Und wieder ein schwerkrankes Tier auf Pfingsten!
Am Samstagnachmittag vor Pfingsten brachte unser Sohn nach dem Versorgen seiner Chinchillas in deren Zuhause in Kupferzell-Künsbach ein kleines, etwa zweijähriges Chinböckchen mit nach Hause, der ihm durch unkontrollierte Dreh- und Kopfbewegungen im Stall der Familie aufgefallen war. Er ist der Partner eines Weibchens und wurde erst vor ca. 4 Wochen Papa von zwei hübschen Nachwuchs.Plüschkugeln.
Zuerst dachten wir an eine Infektion mit Giardien, Parasiten im Darm von vielen Nagern, die aber erst bei Stress oder einer anderen Grundkrankheit Krankheitserscheinungen machen.
Allerdings sind bei massivem Giardienbefall die Koordinationsstörungen und das Drehen um die eigene Körperachse relativ untypisch, denn im Vordergrund steht da schmieriger Durchfall, was der tierische Patient aber nicht hatte.
Mein Verdacht fiel daher sofort auf Enzephalitozoonose Cuniculi, kurz auch E.C. genannt, oder zu Deutsch Dreh-, Schiefhals- oder Sternguckerkrankheit. Auch diese Erkrankung entsteht durch einen Parasiten, den Enzephalitozoon cuniculi, den v.a. fast jedes Kaninchen in sich trägt und daher E.C.auch eher bei Karnikeln ausbricht. Auch hier kommt es durch Stress (Geburt!) oder dgl. zum Ausbruch, wenn die Parasiten sich schlagartig vermehren, dadurch die Hirnschwelle des betroffenen Tieres passieren können und somit die neurologischen Ausfälle auslösen. Bei Chinchillas kann man darüber überhaupt nichts im Netz finden, aber beim Notdienst einer Tierarzt-Praxis im Odenwald bestätigte man mir meine Verdachtsdiagnose, und sagte mir auch, dass die Prognose sehr schlecht bei den kleinen Chins wäre (80% Letalität). Am Pfingstsonntag in aller Frühe fuhren wir zu dem besagten Notdienst, wo die Tierärztin der Meinung war, dass sie dem Chin bei konsequenter Überwachung Zuhause durch mich eine größere Überlebenschance einräumen würde als bei ihnen stationär.
Also nahmen wir den Kleinen wieder mit vielen Medikamenten beladen nach intensiver Behandlung dort, auch einer Infusionsquaddel unter die Haut (ca. 5 ml), wieder mit, wo ich rund um die Uhr leider ihn "quälen" musste: Am Pfingstmontag nochmals durch eine Quaddel setzen über eine Infusion, da der Kleine immer noch nicht fraß und keine Flüssigkeit zu sich nahm, und über den Tag verteilte Eingabe von diversen Medikamenten per Spritze ins Mäulchen, v.a. einem Entwurmungsmittel gegen die Parasiten.
Der Kleine hat mich am Pfingstmontag zum Dank meiner Bemühungen auch prompt in den Daumen gebissen, was aber schon fast verheilt ist.
Inzwischen frisst er, wohl Apfel, was er eigentlich nicht so viel wegen dem Zuckergehalt bekommen soll.(Chins neigen zu Diabetes) Aber da ist ja auch Flüssigkeit drin. Und Saaten, Körner und diverse getrocknete Heilkräuter nimmt er nun auch zu sich.
Dem Schätzchen geht es wieder Erwarten gut, obwohl er nie davon geheilt werden kann.
Aber wenn er nur wieder noch eine etwas verlängerte Lebenszeit bei seiner Familie erleben darf, dann war mein Bemühen das wert.
Die Jungtiere und sein Weibchen müssen jetzt besonders stark von uns beobachtet werden, denn sie können bereits von ihm angesteckt worden sein. Wir behandeln sie auch prophylaktisch mit Vitamin-B-Komplex-Gaben über ihr Pelletsfutter.
Ich war sehr eingespannt über Pfingsten, aber es freut mich und die Tierärztin auch sehr, dass er wahrscheinlich die akute Phase des EC-Anfalls überstehen wird.
Es würde mich sehr freuen, wenn auch ihr Lieben meine Freude darüber teilen würdet.
Hier einige Fotos, die er nur mit Geschimpfe aus Angst vor mir von sich machen liess
Autor:Gudrun Schickert aus Künzelsau |
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