Zuvor haben einige die herangekarrte Erde erfolgreich durchwühlt auf der Suche nach Würmern und Tausendfüßlern. Berührungsängste haben die „Naturkinder“ keine.
Als besonderes Geschenk hat Friedrich Steeb einen Prinzenapfelbaum mitgebracht, der hoffentlich bald Früchte trägt. Auf jeden Fall werden die Kinder täglich erleben, wie sich die kleinen Prinzen – und auch die anderen Früchte - entwickeln.
Auch exotische Kakis möchte Jürgen Winkler anpflanzen, die bei ausreichend warmem Wetter dort gedeihen, wo auch Trauben wachsen. Im Herbst, wenn alle anderen Früchte schon geerntet sind, wären die leuchtend gelb-orangefarbenen Früchte noch schöne Farbtupfer auf der Wiese - und gut schmecken sie auch.
Bleibt die Frage, was mit den städtischen Früchten passiert! Da macht Bürgermeister Thomas Csaszar den Kindern einen Vorschlag, der stimmkräftig angenommen wird: „Wenn sie reif sind, ernten wir sie zusammen!”
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